„Strafanzeige ist gestellt“
TRIER/LOTTE. Mittelfeldspieler Jeremy Karikari von Fußball-Regionalligist Eintracht Trier sieht sich möglicherweise wegen eines Vorfalls nach dem Spiel des SVE in Lotte mit einer Strafanzeige wegen Körperverletzung konfrontiert.
Das Spitzenspiel im Tecklenburger Land gewann die Eintracht am Samstag mit 3:2 Toren. Jetzt könnte ein Vorfall nach der Begegnung im Kabinentrakt des Lotter Stadions ein juristisches Nachspiel haben. „Einer unserer Spieler hat gegen den Trierer Karikari Strafanzeige wegen Körperverletzung gestellt“, sagte Lottes Sportobmann Manfred Wilke am Sonntag gegenüber 16vor.
Laut Wilke soll eine verbale Auseinandersetzung eine gute dreiviertel Stunde nach Abpfiff der Partie zu einer Handgreiflichkeit geführt haben, in deren Verlauf Karikari den Lotter Spieler geschlagen haben soll. Daraufhin nahm die Polizei vor Ort die Personalien Karikaris auf, der zu diesem Zeitpunkt bereits im Mannschaftsbus saß. Auch Dieter-Joachim Srock, der Geschäftsführer der Sportfreunde, bestätigte die Strafanzeige. „Damit werde ich mich morgen administrativ beschäftigen“, sagte Srock am Sonntag.
Wilke sprach von einem „ekelhaften Verhalten der Trierer Spieler“, die den Lottern aufgelauert hätten. Kein Verständnis habe er dafür, „wenn die Sache jetzt so gedreht werden soll, als sei unser Spieler daran schuld“. Der Lotter Obmann bezog sich damit auf Behauptungen, wonach die beiden dunkelhäutigen Karikari und Marc Gouiffe à Goufan während der Begegnung mehrmals von Lotter Spielern beleidigt worden sein sollen. Im offiziellen Forum des SVE ist sogar von rassistischen Beleidigungen gegen Karikari und Gouiffe à Goufan die Rede.
Weder Karikari noch Gouiffe à Goufan wollten sich am Sonntag zu den Vorkommnissen äußern. Während Karikari nach dem Auslaufen wortlos verschwand, gab Gouiffe à Goufan zumindest den Grund für das Schweigen an. „Uns wurde von oben gesagt, dass wir nichts sagen sollen.“ Gemeint war damit der Vorstand des SVE. Dessen Sprecher Ernst Wilhelmi hatte zuvor betont, dass der Verein hinter Karikari stehe. „Von unserer Seite aus wird es keine Sanktionen gegen Jeremy geben“, so Wilhelmi. Er selbst habe von „rassistischen Beleidigungen gegen Karikari und auch Gouiffe à Goufan während des Spiels“ gehört. Später habe es im Kabinengang seines Wissens nach nur eine verbale Auseinandersetzung gegeben, mehr aber nicht.
Auch Torge Hollmann konnte nur vom Hörensagen berichten. „Fakt ist aber“, so der Trierer Kapitän, „dass beleidigende Aussagen auf dem Platz gefallen sind.“ Karikari habe sich daraufhin kurz vor der Pause bei FIFA-Schiedsrichter Michael Weiner beschwert. Laut Wilhelmi soll Weiner dann in die Lotter Kabine gegangen sein. Dort habe der Unparteiische klar gemacht, dass er derartige Äußerungen auf dem Platz nicht dulde. „Einige von uns haben sich sicher provozieren lassen“, räumte Hollmann ein. „Aber sie wollten die Lotter Spieler eben wegen der Beleidigungen zur Rede stellen, wofür ich auch Verständnis habe.“
Bereits in der ersten Halbzeit waren Karikari und der Lotter Martin Hess ohne ersichtlichen Grund auf dem Platz aneinander geraten. „Ich glaube, dass die Beleidigungen gegen Jerry schon in die rassistische Richtung gingen“, sagte Hollmann. Nun sei es aber zunächst einmal an Lotte, dazu Stellung zu beziehen. „Ich kann ja verstehen, dass die wegen der Niederlage angefressen waren“, so der Trierer Kapitän, „aber solche Dinge wie rassistische Beleidigungen sind einfach nicht tragbar.“
André Poggenborg, der bis vor eineinhalb Jahren noch selbst für Lotte spielte, versuchte am Sonntagnachmittag die Wogen zwischen beiden Vereinen zu glätten. Triers Torwart verfügt nach wie vor über gute Kontakte zum Klub im Tecklenburger Land. Ein Ergebnis konnte Poggenborg am frühen Abend jedoch nicht vermelden. „Wir wollen erst einmal morgen hier bei der Eintracht einen runden Tisch machen und dann sehen, wie wir auf die Lotter Position reagieren“, so Poggenborg. Dies werde dann aber von offizieller Seite, sprich der Vereinsführung aus geschehen.
von Eric Thielen