Vorwürfe gegen Polizei (update)
KÖLN/TRIER. Anhänger von Fußball-Regionalligist Eintracht Trier erheben Vorwürfe gegen die Kölner Polizei wegen „eines unverhältnismäßigen Einsatzes“ nach dem Spiel des SVE bei Fortuna Köln.
Mit 3:1 Toren gewann der SVE das Spiel am Sonntagnachmittag beim Aufsteiger Fortuna Köln. Die Stimmung der mitgereisten Trierer Anhänger hätte besser kaum sein können. Und doch gab es nach der Begegnung im Kölner Südstadion unschöne Szenen zwischen Fans der Eintracht sowie Ordnungskräften und der Polizei. Weil Ordner des Sicherheitsdienstes vier Trierer verdächtigten, Sitzschalen auf der Tribüne herausgerissen zu haben, sollten die Personalien der vier Verdächtigen festgestellt werden. Als die Sicherheitskräfte dies am Ausgang des Stadion tun wollten, kam es zu einem Handgemenge zwischen den Ordnern und den Trierer Fans.
Die vom Sicherheitsdienst im Stadion informierte Polizei schritt ein, woraufhin die Situation eskalierte. Trierer Fans berichten von einem „massiven Einsatz von Pfefferspray“ durch die Beamten. Davon seien auch Unbeteiligte betroffen worden. Nach Ansicht mehrerer Anhänger des SVE seien die Beamten und Ordnungskräfte willkürlich gegen jeden vorgegangen, der das Stadion verlassen wollte. Und das ohne Grund, denn die Sitzschalen seien nicht herausgerissen, sondern beim Jubel über den Sieg der eigenen Mannschaft zerbrochen. Im Kölner Südstadion war ein Großteil der Trierer Anhänger in einem Block der Haupttribüne untergebracht. Während die Fans in anderen Stadien in eigenen Stehplatz-Blöcken den Spielen folgen, sind im Kölner Südstadion im Block der auswärtigen Schlachtenbummler Reihen mit Sitzschalen aus Plastik montiert.
André Faßbender, Pressesprecher der Kölner Polizei, widersprach am Montag gegenüber 16vor der Darstellung der Trierer Fans. „Allgemein lässt sich sagen, dass die Stimmung der Fußballfans aus Trier zum Ende des Spiels aggressiv wurde“, so Faßbender. Der Einsatz der Beamten sei nicht nur gerechtfertigt, sondern auch notwendig gewesen. „Unseren Beamten wurde vom Ordnungsdienst zugetragen, dass Trierer Fans Sitze abgetreten und abgerissen haben sollen“, so der Polizeisprecher. „Das stimmt nicht“, sagte ein Anhänger am Montag gegenüber 16vor. Die Sitze seien beim Jubeln zerbrochen, aber das habe die Ordner nicht interessiert. „Von Anfang an sind wir vom Sicherheitsdienst ohne Grund argwöhnisch beobachtet worden“, so der Fan.
Einschreiten mussten die Beamten laut Faßbender, als es zwischen Ordnern des Sicherheitsdienstes und den Fans zu einem Handgemenge gekommen sei und die Trierer den Ordnungsdienst attackiert hätten. „Dabei ging es um die Feststellung der Personalien von vier Personen“, so Faßbender. Als die Situation durch das aggressive Verhalten der Trierer zu eskalieren drohte, hätten die Beamten auch Schlagstöcke und Pfefferspray einsetzen müssen. „Die Beamten sind von mehreren Personen angegangen worden und mussten sich zur Wehr setzen“, betonte Faßbender gegenüber 16vor. Um die Situation in den Griff zu bekommen, seien auch weitere Einsatzkräfte zur Verstärkung angefordert worden.
Ausdrücklich unterstrich der Pressesprecher, dass der Einsatz von Pfefferspray nach dem Polizeigesetz eine milde Maßnahme sei, derer sich die Beamten zur Durchsetzung von Maßnahmen bedienen könnten. Faßbender wies ferner auf die „klare Rechtslage“ hin: „Wer Polizeibeamte angreift, muss damit rechnen, dass Maßnahmen gegen die entsprechenden Personen erfolgen.“ Verletzt worden ist laut Faßbender niemand. „Fünf Personen wurden vom Sanitätsdienst behandelt. Ihnen wurden die Augen ausgespült, und alle sind anschließend nach Hause gefahren.“
Anhand von Videomaterial will die Kölner Polizei jetzt die Ermittlungen fortführen. „Letztlich stehen die Vorwürfe der Sachbeschädigung, des Landfriedensbruchs und der Körperverletzung im Raum“, so Faßbender. Über das weitere Vorgehen gegen die Fans von Eintracht Trier habe dann aber die Staatsanwaltschaft in Köln zu entscheiden. Zu den Vorwürfen sagte der Pressesprecher: „Wer sich ungerecht behandelt fühlt, dem steht der Beschwerdeweg natürlich frei.“ Bisher seien jedoch noch keine Beschwerden von den beteiligten Trierer Fans eingegangen. „Sofern solche Beschwerden bei uns eingehen, werden wir das genau prüfen“, betonte Faßbender.
Wie ein Sprecher für einen Teil der beteiligten Trierer Fans am Montagabend gegenüber 16vor erklärte, wolle man noch in dieser Woche über einen Anwalt Strafanzeigen gegen die Kölner Polizeibeamten und die Ordner des Sicherheitsdienstes stellen. „Am Dienstagabend werden wir das weitere Vorgehen gemeinsam besprechen.“ Bei einem Treffen in den Räumen des Fan-Projektes in der Metternichstraße sollen die Details geklärt werden.
von Eric Thielen