Treue Trier-Touristen

TRIER. Über einen Zeitraum von einem Jahr hat ein Marktforschungsinstitut ab Oktober 2011 Tages- und Übernachtungsgäste in der Trierer Innenstadt befragt. Die Ergebnisse wurden jetzt im Dezernatsausschuss III vorgestellt.

Der typische „Trier-Tourist“ ist Mitte 40, verfügt über ein Haushaltsnettoeinkommen von rund 3000 Euro, hat sich im Internet informiert, reist mit Partner und Auto an, steigt in einem Hotel ab, kommt hauptsächlich wegen der römischen Baudenkmäler in die älteste deutsche Stadt und ist mit dem Aufenthalt insgesamt sehr zufrieden. Die Gäste bringen der Stadt einen jährlichen Umsatz von 230 bis 306 Millionen Euro. Dies sind Ergebnisse des Marktforschungsinstitutes „T.I.P. Biehl & Partner“, das ab Oktober 2011 ein Jahr lang Umfragen in der Innenstadt machte.

Insgesamt wurden an 26 Befragungstagen 1 341 Interviews geführt, besondere Events wie der Weihnachtsmarkt, Stadtfeste, Heilig-Rock-Wallfahrt oder ADAC-Rallye wurden bewusst ausgeklammert. Die Ergebnisse stellte Dr. Bert Hallerbach vom Büro T.I.P. im Dezernatsausschuss III vor. Wichtigste Erkenntnis: Trier profitiert vor allem durch den Städte- und Kulturtourismus. Das erklärt auch das Gäste-Durchschnittsalter von 48 Jahren, fast zwei Drittel der Gäste sind älter als 45 Jahre. Jüngere Gäste unter 40 Jahren machen nur einen Anteil von 28 Prozent aus.

Sowohl die Tages- als auch die Übernachtungsgäste kommen hauptsächlich aus dem westdeutschen Raum. Vor allem bei den Tagesgästen gibt es eine starke Konzentration auf rheinland-pfälzische Gebiete sowie das südliche Nordrhein-Westfalen. Bei den ausländischen Gästen spielen vor allem die Niederländer eine Rolle – oft Tagesgäste, die in den umliegenden Ferienparks übernachten und Ausflüge nach Trier unternehmen. Übernachtungsgäste legen im Schnitt 420 Kilometer zurück, um Trier zu besuchen. Aber auch bei den Tagesgästen fährt jeder zweite 150 Kilometer.

Die Gäste Triers sind wirtschaftlich interessant. Sie zeichnen sich durch eine höhere formale Bildung (Hochschule, Abitur) aus, sind überwiegend Angestellte und 41 Prozent verfügen über mindestens 3000 Europro Monat. Trier weist dabei einen vergleichsweise hohen Anteil an „Wiederholungstätern“ auf, über die Hälfte der Gäste war schon einmal in der Stadt gewesen. Dabei ist die Besuchsfrequenz relativ hoch. Übernachtungsgäste in Trier haben im Schnitt schon fünf Mal die Stadt besucht, Tagesgäste, die vom Wohnort angereist sind, im Schnitt schon 22-mal. Trier ist somit vielen Gästen aus – teilweise schon länger zurückliegenden Aufenthalten – bekannt. Mit zunehmenden Alter steigt der Anteil der Trier-Kenner unter den Gästen stark an, 70 Prozent der über 60-Jährigen waren schon mal in Trier.

Alleinreisende spielen in Trier nur eine untergeordnete Rolle, Übernachtungsgäste reisen vor allem zu zweit an. Größere Reisegruppen bestehen eher aus Reisegruppen mit Freunden und Bekannten. Jüngere Kinder sind eher selten und am ehesten in Reisegruppen anzutreffen, die aus der Region einen Tagesausflug nach Trier unternehmen.

Trier ist ein typisches Kurzreiseziel. Zwei Drittel der Gäste bleiben maximal zwei Nächte. Das Hotel ist für 60 Prozent der befragten Übernachtungsgäste die bevorzugte Unterkunftsform. Jeder zweite Übernachtungsgast bucht die Unterkunft direkt beim Betrieb, ein Fünftel nutzt eine allgemeine Buchungsplattform (HRS etc.). Dem Internet kommt dabei überragende Bedeutung zu. Nicht nur als Buchungsmöglichkeit wird das Netz genutzt, vor allem als Informationsmedium liegt es weit vorne. Über die Hälfte der Gäste hat sich vorab im Netz kundig gemacht. Wichtige Einstiegsseiten sind vor allem Google und andere Suchmaschinen sowie die Seiten der Stadt Trier. Weiter Möglichkeiten spielen keine Rolle.

Ein Viertel der Gäste reist mit dem eigenen Pkw an, circa zehn Prozent mit der Bahn, fünf Prozent mit dem Bus und mit ansteigender Tendenz Wohnmobilurlauber mit vier Prozent. In der Stadt bewegen sich die Urlauber vor allem zu Fuß – Pkw spielt für die Gäste keine Rolle, der ÖPNV ist keine Alternative und wird nur selten genutzt.

Stärken und Schwächen

Insgesamt herrscht eine hohe Zufriedenheit unter den Gästen. Völlig unzufriedene Besucher gibt es so gut wie nicht. Im Durchschnitt wird der Wert 1,4, ein schwaches sehr gut, konstant in allen Altersklassen vergeben. Ein hoher Anteil „eher zufrieden“ (zwischen 23 und 30 Prozent) zeigt aber, dass nicht alles optimal war. Besonders positiv wird die Atmosphäre in der Stadt bewertet. Das kulturelle Angebot, Gastronomie sowie Sauberkeit des Stadtbildes werden ebenfalls gut benotet.

Die Gäste kommen vor allem wegen der römischen Bauwerke, hier besonders der Porta Nigra, und dem Bereich Dom/Liebfrauen. Neben dem antiken Erbe werden von den Gästen auch die Atmosphäre und das Ambiente der Stadt positiv hervorgehoben. Die Themen „Wein“ und „Mosel“ spielen in der Wahrnehmung der Gäste kaum eine Rolle. Kritisiert werden vor allem von Kurzreisenden eine unzureichende Beschilderung, die die Orientierung erschwere, Verbesserungspotenzial wird vor allem im Bereich „Straßen, Verkehr, Parken“ gesehen, Mängel werden auch für den Punkt „Nachtleben“ genannt.

Basisdaten aus dem Bereich der Touristik sind schwer zu erheben und daher haben die Marktforscher von „Biehl & Partner“ zur Berechnung der wirtschaftlichen Effekte zwei Szenarien zugrunde gelegt: eine Minimalschätzung, die von insgesamt circa 3,6 Millionen Gästen im Jahr, davon 3,1 Millionen Tagesgäste, ausgeht. Dem gegenüber die Maximalschätzung, die mit rund 6,3 Millionen Gästen, davon 5,7 Millionen Tagesgäste, rechnet. Auf Basis der verschiedenen Schätzungen beläuft sich der direkte Umsatz (Bruttoumsatz) aus dem Tourismus auf 230 bzw. 306 Millionen Euro im Jahr. Dabei geben die Hotelgäste mit durchschnittlich 113 Euro pro Tag das meiste Geld aus, die Camper mit 31 Euro am wenigsten. Insgesamt können den wirtschaftlichen Effekten aus dem Tourismus nach „Biehl & Partner“ zwischen 4200 und 5600 Arbeitsplätze direkt zugeordnet werden.

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