An der Platte den Kopf hinhalten

Laufen oder Schwimmen ist manchen Menschen zu monoton, um sich fit zu halten. Doch selbst wenn einem die traditionellen Ballsportarten nicht liegen, muss man in Trier nicht auf Spaß, Bewegung und Wettkampf verzichten. Warum es nicht mal mit Parkour, Einradhockey oder Ultimate Frisbee versuchen? In der Serie “Triers Trend- und Randsportarten” stellt 16vor jeden Monat eine ungewöhnliche Sportart vor. Heute: Headis.

2006 in einem Freibad in Kaiserslautern: Der Fußballplatz ist besetzt, also weicht René Wegner mit seinen Kumpels auf die Tischtennisplatte aus. Mit den Händen zu spielen, stellt keine große Herausforderung dar, also versuchen sie es mit dem Kopf. Eine neue Sportart ist geboren.

Headis (engl. head = Kopf + Tennis), auch Kopfballtischtennis genannt, kombiniert das Kopfballspiel des Fußballs mit der Taktik des Tennis und den Tischtennisregeln. Gespielt wird auf herkömmlichen Tischtennisplatten mit einem speziell angefertigten Plastikball von der Größe eines Handballs. Die Netzkante ist durch eine Metall-Stange verstärkt. Gewinner ist, wer zuerst zwei Sätze (bis 11 Punkte) für sich entscheiden kann. Seit 2008 werden deutschlandweit in regelmäßigen Abständen rund zehn Turniere pro Jahr gespielt, einmal im Jahr findet eine Weltmeisterschaft statt. Wie bei anderen Sportarten existieren auch Gesamtklassements für Frauen und Männer, deren Führender nach jeder Turnierserie ausgezeichnet wird. Aber trotz all der Professionalität und Korrektheit: beim Kopfballtischtennis geht es um den Spaß. Auch wenn es natürlich keinen Spieler gibt, der einen Punkt verschenkt, ohne vorher alles gegeben zu haben.

Zunächst sieht es vielleicht ein wenig albern aus, wenn sich zwei Kontrahenten die 100 Gramm schwere Kugel zunicken. Doch schon beim ersten Ausprobieren bekommt man die Schweißperlen auf die Stirn getrieben. „Die Nacken- und Beinmuskeln werden besonders beansprucht, generell ist es aber ein Ganzkörpersport“, erklärt Lisa Brommenschenkel aus Trier. „Anders als beim Tischtennis darf man einen Ball auch volley nehmen und dabei auf die Platte steigen, was Headis zusätzlich spektakulär und attraktiv macht.“

Die 20-jährige Studentin ist bereits über zwei Jahre für den 2010 gegründeten Trierer Headis-Verein „Rummelfoarzer“ aktiv. Vergangenen Februar konnte sie als erste Spielerin aus der Römerstadt ein Turnier für sich entscheiden. „Ich habe mich natürlich riesig gefreut. Vor allem weil ich die mehrfache Weltmeisterin aus dem Turnier werfen konnte, die ich zuvor noch nie besiegt hatte“, erzählt sie. Trotzdem geht sie in Zukunft wieder ganz locker an den Start: „Headis ist ein Spaß-Sport, es geht um die Freude am spielen. Daher werde ich mich auch beim nächsten Turnier bemühen, möglichst weit zu kommen, bin aber auch nicht traurig, wenn ich rausfliege. Viel wichtiger ist die Atmosphäre bei einem Turnier“, findet die Titelverteidigerin, die es im Training regelmäßig mit den Männern aufnimmt.

Apropos Spaß: Auch abseits der Platte ist man grundsätzlich um grinsende Gesichter bemüht. So legt sich beispielsweise jeder Turnierteilnehmer einen Spielernamen zu, mit dem er ab seinem ersten Turnier zu jedem Wettstreit aufgerufen wird. Auf Rang 2 der Weltrangliste findet sich aktuell „Don Heado Corleone“ ein, während „Lord Voldehead“ (5.) und Erfinder Wegner als „Headi Potter“ (7.) von weiter unten grüßen. Triererin Lisa belegt als „Headi Bobics junger Tatapan“ bei den Frauen momentan ebenfalls Rang 7.

Bei soviel Originalität und Lockerheit ist es kein Wunder, dass Headis 2010 auf der Sportmesse ISPO in München zur Trendsportart des Jahres gekürt wurde. Und sogar einige Fußballvereine aus der 1. Bundesliga nutzen den Sport in der Saisonvorbereitung, um ihr Kopfballspiel in Technik und Präzision zu verbessern. Neben Borussia Dortmund, Hannover 96 und dem 1.FC Kaiserslautern ist auch der FSV Mainz 05 dem Trend gefolgt. Trainer Thomas Tuchel bezeichnete Kopfballtischtennis in einem Interview mit Erfinder René sichtlich begeistert als „koordinativ, technisch und auch konditionell höchst anspruchsvoll“.

Doch davon lässt sich in Trier offensichtlich niemand abschrecken. Die „Rummelfoarzer“ erfreuen sich seit Monaten eines regen Zulaufs. Nahezu jeder, der sich das Spektakel im Training „nur mal anschauen“ will, wird nach ein paar Ballwechseln infiziert und zum regelmäßigen Spieler. Alter, Größe und Gewicht sind beim Headis nicht von Bedeutung. Eine konditionelle Basis ist ebenso wie Kopfball-Vorerfahrung aus dem Fußball zwar von Vorteil, aber nicht notwendig. Montags, dienstags und mittwochs wird von 19 bis 22 Uhr im Vorraum der Arena Trier trainiert. „Im Sommer werden wir auch noch am Wochenende im Freien spielen gehen.“, ergänzt Lisa.“Man kann einfach nicht genug davon bekommen.“

Triers Trend- und Randsportarten, Teil 1: Einradhockey

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