„Populistisches Taktieren“

TRIER. Mit ungewohnt drastischen Worten haben die Spitzen von Industrie- und Handelskammer sowie Handwerkskammer Trier Rat und Verwaltung aufgefordert, sich in Sachen Schulentwicklungskonzept zu einigen.

Es müsse Schluss sein „mit dem Parteiengeplänkel zu Lasten der jungen Generation“. Die Kammern appellieren an den Stadtrat und die Verwaltung, „nach Jahren des populistischen Taktierens ihrer Verantwortung gerecht zu werden und überfällige Entscheidungen zu treffen“.

Seit im Herbst 2006 der „Runde Tisch“ erstmals zusammen kam, sei „letztlich nur wertvolle Zeit vergeudet“ worden. Der Zustand vieler Schulen habe sich teilweise dramatisch verschlechtert, der Schuldenstand der Stadt steuere auf die Milliardengrenze zu. „Bei allem Verständnis für das Ringen um Standorte gerade im Grundschulbereich ist jetzt aber endgültig die Zeit gekommen, die richtigen Schwerpunkte für eine zukunftsfähige Schullandschaft zu setzen“.

„Qualität geht vor den Erhalt eines Standortes um jeden Preis“, so Marcus Kleefisch, Geschäftsführer im Bereich Aus- und Weiterbildung der IHK Trier. Eine gute und funktionsfähige Schule sei gerade im langfristigen Interesse der Kinder besser und wichtiger als eine möglichst nahe gelegene. Es sei höchste Zeit, so HWK-Geschäftsführer Günther Behr, endlich die Weichen für ein qualitativ hochwertiges Bildungsangebot in der Stadt zu stellen. Trotz der verständlichen Emotionen hinsichtlich der künftigen Grundschulstandorte, sehen die Kammern vor allem die Notwendigkeit, sich zwischen Stadt und Landkreis über die Struktur der weiterführenden Schulen und der Berufsbildenden Schulen verantwortungsbewusst zu verständigen. Das Wettrüsten bei Angeboten in Richtung „Abitur für alle“ gehe zwangsläufig zu Lasten der Unterrichtsqualität und gefährde eher die Zukunftschancen junger Menschen.

Zu welch absurden Auswüchsen dieser Wettbewerb um Standorte und möglichst garantierte „hohe Abschlüsse“ führe, zeige das Beispiel der „Kopfprämie“ in Speicher. Eine Realschule plus zahlt dort für jeden Schüler, der sich neu anmeldet, eine Prämie von 500 Euro. So will man auf die notwendige Zahl an Anmeldungen kommen. Hier würden die „strukturellen Fehlentwicklungen und die mangelnde Abstimmung zwischen den Schulträgern“ einmal mehr offenbar. Anstelle von „Kirchturmdenken“ sei daher dringend ein Gesamtkonzept für eine sinnvolle Weiterentwicklung des Bildungsangebotes in der Region notwendig, argumentieren die Kammern.

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