Zwei Rote Karten, zwei Elfer und vier Tore (update)

Nach einer ereignisarmen ersten Halbzeit ohne Tore und Highlights bekamen die 2711 Zuschauer der Begegnung TuS Koblenz gegen Eintracht Trier in den zweiten, spielerisch weiterhin armseligen 45 Minuten zumindest Abwechslung im Stadion Oberwerth geboten. Zwei Rote Karten, zwei daraus resultierende Elfmeter und insgesamt vier Treffer sorgten am Samstagnachmittag für einen gerechten 2:2-Endstand. Am Rande der Partie kam es zu Ausschreitungen. Immer wieder versuchten Koblenzer Krawallfans, Trierer Anhänger anzugreifen.

KOBLENZ. Die erste Halbzeit im Derby zwischen der TuS Koblenz und Eintracht Trier war so grau wie der Himmel und so holprig wie die Wiese im Koblenzer Stadion. Trier hatte Glück, nicht früh in Rückstand zu geraten, denn die Mannschaft von Roland Seitz hatte in den ersten zehn Minuten mächtig Probleme mit den aggressiven Koblenzern.

Gleich zu Beginn fällte Torge Hollmann Kevin Lahn direkt an der rechten Strafraumgrenze (1.). Den strammen Freistoß aufs Tor köpfte ein Koblenzer neben den Kasten. Vier Minuten später war es erneut Hollmann, der für Gefahr im eigenen Strafraum sorgte. Der Innenverteidiger rutsche an einer Flanke von links vorbei, doch der freistehende Jerome Assauer war zu überrascht, um den Ball zu verwerten (5.). Die letzte Torchance für die Koblenzer für eine gute halbe Stunde hatte der Ex-Trierer Thomas Klasen. Er setzte sich auf der linken Seite durch, lief auf Stephan Loboué zu und zog ab. Der Trierer Schlussmann, der nach einer Verletzungspause kurzfristig für Andreas Lengsfeld in die Startelf gerückt war, weil sich dieser beim Aufwärmen einen Finger ausgekugelt hatte, wehrte den Schuss ab und Abelski klärte ins Aus (9.).

Das Spiel wurde nun ausgeglichener, Chancen gab es für lange Zeit jedoch keine zu sehen. Die schlechten Platzverhältnisse sorgten für viele Stockfehler und ließen kein schnelles Kurzpassspiel zu. So wurden meist lange Bälle gespielt, die oft nicht beim eigenen Mann ankamen.

Die etwa 150 Trierer Fans hatten ihr Stimmungsboykott vom letzten Spiel gegen Waldhof Mannheim aufgehoben und feuerten ihr Team wieder an. Die Koblenzer Zuschauer auf der Haupttribüne beschränkten sich weitgehend darauf, gefoulte gegnerische Spieler als „Schauspieler“ zu beschimpften und bei Fouls an den eigenen Spielern Karten und „Kopf ab!“ zu fordern.

Erst in den letzten zehn Minuten der ersten Halbzeit gab es für die Fans jeweils noch einmal Gelegenheit, Strafraumszenen zu bejubeln. Zuerst setzte sich Christoph Anton auf der linken Seite schön durch, zog aufs Tor und schoss. TuS-Keeper Dieter Paucken konnte jedoch parieren (35.). Dann stand Assauer nach einer Kopfballverlängerung im Anschluss an einen Freistoß wieder mutterseelenallein am langen Pfosten, dessen Schuss konnte allerdings geblockt werden (41.).

Drei Minuten nach Wiederanpfiff ging Trier in Führung. Abelski schlug einen Freistoß von rechts in den Strafraum, Steven Kröner stieg am höchsten und erzielte per Kopf seinen zweiten Treffer im zweiten Spiel (48.).

Lange währte die Freude jedoch nicht. Im ersten Koblenzer Angriff nach dem Anstoß brachte Loboué im Strafraum Klasen zu Fall, wofür jener die Rote Karte sah (49.). Nun musste der angeschlagene Lengsfeld doch noch ins Tor, Anton wurde dafür ausgewechselt. Dimitrios Ferfelis lief an zum Strafstoß und verwandelte sicher (54.).

Doch auch dieser Spielstand hatte nur wenige Minuten Bestand. Nach einer Ecke der Heimmannschaft, bekam die Eintracht den Ball nicht richtig rausgeschlagen, die Kugel rollte dem anstürmenden Kevin Lahn entgegen, der mit einem satten Schuss aus 16 Metern zum 2:1 einnetzte (58.).

Die Feierlaune der TuS-Anhänger war allerdings ebenfalls nicht von Dauer. Eine Ecke von Abelski klärte Murat Sejdovic mit der Hand, wofür auch er die Rote Karte erhielt – und Trier einen Elfmeter. Diesen verwandelte Marco Quotschalla zum 2:2 (65.).

Die Eintracht wollte nun mehr und brachte Koblenz zunehmend in Bedrängnis. In den letzten zehn Minuten rollte ein Angriff auf den nächsten auf das Tor der Gastgeber zu. Zunächst blieb Quotschalla nach einem starken Solo von Abelski in der gegnerischen Abwehr hängen (80.), dann köpfte Kröner einen Eckball über den Kasten (84.) und Yesilyurt eine Flanke von links an die Latte (88.). So blieb es beim gerechten Unentschieden.

„Es war alles drin. So stellt man sich ein Derby vor“, bilanzierte Roland Seitz nach der Partie. „Wir hätten aber gewinnen müssen.“ Sein Koblenzer Kollege Peter Neustädter ärgerte sich darüber, Trier durch den Elfmeter wieder ins Spiel gebracht zu haben: „Diese unnötige Situation brachte uns aus dem Konzept.“

Im Vorfeld und nach der Partie versuchten mehrmals Koblenzer Fans sich mit Trierer Anhängern anzulegen, wie die Koblenzer Polizei auf Anfrage von 16vor mitteilte. Unmittelbar vor dem Spiel beabsichtigte eine größere Gruppe Kontakt mit gegnerischen Fans aufzunehmen, die zu Fuß in Richtung Stadion unterwegs waren. Die Polizei hielt beide Lager auseinander.

Wieder waren es Koblenzer Fans, die an Ausschreitungen im Bereich des Stadions beteiligt waren. Elf davon verhielten sich laut Polizei dermaßen daneben, dass nach erfolgter Personalienfeststellung, entsprechende Strafanzeigen wegen Beleidigung erstattet wurden. Einer dieser Fans soll sich gewaltsam seiner Personalienfeststellung widersetzt und massiv Widerstand geleistet haben. Er verbrachte den Nachmittag im Polizeigewahrsam.

Nach dem Spiel suchten etwa 100 Koblenzer Krawallfans erneut die Konfrontation mit den Trierern, die von der Polizei zum Bahnhof geleitet wurden. Dies begann noch in unmittelbarer Nähe des Stadions, als sie versuchten, über den Rot-Weiss-Platz zu den Trierer Anhängern zu gelangen. Durch den sofortigen Einsatz von Diensthundeführern und weiterer Polizeikräfte konnte dies unterbunden werden.

Das Verhalten der Problemfans setzte sich jedoch noch bis zum Bahnhof hin fort. Auch hier verhinderte die Polizei, dass es nicht zu größeren Auseinandersetzungen zwischen den beiden rivalisierenden Gruppen kam.

TuS Koblenz: Paucken – Bartsch, Sejdovic, Haben, Gentner – Lahn (Yildiz, 75.), Hadzic, Göderz, Klasen (Eberhardt, 92.) – Assauer, Ferfelis (Klappert, 68.)

Eintracht Trier: Loboué – Brighache, Dingels, Hollmann, Zittlau – Kröner – Yesilyurt, Abelski, Klinger (Watzka, 37.), Anton (Lengsfeld, 51.) – Quotschalla (Sözen, 89.)

Tore: 1:0 Kröner (48.), 1:1 Ferfelis (Foulelfmeter, 54.), 2:1 Lahn (58.), 2:2 Quotschalla (Handelfmeter, 65.)

Besondere Vorkommnisse: Rote Karte für Stephan Loboué nach Foulspiel; Rote Karte für Murat Sejdovic

Schiedsrichter: Christian Dingert

Zuschauer: 2711

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