Bischof kritisiert kreuz.net
TRIER. Das Christentum in Deutschland steht nach Auffassung des Trierer Bischofs nicht am Ende, sondern am Beginn eines neuen Abschnitts in der Geschichte des Glaubens. Das erklärte Stephan Ackermann in seiner Silvesterpredigt im Dom.
Christen seien aufgerufen „mit Mut, mit Phantasie, mit Dankbarkeit und mit neuer Entschiedenheit“ die Situation anzunehmen und zu gestalten. Gerade die Erfahrungen, die die Gläubigen im Bistum Trier während der Heilig-Rock-Wallfahrt gemacht hätten, „ermutigen uns doch dazu und haben uns Fingerzeige für den weiteren Weg gegeben“, sagte Ackermann.
Im weltkirchlichen Vergleich möge die Kirche in Westeuropa auf den ersten Blick „müde und schwach“ geworden sein. Doch genauer betrachtet sei die Situation eine Herausforderung, zu zeigen, „was es heißt, den Glauben in einer freiheitlichen, pluralen, von Frieden, von Wohlstand und Bildung gekennzeichneten Gesellschaft zu leben.“ Für die allermeisten Menschen, auch die allermeisten katholischen Gläubigen, sei diese Situation bis heute ein Wunschtraum. Zudem habe es in den vergangen Jahrhunderten immer wieder Umbrüche und Neuanfänge in der Geschichte des Glaubens gegeben. Besonders sei allerdings, dass diese nun nicht durch einen Machtwechsel oder Krieg herbeigeführt würden, sondern friedlich und allmählich. Christen seien dabei selbst Handelnde. Der einzelne selbst entscheide, „wie sehr er sein Leben von der Botschaft Jesu her prägen lässt und wie stark er sich an das kirchliche Leben bindet.“
„Menschenverachtende Äußerungen gegenüber Homosexuellen“
Religion sei in unserer Gesellschaft schwächer und stärker zugleich geworden, sagte der Bischof weiter. Die Frage nach Gott und dem Glauben, nach Ethik und Werten sei in der Öffentlichkeit präsent und nehme zu – obwohl die Kirchenbindung abnehme und Glaube weniger weitergegeben werde. In dem Zusammenhang bedauerte Ackermann auch, dass religiöse Gruppierungen, die sich mitunter „aggressiv Gehör verschaffen“, das Bild von Religion in der Öffentlichkeit prägten. Dies seien aber nur „Zerrformen“. Für die katholische Kirche nannte der Bischof etwa die Internetseite kreuz.net, „die in den letzten Jahren nicht nur viele Bischöfe und kirchliche Gruppierungen mit Häme und Zynismus übergoss, sondern auch antisemitische Parolen und menschenverachtende Äußerungen gegenüber Homosexuellen veröffentlichte.“
von 16vor
