„Brutale Fratze“
TRIER. Der Trierer Bischof hat zu einer größeren Bereitschaft zur Aufnahme von Flüchtlingen plädiert. Christen dürften sich nicht damit abfinden, dass „Menschen an den Grenzen des ‚Hauses‘ Europa inhaftiert und gedemütigt werden oder gar ihr Leben verlieren, weil sie zurückgedrängt werden“.
Das erklärte Dr. Stephan Ackermann im Pontifikalamt zum Ersten Weihnachtsfeiertag im Trierer Dom betont. Das weihnachtliche Geheimnis blicke den Menschen nicht nur vom Kind in der Krippe aus entgegen, sondern „aus jedem menschlichen Antlitz, mag es uns vertraut oder fremd sein“. In dieser Überzeugung werde die Freude der Weihnacht nicht auf die Festtage beschränkt bleiben, „sondern wachsen hin zur vollkommenen Freude, die Gott für uns bereit hält.“
Trotz des Wissens um die Herausforderungen und Schwierigkeiten, die „die Aufnahme und Integration von Flüchtlingen und Migranten vielfach bedeutet“, dürften auch sie erwarten, „dass wir sie annehmen um der Liebe Gottes willen, nach dessen Bild wir Menschen geschaffen sind und der selbst für uns Mensch geworden ist“, sagte der Bischof weiter. Dabei erinnerte er auch an die „brutale Fratze“ fremdenfeindlicher und rechtsextremistischer Überzeugungen „sozusagen vor unserer eigenen Haustür“, die sich im vergangenen Jahr gezeigt habe. Dagegen gelte es schon aus der Weihnachtsbotschaft heraus „eine Kultur der Annahme und Anerkennung stark zu machen“. Als ein Beispiel, mit dem die großen christlichen Kirchen auf das Anliegen aufmerksam machen, nannte der Bischof die jährliche interkulturelle Woche, die in diesem Jahr unter dem Leitwort stand: „Herzlich willkommen – Wer immer du bist“.
Die Freude von Weihnachten sei krisentauglich, sagte Bischof Ackermann weiter in seiner Predigt. Denn sie sei „unendlich mehr“ als ein Wohlgefühl und gute Laune. Diese Freude entspringe aus dem „Angenommensein durch Gott“ und enthalte eine „unbändige Kraft“: „Sie macht uns erstens fähig, uns selbst anzunehmen. Sie hilft uns aber auch, die anderen anzunehmen“.
An Weihnachten feierten die Christen, „dass sich nicht die ganze Welt verschlossen hatte gegen das Kommen Gottes.“ Da seien die Personen an der Krippe, allen voran Maria und Josef, die Hirten und die Könige. Sie hätten Gott aufgenommen. Durch sie erhalte Gott Zutritt in diese Welt. Die vollkommene Freude sei in Gott verankert. Es sei die Freude, „die sich selbst dann noch angenommen und willkommen weiß, wo sie bei Menschen auf verschlossene Türen und Herzen stößt.“ Diese Grundhaltung nannte der Bischof „das Geschenk von Weihnachten.“
von 16vor
