Rödls Wunsch wird Wirklichkeit

Nach drei Niederlagen in Folge ist die TBB Trier am Sonntagnachmittag in Frankfurt durchgestartet. Vor 4380 Zuschauern in der Fraport-Arena besiegte die Mannschaft von Henrik Rödl die Fraport Skyliners mit 64:54 (27:27). Triers Trainer war die Freude über den wichtigen Sieg anzumerken. “Ich bin einfach nur glücklich, dass wir dieses Spiel gewonnen haben”, sagte Rödl. Der Offenbacher konnte in seiner hessischen Heimat vor allem auf die physische und mentale Stärke seiner Spieler bauen. Das musste auch Muli Katzurin anerkennen. “Die Niederlage ist sehr bitter für uns”, sagte der Israeli. “Aber mit Trier hat heute die bessere Mannschaft gewonnen”, räumte Frankfurts Trainer ein.

FRANKFURT. Sie genossen das mit jeder Faser. Bis ganz oben unters Hallendach mussten Triers Spieler steigen, um sich bei ihren Anhängern für die Unterstützung zu bedanken. Das Bad in der Menge war neben den zwei wichtigen Punkten verdienter Lohn für eine starke Leistung über drei der insgesamt vier Viertel hinweg. Die obligatorische Tanzeinlage gab es als Zugabe für die Fans. “Humba, Humba, Täterä”, dröhnte es durch die Arena, während die Frankfurter tief deprimiert die Köpfe hängen ließen: Freude hier, Trübsal dort.

“Ich hatte mir gewünscht, dass wir erneut ein knappes Spiel bekommen und dass wir dann endlich mal eine solche Partie auch gewinnen”, sagte Rödl. Der Hesse sprach ferner von einem “kleinen Befreiungsschlag”, der heute “hoffentlich gelungen” sei. Ein Sonderlob erhielt Andreas Seiferth von seinem Trainer. “Er hat auch schon gegen Gießen gut gespielt, aber heute war das sehr gut, weil er auch mental stark war.” Der 20-Jährige war mit zwölf Punkten bester Trierer Schütze. “Ich hoffe, dass heute auch bei mir der Knoten geplatzt ist”, äußerte sich Seiferth gegenüber 16vor. “Wir haben diesmal viele leichte Bälle getroffen, das war unser Vorteil in diesem Abstiegskampf.”

Seiferth sprach aus, wovor sich die meisten bei der TBB bis zum heutigen Spiel noch gescheut hatten. Dabei hat die Realität den Optimismus vieler längst mit hoher Geschwindigkeit überholt. Nach drei Niederlagen in Folge, zwei davon vor eigenem Publikum, steckt die TBB im Abstiegskampf. Daran ist nicht zu rütteln. Frankfurt ergeht es nicht anders. Als die Deutsche Bank noch ihre Euros in die Hessen pumpte, waren die Skyliners eine große Hausnummer in der Liga. In Zeiten der Finanzkrise aber muss auch das milliardenschwere Kreditinstitut etwas weniger fette Sahnetorten backen. Für die Skyliners blieben so nur kleinere Brötchen übrig. “Fraport” stieg als Sponsor ein, mit dem Ergebnis, dass sich der frühere Meisterschaftskandidat vor dem Duell mit den Trierern auf einem Abstiegsplatz wiederfand.

Das sollte sich heute mit einem Sieg über Trier ändern. Für beide Mannschaften stand folglich sehr viel auf dem Spiel. Frankfurt wollte weg vom Tabellenende, die TBB nicht noch tiefer dort hineinrutschen. Man hätte also durchaus erwarten können, dass Trier in der Fraport-Arena ganz in Grün antreten würde. Grün wie die Hoffnung eben. Doch die TBB präsentierte die neuen Auswärtstrikots: nach blau nun orange-weiß. Daran aber dürfte es kaum gelegen haben, dass Rödls Mannschaft nur sehr schwer in die Begegnung fand. “Wir waren sehr nervös”, räumte Rödl ein, “was aber bei der Ausgangslage auch verständlich ist.”

Frankfurt präsentierte sich stabil, während bei Trier von Beginn an die Nerven flatterten. Der Druck war anscheinend doch höher, als Rödls Männer sich das wohl selbst eingestehen wollten. Die vermeidbaren Niederlagen gegen Braunschweig und Gießen lasteten wie ein zentnerschweres Gewicht auf der Psyche der Gäste. Zudem kauften die Hessen ihren Gegnern mit konsequenter Abwehrarbeit gnadenlos den Schneid ab. Trier kam erst gar nicht unter den Korb, von Treffern aus der Distanz ganz zu schweigen. Acht magere Punkte im ersten Viertel ließen ein Debakel für die TBB befürchten, weil Frankfurt Zähler um Zähler sammelte und nach zehn Minuten mit 19:8 in Führung lag.

Trier kommt zurück und dreht das Spiel

So konnten sie nicht weiter machen. Das sollte Rödl seinen Spielern in der kurzen Unterbrechung unmissverständlich klar gemacht haben. Nur über die Physis würde hier etwas zu holen sein. Ferner mussten die Hände sicherer werden. Schließlich sollten sie den Kampf in diesem Abstiegskampf auch wirklich anehmen. Rödl setzte hier auch auf John Bynum, der dem Spiel der TBB Stabilität verlieh. Die Worte des Trainers blieben nicht ohne Wirkung. Über den Willen kämpfte sich Trier zurück ins Spiel. Sieben Punkte am Stück – sie waren an Frankfurt dran. “Außerdem hat uns Trier mit seiner starken Verteidigung geknackt”, zürnte Katzurin, “und von uns kam einfach zu wenig.”

Jetzt lagen die Nerven bei den Hessen blank. Die Fehler häuften sich im Frankfurter Spiel, und Trier nutzte das aus. Erst der Ausgleich zum 25:25, dann sogar die Führung zum 27:25 durch zwei Punkte des Kapitäns. Dragan Dojcin behielt die Nerven, und beim 27:27 zur Pause war die Begegnung völlig offen. Frankfurt hatte stark vorgelegt, Trier aber ebenso stark gekontert. Rödl hatte die bösen Geister in den Köpfen seiner Spieler erfolgreich vertrieben. Bynum mit sechs, Maik Zirbes mit ebenfalls sechs und Philipp Zwiener mit fünf Punkten besorgten den Rest im zweiten Viertel. Wären nicht auch heuer wieder Freiwurf- und Dreier-Quote unterirdisch gewesen, die TBB hätte zur Pause sogar deutlich führen können. Doch drei von sechs Punkten von der Straflinie und null Zähler bei sechs Versuchen aus der Distanz sind schlicht zu wenig, um das zu erzwingen.

Der psychologische Vorteil aber lag trotz der beiden schwachen Quoten ganz klar bei den Trierern. Sie hatten das Spiel trotz der großen Anfangsschwierigkeiten gedreht, während die Hessen schmerzlich registrieren mussten, dass diese TBB eben keine Laufkundschaft ist, wie das nach dem ersten Viertel vielleicht zu vermuten gewesen wäre. Trier war jetzt richtig im Spiel: aggressiv, schnell mit den Händen, flink im Kopf, immer einen Schritt vor den Hessen. Nun zeigten Rödls Spieler, warum der Trainer selbst in schlechten Phasen Vertrauen in sie hat. Sie bissen, sie kratzten, ließen sich auch von der feindseligen Stimmung in der Halle nicht beeindrucken. Gerade an Seiferth war das neue Selbstbewusstsein festzumachen. Triers erst 20-jähriger Center wuchs geradezu über sich hinaus. Sechs Punkte Führung (45:39) vor dem Schlussabschnitt waren beileibe noch keine Bank, aber eine gute Grundlage für den so wichtigen Auswärtssieg.

Alles hing nun davon ab, die Nervosität zu zügeln und die Konzentration bis zur letzten Sirene auf höchstem Niveau zu halten. Damit nicht ähnliches wie zuletzt in Hagen passieren würde, als das Spiel über weite Strecke dominiert, der Sieg aber fahrlässig in der Schlussphase verschenkt wurde. Frankfurt würde sich nicht aufgeben, weil nur ein Sieg die Hessen vom Abstiegsplatz wegbringen konnte. Vier Minuten vor dem Ende hatte die TBB immer noch die Hoheit über Gegner und Begegnung. Sieben Punkte (55:48) und Ballbesitz, aber Frankfurt kroch über die Freiwürfe von Jon Leuchner heran. Nate Linhart konterte aus der Distanz, Dru Joyce legte nach: 50:60 – Rödls geballte Faust zuckte nach oben, Auszeit Frankfurt.

Aber auch das half den Hessen nicht mehr. Im Trierer Block ganz oben unter dem Dach wurde der Jolly Roger aufgezogen. Die Arena hatten sie mit einer wahren Energieleistung geentert. 64 Punkte reichten, um den früheren Titelkandidaten zu bezwingen. Seiferth wusste, worin diesmal der Unterschied zu den vorangegangenen Spielen lag. “Wir haben einfach bis zum Schluss die Konzentration hochgehalten und uns durch nichts verrückt machen lassen.” So soll es auch in Ludwigsburg laufen. “Klar, wenn wir so spielen wie heute, sind wir auch dafür stark genug”, sagte Triers Center nach dem Bad in der Menge, das sie auch am nächsten Wochenende in der Barockstadt genießen wollen. “Weil’s einfach so schön ist.” Genau das weiß Seiferth jetzt.

Fraport Skyliners Frankfurt: Thompson (3), Herber (3), Davidson (10), Theilig, Franke, Nolte, McKinney (14), Barthel, Robertson (6), Ohlbrecht (4), Leuer (14).

TBB Trier: Linhart (9), Joyce (9), Saibou (2), Zwiener (9), Dojcin (9), Faßler, Seiferth (12), Gallup, Picard, Zirbes (6), Bynum (8), Dietz.

Viertelstände: 19:8; 27:27; 39:45; 54:64

Zuschauer: 4380

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