„Manchmal besser schweigen“

TRIER. Der Karfreitag fordert nach Ansicht des Trierer Bischofs die Menschen dazu auf, dem „Schweigen Gottes“ nicht auszuweichen. Es gelte vielmehr, dieses Schweigen zu suchen und es auszuhalten, gerade im Zeitalter der Information und der globalen Vernetzung.

Wenn Menschen das nicht schafften, dann verpassten sie „die Wahrheit über Gott und die Welt und über sich selbst“, erklärte Stephan Ackermann am Freitag im Dom.

Wäre es Jesus nicht ein Leichtes gewesen, den Statthalter Pilatus davon zu überzeugen, welche niedrigen und falschen Motive seinen Prozess bestimmten, so der Bischof in der Karfreitagsliturgie. Wer vor Gericht oder den Tribunalen der Öffentlichkeit schweige oder sich zu spät erkläre, habe doch schon verloren. Je schneller etwas erklärt werde, desto wirksamer, sagten die Medienfachleute.

Es gebe aber auch andere Situationen, in denen es besser sei zu schweigen. Der Bischof stellte klar, dass es dabei nicht um ein „Schweigen aus Feigheit“ gehe, oder um zu vertuschen. Es gelte zu schweigen, wenn man spüre, dass selbst noch so gut und eloquent vorgetragene Worte die eigentliche Sache nicht erklärten, sondern verdunkelten. So sei es auch bei Jesus gewesen. „Was hätte es ihm, der von sich sagte ‚Ich bin die Wahrheit‘, gebracht, gegenüber Pilatus Recht zu haben? Die Wahrheit der Liebe, die Jesus meinte, setzt sich nicht rechthaberisch durch“. Ackermann weiter: „Manchmal muss man schweigen. Vor dem Leiden eines Schwerkranken, vor einem menschlichen Drama ist Schweigen die einzig wahre Haltung. Kein abweisendes Schweigen, sondern eines, das sich öffnet“, zitierte er den ehemaligen Bischof von Poitiers, Albert Rouet.

Im Schweigen Jesu vor Pilatus werde Größe sichtbar. Dieses Schweigen sei nicht nur das des Menschen Jesu, sondern auch das Schweigen des Sohnes Gottes. Es zeuge auch „von dem Respekt Gottes gegenüber denen, die ihn nicht wollen. Der Sohn Gottes zwingt Pilatus nicht in die Knie, sondern lässt ihn frei, auch um den Preis des eigenen Todes“, sagte Ackermann.

Print Friendly, PDF & Email

von

Schreiben Sie einen Leserbrief

Angabe Ihres tatsächlichen Namens erforderlich, sonst wird der Beitrag nicht veröffentlicht!

Bitte beachten Sie unsere Kommentarrichtlinien!

Noch Zeichen.

Bitte erst die Rechenaufgabe lösen! * Time limit is exhausted. Please reload the CAPTCHA.