Einen Sommer lang Barockmusik

Kathrin Klein, die im Rahmen des "Mosel Musikfestivals" am 31. August in Bernkastel-Kues auftritt, gab bei der Programm-Präsentation des Veranstalters Hermann Lewen (im Hintergrund) schon mal einen Vorgeschmack auf das Festival. Foto: Christian JörickeBevor im Jubiläumsjahr 2015 wie schon bei der Premiere 1985 Beethoven im Mittelpunkt steht, darf sich das Publikum des „Mosel Musikfestivals“ in diesem Jahr auf Barockmusik freuen – klassisch bis modern interpretiert. Zu behaupten, dass zwischen dem 6. Juli und dem 3. Oktober nur Händel, Vivaldi und Bach auf dem Programm stehen, ist allerdings unzutreffend. So bekommen beispielsweise die Zuhörer im Innenhof des Kurfürstlichen Palais‘ auch ein ungewöhnliches Blechbläserkonzert („Rennquintett“), satirische Volksmusik („Biermösl Buam und die Wellküren-Madln“) und feurigen Flamenco („Compania Flamenca & Rafael Segura“) geboten.

TRIER. Bei der jährlichen Vorstellung des „Mosel Musikfestivals“ vom Intendanten Hermann Lewen kann man sich darauf verlassen, dass es nicht langweilig wird. Seine Präsentation garniert er mit einladenden Beschreibungen, amüsanten Anekdoten und überzeugenden Hörbeispielen. Lewen könnte dem Festival-Publikum wahrscheinlich sogar den Besuch eines Mickie-Krause-Konzertes schmackhaft machen.

Allerdings bedarf es bei einigen Veranstaltungen offensichtlich keiner großen Werbung. Acht der über 50 Konzerte zwischen Koblenz und Saarburg waren bereits vor der Festival-Präsentation am vergangenen Sonntag im Theater Trier ausverkauft. Trierer Veranstaltungen sind davon (noch) nicht betroffen.

So sind weiterhin Karten für die Eröffnung des Festivals am 6. Juli in St. Paulin erhältlich. Passend zur barocken Umgebung bringen Dorothee Mields (Sopran), Stefan Temmingh (Blockflöte), Wiebke Weidanz (Cembalo) und Musiker der Akademie für Alte Musik Berlin Stücke von Johan Sebastian Bach, Carl Philipp Emanuel Bach, Antonio Vivaldi und Georg Philipp Telemann zu Gehör.

Präludien und geistliche Werke von Johann Sebastian Bach werden am 16. August in der Liebfrauenkirche von einem Brass-Ensemble geboten. Der in Schweich geborene Posaunist Thomas Leyendecker (Berliner Philharmoniker und Professor an der Hochschule für Musik Leipzig) tritt mit dem Blechbläserquintett „Costum Tomaculum“ auf.

Wer zum Festivalende hin Bach nicht mehr hören kann, der dürfte seine Freude am Konzert von „NeoBarock“ haben. Das Quartett spielt am 20. September im Rokokosaal des Kurfürstlichen Palais‘ Werke weniger bekannter Komponisten des Barocks wie Heinrich Ignaz Franz Biber oder Rupert Ignaz Mayr. „Es kann fast gar nicht sein“, so Hermann Lewen, „dass so wenige Leute so schön Barock spielen.“

Zum „Mosel Musikfestvival“ gehören aber traditionell nicht nur Kammerkonzerte, sondern auch Open-Air-Veranstaltungen. Schönes Wetter hat Lewen für die fünf Konzerte im Innenhof des Kurfürstlichen Palais‘ versprochen, schöne musikalische Abende versprechen es auf jeden Fall zu werden.

Die Freiluft-Reihe eröffnet am 31. Juli das „Rennquintett“. Bei den fünf Blechbläsern sollen Bluesfans ebenso wie Streichquartettliebhaber auf ihre Kosten kommen.

Ähnlich abwechslungsreich wird es einen Tag später mit Peter Sadlo. Unter dem Titel „Bach, Rhythm and More“ spannen der Schlagzeuger und seine Band einen Bogen von klassischer Musik zu Jazz.

Eines der Highlights beim "Mosel Musikfestival": Die "Biermösl Buam und Wellküren-Madln". Foto: Hans-Peter HöslEine noch größere Bandbreite deckt Bayerns musikalischste Familie ab. Nach der Auflösung der legendären „Biermösl Blosn“ 2012 haben sich die beiden Brüder Michael und Stofferl Well mit Karli und ihren Schwestern Burgi, Bärbi und Moni zusammengetan und bieten als „Biermösl Buam und Wallküren-Madln“ weiterhin anspruchsvolles Musikkabarett. Viele Karten sind für dieses Konzert am 2. August nicht mehr erhältlich.

Flamenco in seiner ursprünglichsten Form bieten die „Compania Flamenca & Rafael Segura“ am 7. August. Zwei Gitarristen feuern die vier Tänzerinnen und Tänzer aus Andalusien an. Segura singt und spielt diverse Schlaginstrumente.

Zurück zur Barockmusik geht es mit Simone Kermes und der Lautten Compagney Berlin. Die Sopranistin, die Lewen als „Kunstwerk“ bezeichnet, singt am 8. August berühmte Arien, aber auch unbekannte Perlen damaliger Zeit. Sollte es entgegen des Veranstalterversprechens regnen, finden die Open-Air-Konzerte in St. Maximin statt.

Dort war auch schon häufiger Jan Garbarek zu Gast. Beim „Mosel Musikfestival“ spielte er zuletzt 2011 in der Konstantin-Basilika. Jetzt kommt der norwegische Jazz-Saxofonist mit dem Hilliard Ensemble am 19. Juli in den Dom. „Das ist Seelendusche pur“, schwärmt Lewen von deren Musik. Beim Festival gab es den ersten Auftritt in dieser Konstellation, und es wird wohl auch den letzten gemeinsamen Auftritt dabei geben. Das Vokal-Ensemble löst sich Ende des Jahres auf.

Das symphonische Oratorium „Sinai“ des Trierer Komponisten Georg Schmitt am 7. September in St. Maximin sollte das letzte Konzert werden, das Manfred May dirigiert. Dazu wird es nicht mehr kommen. Der Trierer Chorleiter starb Ende Februar. „Mit dem Konzert erweisen wir nun einem guten Freund eine besondere Ehre“, so Lewen.

Zum letzten Mal Bach gibt es am 27. September bei der „JTO Classic Lounge“ in den Viehmarktthermen. Diese Veranstaltung dürfte Bach-Puristen allerdings weniger ansprechen. Denn das David-Gazarov-Trio zeigt, wie eng Jazz und Klassik beisammenliegen. Gazarov lässt Bach wie einen zeitgenössischen Jazzer klingen. DJ Daniel Schulze legt im Anschluss auf.

Das 29. „Mosel Musikfestival“ endet am 3. Oktober im Dom mit Frank Martins Oratorium „In Terra Pax“ und Anton Bruckners Messe in d-Moll. Mit diesem Konzert kommt das Festival auf insgesamt über 1750 Veranstaltungen.

Weitere Informationen finden Sie hier.

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