Alles dreht sich um die Scheibe

Sie sind auf der Suche nach alternativen Sportarten in Trier? Laufen, Fahrradfahren oder Schwimmen ist Ihnen auf Dauer zu uninteressant? Wieso probieren Sie es nicht mal mit Kopfballtischtennis, Einradhockey oder Ultimate Frisbee? 16vor stellt in der Reihe „Triers Trend- und Randsportarten“ jeden Monat eine außergewöhnliche Sportart vor. Heute: Ultimate Frisbee.

Die Frisbee entstand in den 20er Jahren aus einer Zweckentfremdung von Kuchenplatten zu Wurfspielzeugen an der Yale Universität im US-Bundesstaat Connecticut. Studenten warfen sich zum Zeitvertreib auf den Grünflächen des Campus die Scheiben zu und riefen dem Fänger ein „Frisbie“ als Warnung zu. Die Benennung geht auf den Firmennamen der Backerei „Frisbie Pie Company“ zurück, die die kreisrunden Zinnplatten herstellte.

Inzwischen sind Frisbee-Scheiben aus den Parks der Städte und dem Strandurlaubsgepäck nicht mehr wegzudenken. Dass sich aus dem Werfen der Scheibe aber inzwischen einige organisierte Spielformen entwickelt haben, ist vermutlich auch den meisten Hobby-Werfern in Deutschlands Grünanlagen nicht bekannt. Neben Freestyle Frisbee und Disc Golf ist vor allem Ultimate Frisbee in der Szene sehr populär. Der Mannschaftssport zeichnet sich durch körperloses Spiel, hohes Augenmerk auf Wurf- und Fangtechnik als auch die besondere Bedeutung des Faiplay-Gedankens aus.

Gespielt wird sieben gegen sieben auf einem Feld der Länge und halben Breite eines Fussballplatzes. An beiden Enden des Spielfeldes sind rund 18 Meter lange Endzonen abgegrenzt, in denen die angreifende Mannschaft durch Fangen der Scheibe einen Punkt erzielen kann. Gewonnen hat das Team, das zuerst 17 Punkte erreicht hat. Wer die Wurfscheibe in der Hand hält, muss stehen bleiben und darf keine Schritte, ausgenommen dem aus dem Basketball bekannten Sternschritt, machen. Außerdem darf ein Spieler die Scheibe maximal zehn Sekunden in der Hand halten und wird dazu von seinem Gegenspieler angezählt. Denn Schiedsrichter gibt es in Deutschland bei dieser Sportart keine. Die oberste Maxime im Ultimate Frisbee lautet: Fairplay.

„Beim Ultimate herrscht einfach ein ganz anderes Klima als zum Beispiel beim Fußball, wo unheimlich viel rumgeschrien wird“, sagt Jonas Gärtner. Der 21-jährige Mainzer studiert in Trier Psychologie und spielt inzwischen seit gut sechs Jahren Ultimate. Im Schulsport kam er mit der ungewöhnlichen Sportart in Berührung und war schnell Feuer und Flamme. „Ich habe sofort geschaut, wo es das gibt. Im ersten Sommer habe ich mich jeden Tag mit meinen Freunden zum Frisbeewerfen getroffen“, erzählt der junge Trainer der Trierer Hochschulmannschaft. 2008 war Jonas sogar mit der Mainzer Mannschaft, mit der er nach wie vor Turniere bestreitet, Deutscher Meister. Bei der Weltmeisterschaft der U23-Junioren in Italien wurde er als Teammitglied der deutschen Auswahlmannschaft Dritter.

„Ultimate ist total laufintensiv. Man muss viel sprinten und antäuschen und es macht unheimlich Spaß, die Scheibe zu werfen“, schwärmt Jonas von seinem Hobby. Jan Mauer (37), der mit Jonas gemeinsam die Trainingsgestaltung organisiert, ergänzt: „Man kann sich wirklich kaputt laufen. Der Sport ist weitaus sprintintensiver als zum Beispiel Fußball.“ Mit dem gemütlichen Zuwerfen der Frisbee-Scheibe im Stadtpark hat der organisierte Mannschaftssport im Hinblick auf die körperliche Belastung augenscheinlich wenig zu tun. Trotzdem finden sich auf dem Platz längst nicht nur athletische Jungspunde ein. Beim Ultimate ist weder das Alter noch Größe oder Geschlecht von Bedeutung. „Es ist ein sehr technischer Sport. Dadurch sind Frauen auch nicht benachteiligt“, erklärt Jonas. Daher ist in den rund 70 Mannschaften in Deutschland auch die Mixed-Spielform sehr populär.

Weltweit wird die Zahl der aktiven Ultimate-Spieler auf rund fünf Millionen geschätzt, wobei über viereinhalb Millionen alleine aus den Hochburgen Kanada und USA kommen. Jenseits des großen Teichs werden Ultimate-Spiele sogar live im Fernsehen gezeigt. Genau dorthin wird es bald auch Jonas verschlagen. Ab dem kommenden Semester wird der Wahl-Trierer für ein Jahr in die USA reisen. „Das Land und auch die Uni habe ich schon aufgrund des Ultimate ausgewählt“, gesteht er. Dennoch wird er sich natürlich nebenbei auch auf das Studium konzentrieren. Denn der Sport an sich ist und bleibt ein Hobby. „Es ist ein Sport, in dem man Geld investieren muss.“ Für ihn gehöre es jedoch dazu, dass beide Mannschaften das Spiel in Eigenregie leiten, ohne Schiedsrichter. Ginge es um materielle Dinge, würde dieser pädagogisch wertvolle Aspekt ebenso verloren gehen wie die lockere, herzliche Atmosphäre bei Wettkämpfen.

Anfänger sind bei der Hochschulsportgruppe jederzeit gern gesehen. Neben großer Lauffreudigkeit und Motivation brauchen Einsteiger lediglich Sportkleidung und Turnschuhe. „Wir fangen hier auch wirklich bei Null an, man braucht keinerlei Vorkenntnisse.“ Sogar bei der abschließenden Spielform können die Neulinge schon im ersten Training einsteigen. „Da muss einfach jeder ins kalte Wasser springen.“ Vor widrigen Wetterbedingungen sollte man als Ultimate-Spieler ohnehin keine Scheu haben. Laut Jonas sind sie „immer draußen, egal ob bei Regen oder Kälte“. Doch auch Petrus kann den Spaßfaktor des Sports anscheinend nicht senken. „Ultimate macht wahnsinnig Spaß“, schwärmt die 25-jährige Janina Faller im Training. „Es macht glücklich und süchtig. Für mich ist es wie eine Droge.“

Trainiert wird jeden Mittwoch von 21 Uhr bis 22.30 Uhr auf dem Kunstrasenplatz des FSV Trier-Tarforst. Weitere Infos finden Sie hier.

Triers Trend- und Randsportarten, Teil 2: Headis
Triers Trend- und Randsportarten, Teil 1: Einradhockey

Print Friendly, PDF & Email

von

Schreiben Sie einen Leserbrief

Angabe Ihres tatsächlichen Namens erforderlich, sonst wird der Beitrag nicht veröffentlicht!

Bitte beachten Sie unsere Kommentarrichtlinien!

Noch Zeichen.

Bitte erst die Rechenaufgabe lösen! * Time limit is exhausted. Please reload the CAPTCHA.