Konter mit eigener Strafanzeige
TRIER. Vor dem Auswärtsspiel von Eintracht Trier beim SC Wiedenbrück kontert Jeremy Karikari die Strafanzeige gegen sich mit einer eigenen Anzeige gegen die Lotter Spieler Hess und Schlösser. Auch Marc Gouiffe à Goufan stellt Strafanzeige.
Die Fronten zwischen dem Tabellenführer aus Lotte und dem schärfsten Verfolger Eintracht Trier sind verhärtet. Strafanzeige des Lotter Martin Hess gegen den Trierer Jeremy Karikari (wir berichteten), jetzt Strafanzeige durch Karikari und Gouiffe à Goufan gegen Hess und Christian Schlösser; zudem wird sich der Kontrollausschuss des Deutschen Fußballbundes (DFB) in Frankfurt mit den Vorkommnissen bei der Begegnung im Tecklenburger Land beschäftigen. Beide Vereine haben das Gremium angerufen. Bereits am Montag hatte die Polizei in Steinfurt ein Ermittlungsverfahren gegen Karikari wegen Körperverletzung eingeleitet. Der Trierer soll Hess rund eine dreiviertel Stunde nach dem Spiel im Kabinengang geschlagen haben.
Wie ernst der Klub die Angelegenheit nimmt, wurde am Dienstag bei der obligatorischen Pressekonferenz zum Spieltag deutlich. Neben Trainer Roland Seitz nahmen auch die Vorstände Ernst Wilhelmi und Harry Thiele am Tisch des Trainers Platz. Geschäftsstellenleiter Dirk Jacobs und der ehemalige Stadionsprecher Peter Pries komplettierten das Aufgebot des SVE. Das Sportliche geriet zur Nebensache, im Mittelpunkt standen die Ereignisse rund um das Spitzenspiel am vergangenen Samstag. Erstmals wurde es konkret. Laut Jacobs sind gegen die Spieler Karikari und Gouiffe à Goufan Ausdrücke wie „Affenkind, Affe und Negerkind“ gefallen. Zudem hätten die Lotter Spieler die Trierer „mit Affenlauten provoziert“. Der Lotter Hess hatte ebenso wie Schlösser rassistische Beleidigungen in den letzten Tagen gegenüber mehreren Medien stets bestritten – so unter anderem gegenüber dem Online-Magazin RevierSport.
„Wir werden unsere Spieler bei ihren Strafanzeigen nach Kräften unterstützen“, betonte Thiele, „weil wir die Angelegenheit auch von einem ordentlichen Gericht geklärt sehen möchten.“ An den Kontrollausschuss des DFB hat der Verein inzwischen eine detaillierte und umfangreiche Stellungnahme geschickt. „Ich rechne aber nicht damit, dass die Sache noch in diesem Jahr verhandelt wird“, sagte Jacobs. In der schriftlichen Pressemitteilung des SVE wird auch das Verhalten des Lotter Sportobmanns Manfred Wilke kritisiert. Dieser sei „gegen den Spieler Karikari handgreiflich“ geworden. „Die Sache ist jetzt öffentlich und muss daher aufgeklärt werden“, so Thiele.
„Wir sollten besser über den Sport reden als über so einen Scheiß“, sagte Thiele ferner. Andererseits könne es natürlich nicht angehen, „dass Spieler rassistisch beleidigt werden“. Deshalb messe die Eintracht den Vorfällen schon große Bedeutung zu. „Und der DFB ist da ja ganz eindeutig in seiner Haltung und im Kampf gegen Rassismus auf einem guten Weg.“ Mit einer Strafe für den Verein durch den Verband wegen der Ermittlungen gegen Karikari rechnet Thiele nicht. „Nein, sicher nicht, die Eintracht hat sich ja in keiner Weise strafbar gemacht.“
Für Seitz ist Karikari Profi genug, die Angelegenheit am Mittwoch beim Spiel in Wiedenbrück auszublenden. Triers Trainer setzt auch in der letzten Partie des Jahres auf den Deutsch-Ghanaer. „Ich bin davon überzeugt, dass er alles geben wird, zumal Mannschaft und Trainerstab natürlich geschlossen hinter ihm stehen.“ Gerne hätte Triers Trainer die Aufmerksamkeit stärker auf „die sportlich hervorragende Ausgangsposition“ gelenkt. Mit einem Sieg in Wiedenbrück kann Trier nach Punkten mit Lotte gleichziehen, hat dann allerdings ein Spiel mehr auf dem Konto als der Tabellenführer.
„Es gilt jetzt, die positive Vorlage durch den Sieg in Lotte anzunehmen und mit drei weiteren Punkten heimzufahren“, sagte Seitz. Verzichten muss er dabei allerdings auf Innenverteidiger Oliver Stang und Spielmacher Alon Abelski, die beide wegen der fünften gelben Karte gesperrt sind. Der lange verletzte Kapitän Torge Hollmann kehrt dafür in die Startelf zurück. Auch Fabian Zittlau hat gute Chancen, von Beginn an aufzulaufen. Am System will Seitz nichts ändern. So wird auch in Wiedenbrück Thomas Kraus an der Seite von Ahmet Kulabas als zweite Spitze stürmen. „Es wird ein Spiel, das nicht nur über den Körper, sondern sicher auch über den Kopf entschieden wird“, betonte Seitz. „Wir haben ein Ziel, und dem wollen wir uns durch einen Sieg in Wiedenbrück weiter nähern.“
Die Eintracht macht sich bereits am heutigen Dienstag auf den Weg nach Wiedenbrück. Ursprünglich war geplant, erst am Spieltag anzureisen. Der Sieg in Lotte bewirkte jedoch ein Umdenken bei der Vereinsführung. Zusätzliches Geld für die Kosten der Übernachtung wurde bewilligt. „Damit wir uns am Mittwoch vor Ort auf das wichtige Spiel vorbereiten können“, so Seitz.
Voraussichtliche Aufstellung:
Poggenborg – Cozza, Herzig, Hollmann, Drescher – Karikari – Zittlau, Kuduzovic, Pagenburg – Kulabas, Kraus.
SC Wiedenbrück – Eintracht Trier, Mittwoch, 14. Dezember, 19 Uhr, Jahnstadion.
von Eric Thielen