Ein Sieg nur für die Galerie

Eintracht Trier hat das vorletzte Heimspiel der Saison gewonnen. Der SVE besiegte am Samstagnachmittag den 1. FC Kaiserslautern II auch in dieser Höhe verdient mit 3:1 (0:0) Toren. Offiziell sahen 1046 Zuschauer das Spiel im Moselstadion. Abzüglich der eingerechneten Dauerkarteninhaber waren netto rund 600 Besucher ins Moselstadion gekommen – neuer Minusrekord in der laufenden Spielzeit. Thomas Drescher, gegen die Westpfälzer Kapitän anstelle des geschonten Torge Hollmann, sprach von einem Kraftakt der Mannschaft angesichts der hohen Temperaturen. „Das war nicht einfach heute. Gestern hatten wir noch sieben Grad und heute knapp 30“, sagte Triers Linksverteidiger.

TRIER. Waren es am vergangenen Mittwoch neben anderen Faktoren Regen und Kälte, die eine höhere Zuschauerzahl verhinderten, so machte heuer das zu schöne Wetter einen Strich durch die Besucherrechnung des Vereins. Hinzu kommt die schlechte Außendarstellung des Klubs mit internen Querelen und dem verfehlten Saisonziel. Der Trend bei den Zuschauern ist klar rückläufig. Gegen Koblenz dann der vorläufige negative Höhepunkt: Nur 1075 Besucher wollten das Spiel sehen. Gegen Kaiserslautern ging die Zahl noch einmal zurück. Rund 600 Zuschauer netto waren ins weite Rund des Stadions gekommen – trotz Rabattaktionen mit Familienpreisen. Noch im Herbst hatte Vorstandssprecher Ernst Wilhelmi vollmundig verkündet, er spüre ein deutlich gesteigertes Interesse an der Eintracht mit klarer Aufbruchstimmung.

Die Auswirkungen der negativen Entwicklung bekommt der Klub auch wirtschaftlich zu spüren. Mit über 2000 Zuschauern hatte der Verein kalkuliert. Jetzt klafft ein Etatloch im fünfstelligen Eurobereich im Budget. Trainer Roland Seitz hatte am Freitag neben anderen Ursachen dafür auch die Mentalität der Trierer verantwortlich gemacht. “Die Trierer sehen eben alles nur schwarz oder weiß”, hatte er gesagt. Die Nachfrage, woher er die Erkenntnis habe, beantwortete er knapp: “Das hat man mir gesagt.” Wer es gesagt hatte, wollte er nicht preisgeben.

Nicht von ungefähr hatte Seitz ebenfalls am Freitag verkündet, vor Ende Mai werde es kaum Vertragsverlängerungen geben. Dann soll der Gewinn des Rheinlandpokals eingefahren und damit die Qualifikation zur ersten Hauptrunde des DFB-Pokals erreicht sein. Der Verein ist auf die 150.000 Euro Einnahmen dringend angewiesen. Ohne das Geld sind teure Spieler ohnehin nicht zu halten. “Es wird einen Einschnitt geben”, sagte Seitz daher auch. Von einem Neuanfang wollte er aber nichts wissen.

Für die Titelverteidigung im Pokalwettbewerb muss Triers Trainer trotz Vorbehalten weiter auch auf jene Spieler bauen, die sich innerlich vielleicht schon vom Verein verabschiedet haben. Er selbst hatte schon vor dem Spiel gegen den FCK gesagt, dass „es bei einigen wohl besser ist, wenn man sich trennt – im beiderseitigen Interesse“. Dass sich gegen die Westpfälzer über weite Strecken ein müder Sommerkick bei entsprechenden Temperaturen entwickelte, lag schlicht an der Ausgangslage, nicht an der Einstellung der Akteure auf dem Platz. Es geht um nichts mehr, und nichts geht mehr in der Liga.

Dennoch lobte Seitz alle Spieler hernach: „Kompliment an die Jungs, das war das zehnte Spiel in 30 Tagen, und sie haben sich wieder richtig reingehängt.“ Wie Christoph Anton, Benjamin Pintol und auch Thomas Kraus, die alle gute Einschussmöglichkeiten in der ersten Halbzeit hatten. Der FCK spielte locker mit. Jakub Swierczok hätte seinerseits die kleinen roten Teufel in Führung schießen können. Da jedoch reagierte Triers Schlussmann André Poggenborg glänzend mit einem Reflex auf der Linie. Mit dem torlosen Unentschieden zur Pause konnten beide Mannschaften gut leben.

Die Führung in dieser bedeutungslosen Begegnung fiel durch das Duo Drescher/Kraus in der 52. Minute. Dreschers gewaltigem Antritt konnte kein Lauterer folgen, Kraus stand wenige Meter vor dem Tor genau richtig und demonstrierte noch einmal, warum er in den beiden letzten Jahren so wichtig für den Verein war. Im Sommer wechselt der Franke zu Fortuna Köln. Auch Michael Dingels freute sich. Das Urgestein der Eintracht vertrat den verletzten Cataldo Cozza. Er war schon vor dem Spiel mit lauten “Michael Dingels”-Rufen gefeiert worden.

Ausgerechnet Dingels unterlief schließlich jener Zweikampffehler, der zum Ausgleich für die Gäste führte. Kraus und die eingewechselten Ahmet Kulabas und Olivier Mvondo hatten ihre großen Möglichkeiten nicht genutzt. So stand es 1:1, als Patrick Freyer Dingels düpierte und auf Willi Orban passte. Der vollstreckte aus kurzer Entfernung zum Ausgleich (79.) Poggenborg war diesmal machtlos. Was aber ohne Folgen war, denn die Eintracht holte das Toreschießen in der Schlussphase nach.

Eckball Drescher, auf den Kopf von Oliver Stang. Der verlängerte auf Denny Herzig, der ebenfalls mit dem Kopf zur Stelle war (85.). Das 2:1 drückte die klare Trierer Überlegenheit auch in nackten Zahlen aus. Dem eingewechselten Holger Knartz gelang nach Vorarbeit von Kulabas in der Schlussminute sogar noch das 3:1. Alois Schwartz konnte nur gratulieren: „Trier hat hochverdient gewonnen“, sagte Lauterns Trainer.

Drescher sah das ähnlich: „Sicher, wir waren klar überlegen. Aber heute tat auch jeder Schritt weh, weil wir nach den vielen Spielen einfach aus dem letzten Loch gepfiffen haben.“ Zwei freie Tage gönnt Seitz seinen Spielern nach diesem Sieg für die Galerie. „Das haben sie sich auch verdient“, sagte er.

Eintracht Trier: Poggenborg – Dingels, Stang, Herzig, Drescher – Karikari – Pintol (ab 64. Mvondo), Bauer, Kuduzovic (ab 81. Knartz) – Anton (ab 72. Kulabas), Kraus.

1. FC Kaiserslautern II: Keilmann – Lensch (ab 85. Catic), Stulin, Orban, Linsmayer – Lindner (ab 66. Freyer), Saiti (ab 46. Himmel), Zellner, Swierczok – Pfrengle, Zuck.

Tore: 1:0 Kraus (52.); 1:1 Orban (79.); 2:1 Herzig (85.), 3:1 Knartz (90.)

Schiedsrichter: Matthias Jöllenbeck (Freiburg)

Zuschauer: 1046

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