„Hm, warum haben wir damals eigentlich aufgehört?“
Weil Punkrock nicht totzukriegen ist und sich aktuelle deutsche Bands mehr denn je auf Protagonisten des Genres wie „Terrorgruppe“ oder „Donots“ beziehen, verwundert es nicht, dass in der heimlichen Hauptstadt des Punkgedöns‘, Trier nämlich, ein erstklassig besetztes Punkrock-Mini-Open-Air stattfinden wird. „Freitag, der 13. – Blutnacht der Zombiepriester“ heißt die Veranstaltung an ebendiesem Tag auf der Sommerbühne im Exhaus. Neben „Terrorgruppe“ und „Donots“ gehören auch noch „Meg’n Jez“ und „Scheisse Minelli“ zum Line-up. Spaß und blaue Flecken sind ab 18.30 Uhr also programmiert.
Während die „Donots“ als eine der erfolgreichsten und bekanntesten deutschen Punk-Acts ihr zwanzigjähriges Bestehen feiern, musste die nicht minder credibile „Terrorgruppe“ sich erstmal auflösen, um nach fast zehn Jahren Pause wieder wie Phönix aus der Salzsäure aufzusteigen. „Terrorgruppe“-Gitarrist Johnny Bottrop war sich im E-Mail-Interview nicht zu schade, meine mit schludrig gegoogeltem Halbwissen verfassten Fragen geduldig und informativ zu beantworten, obwohl er schon auf gepackten Gitarrenkoffern im Tourbus saß.
16vor: Vor ungefähr 20 Jahren angefangen, vor 10 Jahren aufgehört, jetzt die Reunion. Was waren jeweils die Gründe?
Johnny Bottrop: Keine Reunion … ein Comeback, wie’s so schön heißt. Zehn Jahre nach dem letzten Konzert stehen wir wieder zusammen auf der Bühne. Die Band hat sich ja nie offiziell aufgelöst oder so, aber Sänger Archi MC Motherfucker hatte Ende 2005 seinen Austieg erklärt. Von da gab’s keine weiteren Aktivitäten. Die Frage müsste ja eigentlich lauten: „Warum erst jetzt wieder zusammenraufen?“ Warum so spät? Weil wir vorher überhaupt keine Zeit hatten, uns mal mit so was zu beschäftigen. „Wir waren ja immer mit zig verschiedenen Sachen zugange. Bands, Label, Touren, Studios …
Beim Glotzen der „Terrorgruppe“-DVD „Sündige Säuglinge“ kam dann so langsam der Gedanke: „Hmm, warum haben wir damals eigentlich aufgehört? War ja alles gar nicht so schlecht damals, ganz schön gut sogar…“. Archi und ich haben dann zum Erscheinen der DVD extrem viele Interviews gegeben und in fast jedem Interview kam die Frage auf, ob wir denn nicht mal wieder so was wie Konzerte planen. Anfangs haben wir immer strikt „Nö“ gesagt. Aber als irgendwann der Dreißigste ankam, haben wir uns schon so langsam mal gefragt, ob nicht alle diese Menschen vielleicht doch Recht haben und wir Unrecht.
16vor: Wie war das bei den ersten Proben – eher schön und gut oder eher seltsam? Oder gab es vorher schon Projekte, bei denen ihr zusammengearbeitet habt?
Bottrop: Proben liefen voll super! Der Körper erinnnert sich zwar mehr an die Lieder als der Kopf … aber läuft. Großer Spaß! Die ersten Songs, die wir geprobt haben waren „Allein gegen alle“, „Neulich Nacht“, „Mein Skateboard ist wichtiger als Deutschland“ und „Sonntag morgen“. Die Auswahl war eher zufällig.
In den ganzen letzten zehn Jahren hab ich übrigens ständig mit Archi einen Haufen Punkrock- und H.C.-Platten rausgebracht – „Scheisse Minnelli“, „Crackhuren“, „Deconstruction“-DVD, „The Movement“, die „Inferno Anthology“ … er hat aufgenommen und produziert, ich hab dann das Vinyl und die CDs gepresst und veröffentlicht.
16vor: Eure Musik wird häufig unter Fun-Punk einsortiert, aber in euren Songs sind auch sehr große Ska-Einflüsse zu hören. Gab es aus dieser Richtung irgendwann Vorbilder oder wie kam es dazu?
Bottrop: Naja … ein Ska- und Rocksteady-Purist würde das höchstens als „Offbeat-Punk“ bezeichnen; und genau so nennen wir es selber auch – nicht „Ska“. Große Offbeat-Punk-Vorbilder sind „Operation Ivy“, „Serious Drinking“ und die „Offs“, aber die kennt heutzutage kein Mensch mehr.
16vor: Gibt es bei den anstehenden Konzerten auch neue Stücke zu hören?
Bottrop: Ja und nein, manchmal, aber nicht immer.
16vor: Wie sind eure nächsten Pläne? Im August soll es ja eine neue EP geben.
Bottrop: Mitte August werden wir den Proberaum aufräumen und die Gesangsanlage reparieren. Dann muss ich zum Zahnarzt und dann kommt eine riesige … aber das darf ich jetzt noch nicht verraten.
16vor: Ihr seid eine ausgezeichnete Band. Ist das frustrierend, wenn der große kommerzielle Erfolg trotzdem an einem vorbei geht? Oder darf und will man als Punkband gar nicht supererfolgreich sein?
Bottrop: Wir sind Kommerz mit Herz – nicht übermäßig famous und keine Stars oder etwa ein Sell-Out, sondern 100 Prozent „dedicated“ und detailreich bei allem, was wir so treiben … und damit sehr, sehr, sehr glücklich!
16vor: Diese Frage darf natürlich nicht fehlen: Am 13. Juni spielt ihr mit den „Donots“ und anderen in Trier. Gibt es irgendetwas, das ihr mit der Stadt verbindet?
Bottrop: Na klar: das Ex-Haus, das saugute Wetter (immer wenn wir in Trier spielen), die Römer, Karl Marx und viele gute Punk-Rock-Partys!
von Uwe Reinhard