„Diese Band verdankt Trier alles“
Es war ein Abend voller großer Gefühle. Am vergangenen Donnerstag spielte die „International Škoda All Star Band“ nach 13 Tourneen ihr letztes Konzert in der Tufa. Im nicht ganz ausverkauften Großen Saal erinnerte sich die Formation an die vergangenen Auftritte und Musikworkshops, die sie für den Jazzclub „EuroCore“ leitete. Mit stilistisch vielschichtigem Jazz ging an diesem Abend eine Ära zu Ende. Es war die letzte Veranstaltung von „EuroCore“. Dessen Vorsitzender Thomas Schmitt, seine Frau Brigitte und der zweite Vorsitzende Günter Freber organisierten über drei Jahrzehnte lang Konzerte in Trier.
TRIER. „Nicht ganz ohne Emotionen stehe ich hier“, sagte Thomas Schmitt, Vorsitzender des Jazzclubs „EuroCore“, am vergangenen Donnerstag auf der Bühne und leitete in das Abschlusskonzert ein. „Damit wir nicht in Tränen ausbrechen“, führte er fort, „verteilen die Damen jetzt Sekt. Weil manches mit Alkohol besser geht.“
Der 65-Jährige hatte an diesem Abend allen Grund zum Anstoßen: Er kann zurückblicken auf 36 Jahre Vereinsarbeit – zuerst im Jazz-Club Trier, dann bei „EuroCore“ – mit 1580 Konzerten und 24 Workshops mit Nachwuchskünstlern aus der ganzen Region. Damit ist jetzt Schluss. Der Jazzclub „EuroCore“ wird aufgelöst.
Ein würdiges Abschlusskonzert bot die „International Škoda All Star Band“. Die sechsköpfige Band, die sich in Trier zusammengefunden hatte und jährlich durch Deutschland tourt – immer auch in Trier – setzt sich aus internationalen Künstlern zusammen. Darunter ein Australier, ein Italiener und ein Belgier. Gastsängerin Sónnica Yepes, die in Spanien geboren wurde, ist zum dritten Mal mit der Band unterwegs.
Ulrich Beckerhoff, Frontmann und Trompeter der Combo, hielt an diesem Abend mit seinen Emotionen nicht hinterm Berg. „Es stimmt uns traurig, dass ihr nach 36 Jahren aufhört. Ihr habt dazu beigetragen, dass Trier auf die Landkarte in der Welt gekommen ist, was Jazz angeht.“ Dennoch verlor er seinen Humor nicht und schaffte mit der Band eine gemütliche Atmosphäre. Als würden sie sich in ihrem Wohnzimmer befinden – und nicht vor einem Publikum – tuschelten und lachten sie auf der Bühne, lobten sich, gaben sich Küsschen und sahen immer wieder so aus, als seien sie selbst erstaunt, was sie alles aus ihren Instrumenten und Stimmen rauszuholen vermögen. Dieses sympathische Auftreten schaffte es, die immer wieder aufkommende traurige Grundstimmung über das letzte Konzert zu überdecken und für einen Jazz-Abend mit Spitzenmusik zu sorgen.
„Diese Band verdankt Trier alles“, so Beckerhoff, der seit der Gründung von „EuroCore“ 1999 mit dabei war. Darum hieß das Motto des Abends auch: „Back to our roots…“ – „zurück zu unseren Wurzeln“. In den von „EuroCore“ angebotenen Workshops, in denen Musiker junge Nachwuchstalente unterstützen, lernten die Bandmitglieder sich kennen. Seitdem stehen sie in unterschiedlichen Konstellationen immer wieder miteinander auf der Bühne. „Es war wunderbar und traurig“, sagte Beckerhoff. „Weil es das letzte Konzert hier in Trier war, wahrscheinlich auf lange Sicht.“
Wenn er an die vergangenen Jahre zurückdenke, erinnere er sich besonders gerne an die Workshops, die er geleitet habe. „Da kamen junge Musiker aus zum Teil sechs, sieben Nationen. Zu sehen, wie Nachwuchs heranwächst, der wirklich auf ganz hohem Niveau mit großem Talent musiziert, denen weiterzuhelfen und mit denen gemeinsam auf der Bühne zu stehen, das waren immer mit die schönsten Erlebnisse in Trier.“
Bei der diesjährigen Tour holte die Band immer einen jungen Nachwuchskünstler mit auf die Bühne. In Trier war es der 20-jährige Marvin Frey, der Preisträger des deutschlandweiten Wettbewerbs „JungendJazz“ ist und das Publikum mit seiner Trompetenmusik begeisterte.
Während des knapp zweieinhalbstündigen Konzertes richtete sich Sängerin Yepes immer wieder an Schmitt und das Publikum. „Was werdet ihr ohne uns machen? Ohne diese Art von Musik?“, wollte sie wissen. „Gib ihm ein Jahr“, lachte Beckerhoff und deutete zu Schmitt. „Und er wird zurück sein.“
Tatsächlich kann Schmitt nicht ganz ausschließen, dass er irgendwann noch mal ein Jazz-Konzert in Trier organisiert. „Wenn gute Freunde sagen, sie würden gern in Trier ein Konzert machen, dann werde ich Mittel und Wege finden. Das kriegt man immer irgendwie hin. Aber nur spontan, nicht als regelmäßige Einrichtung“, sagte er gegenüber 16vor.
Und auch Beckerhoff versprach, dass es mit diesem Abend nicht vorbei ist. „Ich sage euch eins: Es wird nicht damit enden, dass ihr jetzt hier diesen Jazzclub nicht mehr macht. Ich werde weiter – und wir werden weiter – nach Trier kommen. Und wenn wir keine Konzerte spielen, dann werden wir uns an der Hotelbar treffen oder in der Stadt in einem Café.“
Dennoch macht er sich Sorgen um die Jazz-Zukunft Triers. Durch den Jazzclub haben „wirklich große Stars aus der ganzen Welt hier gespielt – und zwar sehr regelmäßig. Das war schon was Besonderes. Ich habe ein bisschen die Befürchtung, dass Trier jetzt wieder versinkt in der Bedeutungslosigkeit – es sei denn, es finden sich junge Musiker zusammen, die wieder so etwas Ähnliches auf die Beine stellen.“
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