Edles Metall für das Stadtmuseum

TRIER. Als junger Mann hat der Goldschmied Rudi Christoffel die Arbeiten hergestellt, die er und seine Schwester Marga jetzt dem Stadtmuseum Simeonstift geschenkt haben.

Neben kostbaren Metallarbeiten wie einem Weinbecher, einem Leuchter und verschiedenen Ringen umfasst die Schenkung auch Entwurfsskizzen.

Goldschmied Rudi Christoffel mit den Arbeiten seiner Jugend an der Theke seines Ladens in der Karl-Marx-Straße. Heute führt Sohn Simon (rechts) das aktive Geschäft. Foto: Stadtmuseum Simeonstift TrierFür das Museum ist diese Zuwendung eine wichtige Ergänzung zur Dokumentation der Werkkunstschule (heute: Hochschule Trier). Die Arbeiten sind nicht nur Ausweis der hohen künstlerischen Qualität, mit der am Paulusplatz gearbeitet wurde, sondern auch das Frühwerk eines hochtalentierten Goldschmieds, der erst in späten Jahren seinen Lehrberuf ausüben konnte.

Rudi Christoffel wurde 1929 geboren und gehört damit zu jener Generation, in deren Lebensläufen die nationalsozialistische Diktatur und der Schrecken des Weltkrieges tiefe Spuren hinterlassen haben. Der Sohn des Walzwerk-Betriebsleiters, der eigentlich Tierarzt werden wollte, wurde im August 1944 notdienstverpflichtet. „Ich war damals 15 Jahre alt. Ein Wahnsinn, den man sich heute kaum noch vorstellen kann“, berichtet er. Nach Kriegsende kehrte er im Winter 1945 aus der Gefangenschaft zurück. Ein Freund brachte ihn zu dieser Zeit eher zufällig auf die Idee, sich an der Werkkunstschule – damals noch „Meisterschule“, heute „Hochschule Trier“ – einzuschreiben. Noch am Abend beriet er sich mit seinem Vater, der sein Einverständnis gab: Schon Rudis Bruder Willy hatte in der Meisterschule gelernt, bevor er in den Krieg eingezogen wurde und aus Russland nicht mehr zurückgekehrt war.

Rudi Christoffel lernte in der Metall- und Holzklasse, bis nach einem Jahr der Klassenleiter auf sein Talent für Goldbearbeitung aufmerksam wurde und ihm anbot, in die Goldschmiedeklasse zu wechseln. „Ich war erstaunt, denn ich hatte ja weder einen Schulabschluss noch eine Lehre – habe aber dankend angenommen“, sagt Christoffel. Mit nun 16 Jahren lernte er die Grundlagen der Goldbearbeitung, vor allem Sägeübungen und Feiltechniken. Schon am Ende des zweiten Semesters sollte er ein zweiflügeliges Tabernakel ziselieren. „Dabei hatte ich bis dahin noch nie einen Ziselierhammer in der Hand“, erinnert er sich. „Aber der Leiter hat mir gut zugeredet, er war überzeugt, dass ich das kann. Und so konnte ich dann“, erzählt er schmunzelnd.

In den folgenden Jahren fertigte er Schmuck, Anhänger, Milchgießer und Weinbecher, ein Leuchter war seine Prüfungsarbeit. Doch zu einem erfolgreichen Berufseinstieg als Goldschmied kam es zunächst nicht: „Mir wurde erst nach meiner Prüfung bewusst, dass ich unter Farbenblindheit litt, ich konnte Rot- und Grüntöne nicht richtig wahrnehmen“ – eine Katastrophe für einen angehenden Goldschmied, der Edelsteine unterscheiden können muss.

Christoffel sattelte um, machte zunächst eine Ausbildung zum Werkstoffprüfer im Walzwerk, legte eine Prüfung zum Industriefacharbeiter ab und legte sich Kenntnisse im Maschinenbau zu. Bis Mitte der Sechzigerjahre arbeitete er in einer Schiffswerft und machte sich schließlich selbstständig als Stahl- und Maschinenbauer. In der Zwischenzeit gründeten er mit seiner Frau eine Familie, aus der zwei Söhne hervorgingen.

Es dauerte fast dreißig Jahre, bis Rudi Christoffel in seinem Beruf als Goldschmied arbeiten konnte: 1978 eröffnete er eine kleine Goldschmiede, seine Frau – selbst Schwester einer Goldschmiedin – half ihm dabei, die Farben der Edelsteine zu bestimmen. „Ich musste damals wieder bei Null anfangen – heute staune ich immer noch darüber, wie leicht mir das gefallen ist.“ Seine Kunstfertigkeit und Begeisterung hat der Goldschmied in die nächste Generation weitergegeben: Sein jüngster Sohn Simon ging als Jugendlicher bei ihm in die Lehre, mittlerweile ist er seit 24 Jahren Goldschmiedemeister und führt den Betrieb des Vaters weiter. Bis heute ist Rudi Christoffel fast täglich in seinem Laden in der Karl-Marx-Straße anzutreffen, das aktive Geschäft hat er aber ganz seinem Sohn überlassen: „Meine Augen sind mit dem Alter zu schwach geworden, um noch als Goldschmied zu arbeiten“, erklärt er. Der Name Christoffel hat weit über Trier hinaus Bekanntheit erlangt: Kunden aus dem In- und Ausland halten dem kleinen Ladengeschäft seit Jahrzehnten die Treue.

Mit der Schenkung von Arbeiten und Entwurfsskizzen aus seiner Ausbildungszeit an das Stadtmuseum trägt Christoffel zur Dokumentation der Werkkunstschule bei. „Die Schenkungen sind eine große Bereicherung für unsere Sammlung, sie versinnbildlichen die hohe künstlerische Qualität, für die die Trierer Werkkunstschule steht“, sagt Dr. Elisabeth Dühr, Direktorin des Stadtmuseums Simeonstift. In der Sammlung des Museums befinden sich nicht nur zahlreiche Kunstwerke von ehemaligen Lehrern und Schülern der Werkkunstschule, 2003 erschien anlässlich der Ausstellung „Zur Formveredelung und Geschmackserziehung“ auch ein umfangreicher Katalog, der die Geschichte dieser strahlkräftigen Trierer Bildungseinrichtung erzählt.

Besucher können ausgewählte Stücke aus der Schenkung der Geschwister Rudi und Marga Christoffel im Rahmen der Möbel-Ausstellung im Frühjahr 2015 in einer Vitrine im Stadtmuseum besichtigen.

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