Düstere Zukunft für Design-Kiosk?

Am kommenden Freitag startet mit der Ausstellung SYN von Nikolas Müller die vielleicht letzte Ausstellung im Design-Kiosk an der Südallee. Laut Betreibern der wohl kleinsten Ausstellungsfläche Triers bedroht die Werbesatzung der Stadt die Existenz des subkulturellen Projekts, „das gerade auf dem richtigen Weg“ gewesen sei, wie die Initiatoren meinen. Noch hoffen sie, dass man im Rathaus ein Auge zudrückt. Ansonsten wäre wieder Leerstand programmiert – und die Hochschulstadt wäre um ein interessantes studentisches Projekt ärmer. 

TRIER. Wenn Nikolas Müller an diesem Freitag seine Ausstellung SYN eröffnet, dann setzt er eine kleine Tradition fort: In dem leerstehenden Kiosk in der Südallee haben in den vergangenen beiden Jahren schon Innenarchitekten, Designer, Maler und Fotografen ausgestellt. Der 26-Jährige studiert Kommunikationsdesign an der Fachhochschule, wie so viele andere auch. Er dürfte allerdings einer der wenigen sein, der es schon zu einer Gemeinschaftsausstellung mit Werken von Joseph Beuys und zur Aufnahme in die Trierer Gesellschaft für Bildende Kunst geschafft hat.

In seiner Ausstellung, die nun einen Monat lang im Design-Kiosk zu sehen sein wird, zeigt er drei Objekte: eine Print-Arbeit, einen Video-Loop und ein Modell, die mit Dreidimensionalität und optischer Täuschung spielen. Inspiriert von großen Künstlern wie Rodin kreisen seine Arbeiten um existenzielle Themen: Menschlichkeit, Beziehungen, Kommunikation. „Es ist ein ganz einfaches, aber sehr aussagekräftiges Konzept“, sagt Müller über seine Ausstellung.

Beinahe hatte man sich daran gewöhnt, dass in der über Jahre ungenutzten Verkaufsbude zwischen Neu-und Saarstraße keine Zeitungen und Zigaretten, sondern junge Kunst von Trierer Studierenden das Innere in Szene setzte. Der Aufforderung, die 2008 auf die heruntergelassenen Rollladen geschrieben wurde, sind zwischenzeitlich jedenfalls zahlreiche interessierte Besucher und auch ungezählte Passanten nachgekommen: „Guck mal: Design!“ Zeichnungen, Fotografien und Modelle zogen die Blicke auf den kleinen Kunst-Kiosk und erarbeiteten dem subkulturellen Schaffen der jungen Designer langsam aber stetig eine öffentliche Aufmerksamkeit für studentische Kultur. „Die meisten mochten es“, fasst Vivien Kintopf das bisherige Feedback kurz und knapp zusammen.

Gemeinsam mit Nicole Näher managt sie seit Juli 2009 die Ausstellungsfläche. Angefangen hatte alles vor zwei Jahren, als 16 Studierende der Innenarchitektur den Kiosk in abgewandelter Funktion neueröffneten. Mit ihrem Eintritt in ein höheres Semester sehen die Beiden sich nun jedoch außerstande, ihr Engagement fortzuführen: Internetpräsenz, Organisation, Sponsorensuche, Betreuung der Aussteller – als ehrenamtliche Tätigkeit neben dem Abschluss des Studiums nehme das Projekt einfach zu viel Raum ein. Gleichzeitig konnten die beiden Frauen bislang noch keinen „würdigen Nachfolger“ ausmachen.

Betreiber hoffen auf Kulanz

Doch auch abgesehen von der ungeregelten Nachfolge scheint es für die Zukunft des kleinen Ausstellungsraumes eher düster auszusehen: Die am Kiosk angebrachten Sponsorenschilder laufen angeblich den Bestimmungen der Trierer Werbesatzung zuwider und sollen deshalb entfernt werden, sei ihnen bedeutet worden, so Vivien Kintopf. Doch in den Werbeschildern  liegt die einzige Einnahmequelle für die Betreiber. Zwar übernimmt die Stadt die Mietkosten, alle anfallenden Nebenkosten müssen jedoch aus den Sponsoring-Einnahmen bestritten werden.

Die neue Werbesatzung wurde im Jahr 2008 vom Stadtrat verabschiedet, um „städtebauliche, architektonische und gestalterische Fehlentwicklungen aus dem Stadtbild herauszuhalten und gegebenenfalls zurückzuführen“, wie es in der Verordnung heißt. Werbeanlagen sollen demnach „zurückhaltend ausgebildet sein“ und sich „der Gebäudewirkung unterordnen“. Der in der Verordnung festgeschriebene Wirkungsbereich beginnt in der Neustraße – womit der Kiosk genau an der Grenze liegt. „Wir hoffen darauf, dass die Stadt deswegen bei uns ein Auge zudrückt und die Schilder hängen bleiben dürfen“, sagt Viven Kintopf. Aus dem Rathaus war am Montag kurzfristig keine Stellungnahme zu erhalten.

Sollte das Projekt an den Auflagen der Satzung scheitern, wäre das wohl nicht nur für die Beteiligten bedauerlich: „Der Kiosk war auf dem richtigen Weg. Aber einen Raum zu etablieren braucht mehr Zeit, als man sich gemeinhin vorstellt“, resümiert Vivien Kintopf die Entwicklung der letzten beiden Jahre. Noch ist in ihren Augen zwar „nichts verloren“, aber in diesem Zustand sei das Projekt „nicht finanzierbar“.

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