„Das ist wie bei Politikern“
TRIER. Für Eintracht Trier zählt am Freitagabend gegen Bayer 04 Leverkusen II nur ein Sieg. „Wir sind unseren Fans etwas schuldig“, sagt Trainer Roland Seitz und nimmt seine Mannschaft damit in die Pflicht.
Nein, Namen wollte er am Donnerstag keine nennen. Unzufrieden ist er, daran lässt Seitz keinen Zweifel. „Mit drei, vier Spielern“, wie er sagt. Nach der Niederlage in Kaiserslautern ließ er das erstmals durchblicken. „Aber für mich ist die Mannschaft auch ein Gesamtprodukt, da ist jeder in der Pflicht.“ Natürlich werde geredet, sehr viel sogar. Nur hinsichtlich der Wirkung bei den Spielern ist er sich nicht ganz sicher. Darauf angesprochen, zuckt er mit den Schultern. „Klar unterhält man sich“, sagt er, „aber das ist dann wie bei den Politikern: Im Reden sind alle stark, aber dann, na ja…“ Den Rest verschluckt er ohne weiteren Kommentar.
Von Resignation allerdings keine Spur – auch daran lässt er keinen Zweifel. „Vielleicht müssen wir alle etwas lockerer werden.“ Den Druck will Seitz so von seiner Mannschaft nehmen, um ihn andererseits dann doch wieder aufzubauen, weil gegen die Werkself aus Leverkusen eben nur ein Sieg zähle. Neun Punkte Rückstand auf den souveränen Tabellenführer aus Lotte sind eine Hausnummer, die auch Triers Trainer nicht kleinreden will. „Andererseits haben wir bisher für unsere Verhältnisse eine sehr gute Runde gespielt“, betont er. Der Konkurrent spiele eben über seinen Verhältnissen.
Dann sagt er einen Satz, den er ohne zusätzliche Erklärung wirken lassen will. „Wenn jeder Spieler die Einstellung des Trainers hätte, hätten wir sicher mehr Punkte.“ Womit sich der Kreis schließt. Nicht nur die Niederlage auf dem Betzenberg nagt an ihm. Die Punktverluste gegen Essen, Bochum und auch beim Tabellenletzten Koblenz gehen dem 47-Jährigen immer noch nach. „In dieser Liga ist der zweite Platz ebensoviel wert wie der zehnte“, sagt er, um dann erneut nachzulegen. „Wir müssen über 90 Minuten alles geben, um das große Ziel erreichen zu können. Und da beziehe ich alle mit ein.“
Müßig sei es, sich jetzt über Dinge zu unterhalten, die alleine vom Tabellenstand abhingen. Das gilt für die nach wie vor offene Entscheidung zum Trainingslager in der Winterpause, aber auch für personelle Fragen. „Der Verein wird ohnehin sagen, es sei kein Geld da“, ist er sich sicher. „Also warten wir die nächsten drei Spiele einfach mal ab, und dann sehen wir weiter.“
Über sich selbst und seine Vertragssituation mache er sich keine Gedanken. „Nein, das ist kein Thema“, betont er. Am 30. Juni 2012 endet der Vertrag des Oberpfälzers. „Ich weiß nicht, was und wie der Verein plant“, sagt er. „Ich fühle mich hier wohl, aber wir alle sind von Erfolg oder Misserfolg abhängig.“ Wie auch immer die Situation im nächsten Sommer sei. „Innerhalb von zwei Jahren ist ein praktisch ‚toter Verein‘ dann wieder gut aufgestellt“, betont Seitz. Das sei schließlich nicht von der Hand zu weisen.
Auf Cataldo Cozza kann Seitz gegen Leverkusen auf jeden Fall bauen. Der Rechtsverteidiger musste in Kaiserslautern mit Oberschenkelproblemen vom Platz. „Aber es wird am Samstag sicher gehen“, so Cozza gegenüber 16vor. Taktisch plant Triers Trainer keine Umstellung. Offen ließ er am Donnerstag aber, ob er einigen Spielern eine schöpferische Denkpause verordnet. Weil sich aber kaum ein Spieler aus der zweiten Reihe wirklich aufdrängt, zögert Seitz. „Von dort kommt einfach nicht genug Druck auf die Etablierten“, sagt er, „das ist sicher auch ein Problem.“
Voraussichtliche Aufstellung:
Poggenborg – Cozza, Herzig, Stang, Drescher – Karikari – Kraus, Kuduzovic, Abelski, Pagenburg – Kulabas.
Eintracht Trier – Bayer 04 Leverkusen II, Freitag, 2. Dezember, 19 Uhr, Moselstadion.
von Eric Thielen