Zu viele Chancen vergeben

Fünfte Niederlage in Serie für die TBB in Tübingen: Damit bleibt Trier auf dem vorletzten Tabellenplatz. Während die Tübinger Spieler nach dem 85:65 (41:31) gestern Abend mit ihren Fans feierten, verschwanden die Gäste rasch in der Kabine. Trainer Henrik Rödl stand mit hängendem Kopf sinnierend in den Katakomben. „Wir haben heute sehr, sehr viele leichte Chancen unter dem Korb ausgelassen“, sagte der Offenbacher wenig später.

TÜBINGEN. Dem Unverständnis folgt erst die Wut, dann die Auswechslung. Maik Zirbes hat gegen Ende des zweiten Viertels Tübingens Pavelas Cukinas unter dem gegnerischen Korb weggeschoben. So sahen es zumindest die Schiedsrichter. Das passte dem Trierer Center gar nicht – und das brachte er auch laut zum Ausdruck. Zu laut für das Schiedsrichtergespann, das ihm dafür zusätzlich ein Technisches Foul aufbrummt. Es ist Zirbes viertes Foul, Trainer Rödl wechselt ihn aus. „Das darf nicht passieren“, sagte Rödl dann nach der Niederlage. Es war eine Szene die exemplarisch war für die Trierer Vorstellung in Tübingen.

Trier begann konfus. Zirbes entschied den Sprungball zwar für sich, doch dann dominierte erstmal Tübingen. Vier Ballverluste unterliefen der TBB in den ersten drei Minuten. Dann lief auch noch die 24-Sekunden-Uhr ab, ohne dass der Ball den Ring berührte. Tübingen nutzte die Trierer Unzulänglichkeiten zu einer 6:0-Führung. Erst nach knapp dreieinhalb Minuten machte Philip Zwiener den ersten Korb für den TBB. Dann lief’s auf einmal: Erneut Zwiener und Nate Linhart glichen zum 6:6 aus.

Nach knapp sechs Minuten brachte Dru Joyce Trier erstmals in Führung (10:8). Tübingens Trainer Igor Perovic war das zu viel. Er nahm eine Auszeit. Doch das half wenig: Reggie Redding foulte John Bynum im Angriff. Kurz darauf vergab erneut Redding die Möglichkeit auf ein Drei-Punkt-Spiel. Zirbes traf zum 12:10, Redding glich postwendend aber aus. Nach einem Dreier von Josh Young und zwei Punkten von Vaughn Duggins führte Tübingen 17:14. Adnan Hodzic sorgte mit seinen Freiwürfen für den 19:14-Zwischenstand zur Viertelpause.

Im zweiten Durchgang fand Trier zunächst wieder keine Mittel gegen die aggressive Tübinger Verteidigung. Ruben Spoden baute die Führung der Schwaben auf 24:14 aus. Triers Auszeit zeigte keine Wirkung. Zirbes stand länger als drei Sekunden in der Zone. Vaughn Duggins punktete dreifach zum 27:14. Nach dreieinhalb Minuten im zweiten Durchgang traf Zirbes dann per Freiwurf wieder mal für Trier. James Washingtons Korbleger im zweiten Versuch zum 17:28 hielt den Abstand für Trier in Grenzen. Zirbes‘ brachialer Dunk zum 23:30 nach einem Fehlpass von Tübingens Vaughn Duggins schürte neue Hoffnung bei den 150 mitgereisten TBB-Fans. Joyce brachte Trier auf 26:31 heran. Doch zweimal Nash baute die Tübinger Führung wieder aus (35:26).

Dann folgte die Szene mit dem Technischen Foul gegen Zirbes. Im Gegenzug foulte aber auch Tübingens Josh Young nach einem Ballverlust, die Heimmannschaft hätte sich über ein Unsportliches Foul nicht beschweren dürfen. Mit 41:31 ging es in die Pause.

Dabei hatte Trier noch Glück gehabt: Tübingen präsentierte sich in der ersten Hälfte an der Freiwurf-Linie in miserabler Form: Nur zwölf von 21 Versuchen landeten im Korb. Die TBB enttäuschte dagegen mit einer schwachen Wurf-Quote aus dem Feld: Nur 42 Prozent der Versuche waren erfolgreich. Aus der Distanz war es noch schlimmer: Alle drei Dreier-Versuche verfehlten den Korb.

In die zweiten 20 Minuten startete Trier zunächst besser: Andreas Seiferth, der nun für Zirbes startete, gelang der erste Korb. Doch Campbell antwortete rasch mit einem Dreier aus gut neun Metern zum 44:35. Seiferth baute sein Punktekonto in den ersten fünfeinhalb Minuten aber auf sieben Zähler aus – und verkürzte so den Abstand auf nur noch sechs Punkte (48:42). Duggins und Nicolai Simon trafen jedoch anschließend per Dreier für Tübingen, Ruben Spoden legte nach zum 58:44 – die Partie schien entschieden.

Rödl versuchte mit einer Auszeit, das Tempo aus dem Tübinger Spiel zu nehmen. Doch das Gegenteil passierte: Joyce verlor den Ball an Tübingens Young und beging dann ein Unsportliches Foul. Young traf beide Freiwürfe zum 60:44. Erneut Young traf mit der Sirene am Ende des dritten Durchgangs zum 64:51.

Im letzten Abschnitt brachte John Bynum mit einem Drei-Punkte-Spiel Trier wieder auf zehn Zähler heran. Zirbes kam zurück aufs Parkett, hatte bei seinen Korblegern allerdings wenig Glück. Redding blockte ihn gar. Auch die Trierer Press-Verteidigung half wenig.

Das Spiel wurde nun hektischer, doch Tübingens Young behielt die Ruhe und traf aus der Distanz zum 71:57. Linhart gelang fünf Minuten vor Ende der erste Dreier für Trier (60:71). Und dann flutschte es plötzlich: Oskar Faßler tat es ihm gleich und verkürzte zum 63:71. Tübingens Trainer Perovic nahm nun eine Auszeit. Doch Trier drehte auf. Plötzlich waren es nur noch sechs Punkte, als Zirbes seine Freiwürfe zum 65:71 verwandelte. Doch Zwieners Wurf kurz darauf sprang wieder aus dem Korb heraus – und Hodzics Drei-Punkte-Spiel zum 74:65 erstickte die Trierer Hoffnungen. Am Ende siegte Tübingen mit 85:65.

Auch für Dru Joyce war es diesmal nichts in Tübingen: Zum vierten Mal dribbelte der Spielmacher in der Tübinger Arena. Zum ersten Mal verlor er. In Tübingen war er sowohl zweimal mit Ulm als auch vergangene Saison mit Trier Topscorer. Diesmal reichte es nicht: Mehr als vier Punkte waren nicht drin für den 26-Jährigen. Immerhin kam er auf sieben Vorlagen. Trainer Rödl war nicht zufrieden mit seiner Leistung: „Insgesamt kann man von ihm mehr erwarten.“

Entsprechend verdient war der Tübinger Sieg in Rödls Augen – wenn letztlich auch zu hoch: „Am Ende 20 Punkte Unterschied – das ist für uns sehr enttäuschend.“ Das sah auch sein Tübinger Kollege Igor Perovic so: „20 Punkte sind zu viel.“ Perovic lobte Triers Defensive: „Da sind sie für mich vielleicht die beste Mannschaft der Liga.“

Vincent Meissner

Walter Tigers Tübingen: Josh Young (16), Vaughn Duggins (14), Tyrone Nash (11), Adnan Hodzic (9), Reggie Redding (8), Pavelas Cukinas (8), Louis Campbell (7), Ruben Spoden (6), Nicolai Simon (4), Julian Albus (2).

TBB Trier: Nate Linhart (13), Philip Zwiener (11), Andreas Seiferth (9), John Bynum (9), Maik Zirbes (9 Punkte), James Washington (7), Dru Joyce (4), Oskar Faßler (3), Dragan Dojcin (ohne Punkte).

Viertelstände: 19: 14; 41:31; 64:51; 85:65.

Zuschauer: 3132 (ausverkauft)

Print Friendly, PDF & Email

von

Schreiben Sie einen Leserbrief

Angabe Ihres tatsächlichen Namens erforderlich, sonst wird der Beitrag nicht veröffentlicht!

Bitte beachten Sie unsere Kommentarrichtlinien!

Noch Zeichen.

Bitte erst die Rechenaufgabe lösen! * Time limit is exhausted. Please reload the CAPTCHA.