„Wir wollen eine Bewegung anstoßen“

Petra Moske zeichnet Sandra Leidner von der "Genussgesellschaft" als erste "Moverin" aus. Foto: Malte Legenhausen„Wir leben in einer schnelllebigen Gesellschaft, in der niemand mehr richtig Zeit hat“, findet Petra Moske, Gründerin und Vorsitzende von Nestwärme e.V. Damit wir uns wieder Zeit nehmen, auf andere zu achten, hat sie sich unter anderem mit Reinhold Spitzley, Leiter von Palais e.V., ein Projekt überlegt: den „Move Award – für Menschen, die bewegen“ – „Move“ für Bewegung und bewegende Geschichten. Am 14. September sollen in der Europäischen Rechtsakademie Trier Menschen, die mit Respekt und Wertschätzung anderen gegenüber durchs Leben gehen, mit dem „Move Award“ geehrt werden. Dazu ist nun die Öffentlichkeit aufgerufen, Vorschläge abzugeben, wer einen solchen Preis verdient hätte. Am Montagmittag gaben die beiden Initiatoren im Café „Genussgesellschaft“ den Startschuss zu ihrem Projekt.

TRIER. Bevor Reinhold Spitzley anfängt, zu erklären, was der „Move Award“ ist, schickt er vier junge Frauen in weißen T-Shirts raus auf die sonnigen Straßen Triers. Auf den Shirts ist das Logo der Auszeichnung zu sehen – ein Herz, zusammengesetzt aus orangefarbenen Punkten, nur einer der Punkte ist rot. „Ein Punkt für den, der geehrt wird“, sagt der Diplom-Designer Martin Schilz, der zusammen mit seiner Tochter das Logo entworfen hat. Mit Flyern in den Händen schwärmen die „Move“-Botschafterinnen aus und setzen damit das Projekt „Move Award – für Menschen, die bewegen“ in Bewegung.

Die Idee sei, Menschen aus der Gesellschaft hervorzuheben, sagt Spitzley. „Diese Gesellschaft besteht nicht nur aus Menschen, die egoistisch sind, sondern auch aus Menschen, die andere Menschen im Blick haben, die bewegen – und das wollen wir in den Vordergrund rücken.“ Damit sind Menschen gemeint, die durch ihr vorbildliches Verhalten, ihren Respekt und ihre Toleranz auffallen. Oder wie Petra Moske aus dem Buch Der kleine Prinz zitiert: „Jemand, der mit dem Herzen sieht.“

Diese Menschen sollen im Rahmen einer Gala am 14. September für ihre Nächstenliebe ausgezeichnet werden. Bis zum 31. Juli ist die Öffentlichkeit miteinbezogen, am Nominierungsverfahren teilzunehmen und Menschen aus dem Umfeld vorzuschlagen, die den „Move Award“ verdient hätten. Auf der Internetseite, sowie der Facebook-Seite können Vorschläge eingereicht und Geschichten über Zivilcourage geteilt werden.

Christian Botzet, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit beim Palais e.V., gibt ein Beispiel: „Man geht am Bahnhof am Dönerladen vorbei und sieht auf der Straße 100 Euro liegen, nimmt das Geld mit und sagt im Dönerladen Bescheid: ‚Wenn jemand die 100 Euro vermisst, hier ist meine Nummer.‘ So ist die Story passiert vor drei Wochen und es hat wirklich jemand angerufen, hat das Geld abgeholt und gesagt: ‚Es hat mich sehr bewegt, dass überhaupt eine Telefonnummer da war!'“

Eine Jury entscheidet, nachdem alle Anträge gelesen sind, über die bewegendsten Geschichten. Zwei Publikumspreise werden vergeben – einer an Schüler, einer an Erwachsene – und vier Beweger-Preise, an Menschen, die von Nestwärme und Palais vorgeschlagen werden.

Ein besonderes Zeichen solle an Schulen gesetzt werden, wo Mobbing und Cyber-Mobbing ein zunehmendes Problem sei, betont Spitzley. „Es ist die Idee, dagegenzuhalten. Zu sagen: ‚Es ist uncool, zu mobben! Du tust etwas Richtiges, wenn du denjenigen schützt!‘ Gerade auf den Schülerpreis bezogen, ist das etwas, wo wir drauf aufmerksam machen wollen. Wenn uns das gelingt, dann haben wir eine ganze Menge erreicht.“ Partner des Schülerpreises ist die Band Jupiter Jones, die Teil der Jury sein und den Gewinner des Schülerpreises anschließend näher kennenlernen wird.

Die "Move"-Buttons können im Café Balduin kostenlos hergestellt und an Mitmenschen verschenkt werden. Foto: Malte LegenhausenDie Idee des „Move Awards“ geht aber über die jährliche Preisverleihung bei der Gala hinaus. Sie soll vor allem im Alltag integriert werden. „Das kann jeder von uns jeden Tag tun, indem er oder sie ihren persönlichen ‚Mover‘ auszeichnet“, so Spitzley. „Wir wollen eine Bewegung anstoßen – nicht nur Menschen auszeichnen.“ Dafür steht im Café Balduin in der Christophstraße eine Buttonmaschine, mit der jeder umsonst „Move“-Buttons herstellen und diese an Menschen in seinem Umfeld verschenken kann, die ihn berühren.

Die erste Anerkennung an diesem Montagmittag erhielt Sandra Leidner. Sie gründete im Oktober 2012 die „Genussgesellschaft“, denn sie wollte „einen Ort schaffen, an dem Menschen sich begegnen können, um einfach barrierefrei und offen zu sein. Jeder ist willkommen, ob Kind oder Oma“, sagt sie. Moske zeichnete Leidner mit einem „Move“-Button aus, weil diese „einen Ort zum Wohlfühlen“ errichtet hat.

Wie genau der „Move Award“ letztendlich aussehen wird und ob nicht doch mehr als die angedachten sechs Preise verliehen werden, steht noch nicht fest. Jeder der Ideen hat, könne diese beitragen – so Moskes Aufruf. „Wir legen ein Angebot in die Mitte der Gesellschaft“, sagt sie. Was daraus wird, entscheidet diese selbst.

Mehr Informationen und das Formular für Nominierungsvorschläge finden Sie auf http://move-award.de/ und https://www.facebook.com/pages/Move-Award/506601116060974?fref=ts.

Malte Legenhausen

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