„Dummheit muss bestraft werden“

Eintracht Trier hat erwartungsgemäß das Achtelfinale des Bitburger Rheinlandpokals erreicht. Am Dienstagabend siegte der Regionalligist im Wiederholungsspiel vor 524 Zuschauern auf der Mehringer “Lay” gegen den Rheinlandligisten SV Mehring mit 4:2 Toren. Allerdings benötigte der hohe Favorit dafür die Verlängerung. Nach 90 Minuten hatte sich der krasse Außenseiter ein 2:2-Unentschieden erkämpft. Triers dreifacher Torschütze Ahmet Kulabas sprach von einem Pflichtsieg. „Unsere Aufgabe war es, hier zu gewinnen, und das haben wir getan.“ Zu keinem Zeitpunkt habe er das Gefühl gehabt, das Spiel verlieren zu können – auch nicht nach dem Ausgleich der Mehringer. „Ich war jederzeit davon überzeugt, dass wir hier gewinnen“, sagte Kulabas.

MEHRING. Nein, das hatte ihm überhaupt nicht gefallen. „Ich bin maßlos verärgert darüber, dass wir hier in die Verlängerung mussten“, zürnte Roland Seitz nach der schwachen Leistung seiner Mannschaft. „Aber Dummheit muss bestraft werden“, schob Triers Trainer noch nach. Die angeschlagenen Jeremy Karikari und Chhunly Pagenburg musste er bringen, um das Unheil abzuwenden, ebenso Thomas Kraus. „Und das vor dem so wichtigen Spiel in Kaiserslautern.“ Noch mehr aber war er erbost darüber, dass auch andere 120 Minuten gehen mussten. „Statt den Sack nach dem 1:2 zuzumachen, leisten wir uns so etwas – das werden wir intern ansprechen.“ Wolfgang Hoor hingegen machte es kurz und bündig. „Ich bin einfach nur stolz auf die Leistung meiner Mannschaft“, sagte Mehrings Trainer.

Seitz hatte nach dem Kraftaufwand in der zweiten Halbzeit gegen den Wuppertaler SV kräftig rotiert. Gleich fünf Stammspieler ließ Triers Trainer auf der Bank: Cataldo Cozza, Jeremy Karikari, Thomas Kraus, Chhunly Pagenburg und auch Schlussmann André Poggenborg durften sich die Begegnung zunächst von der Seite aus betrachten. Seitz gönnte seinen Dauerbrennern vor dem schweren Auswärtsspiel in Kaiserslautern Schonung. Dafür rückten Fabian Zittlau, Marc Gouiffe à Goufan, Holger Knartz und Wojciech Pollok in die Startformation. Im Tor stand wie schon am vergangenen Dienstag Andreas Lengsfeld.

Auch Hoor hatte durchgewechselt. Ahmed Boussi, Maik Emmerich, Patrick Noske und Sebastian Ting ersetzten die Kollegen Thomas Werhan, Christian Mai, Jon Becker und Sven Simon. Die Ausrichtung des klaren Außenseiters auf dem Kunstrasenplatz der Mehringer “Lay” aber blieb im Vergleich zum ersten Aufeinandertreffen unverändert. So sicher wie möglich in der eigenen Abwehr stehen, so oft wie nötig Nadelstiche gegen den hohen Favoriten setzen. Die konsequente Arbeit gegen den Ball würde der Schlüssel für den Rheinlandligisten sein, das torlose Unentschieden über die Minuten zu bringen. So ließe sich vielleicht etwas Nervosität beim Regionalligisten provozieren.

Selbst Hoor hätte das Drehbuch zu diesem Spiel wohl kaum besser schreiben können als die Realität dies tat. Nachdem Alon Abelski und Knartz zwei große Möglichkeiten für die Eintracht vergeben hatten (2./10.), piesackte der Außenseiter die Profis aus Trier erst so richtig. Denny Herzig brachte Boussi zu Fall, Schiedsrichter Christoph Zimmer zögerte keine Sekunde: Strafstoß für Mehring. Christoph Eifel trat an und verwandelte sicher gegen Lengsfeld (19.). Mit erhobenem Zeigefinder in Richtung Publikum drehte der Schütze zum überraschenden 1:0 ab, den Jubel der einheimischen Zuschauer genießend.

Jetzt war es das Spiel der Mehringer, denen der eigene Führungstreffer zusätzlich in Karten spielte. Mit zehn Mann im und um den eigenen Strafraum herum, ließen sie den Titelverteidiger kommen. Einzig Florian Lorig mühte sich als Solist auf Höhe der Mittellinie gegen die Trierer Verteidigung ab. Gefühlte 90 Prozent Ballbesitz und doch keine Ideen: Wie schon vor einer Woche tat sich der Regionalligist gegen den zwei Klassen tiefer angesiedelten Dorfverein enorm schwer. Kaum vertikale Pässe, dafür viel Ballgeschiebe quer und auch zurück – den Profis fiel gegen das dicht gestaffelte Mehringer Bollwerk kaum etwas ein. „Wir haben eben mit Maus und Mann gekämpft“, sagte der Ex-Trierer Boussi, „das hat denen gar nicht geschmeckt.“

Die Eintracht brauchte schließlich die tatkräftge Unterstützung des Gegners, um das Spiel in ihrem Sinne zu drehen. Tobias Lorig verschätzte sich nach einem weiten Einwurf von Gouiffe à Goufan beim Versuch, das Spielgerät mit dem Kopf zu klären. Im Rücken des Mehringer Innenverteidigers aber lauerte Ahmet Kulabas, der Thomas Hank aus kurzer Distanz keine Abwehrmöglichkeit ließ (38.). Triers Stürmer nutzte seine erste Chance, während am Kollegen Pollok das Spiel auch diesmal wieder völlig vorbei lief. Der ehemalige Torschützenkönig der Regionalliga West stand auch auf den Mehringer “Lay” einige Meter neben sich.

Seitz erlöste Pollok, indem er ihn zur zweiten Halbzeit gegen Kraus ersetzte. Triers Trainer machte es bei der Beurteilung von Polloks Leistung kurz: „Ich habe ihn ausgewechselt, weil ich unzufrieden war. Mehr gibt es nicht zu sagen.“ Das 1:1-Unentschieden zur Pause aber war ein Achtungserfolg für den Rheinlandligisten. Hoors Mannschaft hatte sich den Zwischenstand mit ihrem couragierten Auftritt verdient. Seitz indes konnte mit dem Tempospiel seiner Elf nicht zufrieden sein. Auch deshalb kam Kraus und mit ihm mehr Schwung in die Aktionen des Titelverteidigers.

Fast folgerichtig erhöhte der Favorit unmittelbar nach dem Seitenwechsel auf 1:2. Diesmal war es Knartz, der die Vorlage für Kulabas lieferte. Triers Stürmer rückte mit seinem zweiten Treffer (47.) die Machtverhältnisse auf dem Platz zumindest für den Augenblick zurecht. Das Spiel schien den erwarteten Verlauf zu nehmen. Die Auffassung hatte sich anscheinend auch in den Köpfen der Trierer zementiert. Statt konsequent auf den dritten Treffer und damit die Entscheidung zu gehen, wollten sie das Spiel im Schongang nach Hause schaukeln. Ein folgenschwerer Irrtum.

Mehring gab sich keineswegs auf, sondern lauerte auf seine Kontermöglichkeit. Und die kam. Zittlau gab Boussi beim Zweikampf nur Geleitschutz, was der für seinen Pass auf den freistehenden Eifel nutzte. Flach und trocken zog der Mehringer ab, und Lengsfeld musste erneut hinter sich greifen (71.). Der Rheinlandligist schaffte den Ausgleich und hätte wiederum durch Eifel sogar den Siegtreffer erzielen können (88.) Diesmal jedoch war Lengsfeld auf der Hut. Als Hank unmittelbar vor Spielende den Ball nach Freistoß von Abelski entschärfte (89.), war klar: Der Favorit würde die Verlängerung brauchen, um in die nächste Pokalrunde einzuziehen.

Auch in der Extrazeit ließ der Außenseiter nicht locker, das Tor aber machte die Eintracht. Kraus tauchte nach Flanke von Thomas Drescher und Kopfballverlängerung von Oliver Stang am langen Pfosten auf und nickte zum 2:3 ein (99.). Der Nebel kam, und Mehring schwanden endgültig die Kräfte. Kulabas setzte mit seinem dritten Treffer den Schlusspunkt zum 2:4-Endstand (112.). Der hohe Favorit hatte sich gequält, konnte sich letztlich aber auf seine individuelle Klasse verlassen. Die gab den Ausschlag gegen aufopferungsvoll kämpfende Mehringer. „Uns haben zum Schluss auch die Kräfte gefehlt, das ist richtig“, machte Boussi klar. „Wir trainieren dreimal in der Woche, die anderen zweimal am Tag.“ Trotz der Niederlage werde gefeiert. „Aber sicher, das haben wir uns heute verdient, auch wenn es nicht ganz zur Sensation gereicht hat.“

SV Mehring: Hank – Eifel, Emmerich, Lorig, Noske (ab 94. Simon) – Schuh, Ting, Weinberg (ab 87. Fleck), Kohl, Boussi – Lorenz (ab 57. Kön).

Eintracht Trier: Lengsfeld – Zittlau, Stang, Herzig, Drescher – Gouiffe à Goufan (ab 73. Karikari) – Abelski, Kuduzovic, Knartz (ab 84. Pagenburg) – Kulabas, Pollok (ab 46. Kraus).

Tore: 1:0 Eifel (19./FE), 1:1 Kulabas (38.), 1:2 Kulabas (47.), 2:2 Eifel (71.), 2:3 Kraus (99.), 2:4 Kulabas (112.)

Schiedsrichter: Christoph Zimmer (Wittlich)

Zuschauer: 524

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