„Wir sind ständig auf der Suche“

MohrenkopfNeuSind die Tage von zwei der schönsten Biergärten Triers gezählt? Seit längerem schon halten sich hartnäckig Gerüchte, dass sowohl das „Café Mohrenkopf“ als auch das „Ferry’s Cabaña“ in Kürenz vor der Schließung stehen. Die Spekulationen kommen nicht von ungefähr, werden befeuert durch suboptimale Rahmenbedingungen und ungeklärte Nachfolgefragen. Während die Eigentümerin des „Mohrenkopf“ noch nicht weiß, wer dereinst statt ihr das Café mit der herrlichen Aussicht betreiben soll, plagen die „Ferry’s“-Macher Platznot und Beschwerden eines Nachbarn. „Wir sind ständig auf der Suche nach einer anderen Location“, bestätigt Cornelius Böhning auf Nachfrage gegenüber 16vor, man plane „in alle Richtungen“. In Triers höchst gelegenem Café ist man sich derweil sicher, dass der Betrieb in Familienhand bleiben wird.

TRIER. Dafür, dass man sich als Gastronom auch jenseits des Alleenrings einen Namen machen kann, gibt es einige Beispiele. Stimmt das Angebot, zieht es die Gäste schon mal in Gegenden der Stadt, die auf den ersten und auch zweiten Blick wenig ansprechend wirken. Zum Beispiel in die Güterstraße Ecke Zum Schlosspark. Hier öffnete im Mai 2004 das „Ferry’s Cabaña“, das mit seinen Tapas Gäste aus ganz Trier und darüber hinaus anzieht, und das im Volksmund schlicht „Ferry’s“ genannt wird.

Dass es Namensgeberin Ferry Wahlen und ihren Lebensgefährten Cornelius Böhning vor neun Jahren hierher verschlug, lag weniger an dem einst unscheinbaren Eckhaus mit dem rund 75 Quadratmeter großen Lokal darin. Vielmehr lockte die Beiden der Biergarten der früheren Kneipe „Zum Schlösschen“. Denn ein Konzept wie das des „Ferry’s“ sei kaum vorstellbar ohne Außengastronomie, so Böhning. Schließlich sei es im Sommer vielen zu heiß, um drinnen zu speisen, da müsse man dann schon auch ein entsprechendes Angebot im Freien vorhalten. Das Problem: Das Resto liegt in direkter Nachbarschaft zu Wohngebäuden, weshalb die Beschwerden über abendliche und nächtliche Ruhestörungen nach der Eröffnung vor neun Jahren nicht lange auf sich warten ließen – und bis heute andauern. Um 22 Uhr muss im Biergarten Ruhe einkehren, ein Umstand, der auch mit Umsatzeinbußen verbunden ist.

FerrysKleinDass der Standort nicht der beste ist, weiß man bei „Ferry’s“. Dennoch erwarb man im vergangenen Jahr das Haus, weshalb Böhning auch sofort allen Gerüchten den Boden entzieht, das Resto werde über kurz oder lang schließen. Da sei nichts dran, versicherte er am Mittwoch gegenüber 16vor. Mehr dran ist da schon an einem anderen Gerücht, das ebenfalls in Umlauf ist: das „Ferry’s“ werde seinen Standort wechseln. „Wir sind ständig auf der Suche“, sagt Böhning hierzu, „wir planen in alle Richtungen“. Zu diesen Überlegungen zählt auch die Idee, das Resto um ein Hotel zu ergänzen. Grundsätzlich wäre gleich nebenan auch schon ein Grundstück vorhanden, doch weil der gültige Bebauungsplan in Sachen Geschosshöhe enge Grenzen setze, lasse sich das Vorhaben in Kürenz nicht so realisieren, dass ein Hotel betriebswirtschaftlich zu betreiben wäre, erläutert Böhning. Deshalb sei er auch weiterhin offen für einen möglichen Umzug, allein es habe sich bislang noch keine Immobilie gefunden, welche den Ansprüchen genüge. Und ein Biergarten sollte an einem neuen Standort auf jeden Fall vorhanden sein.

Triers höchst gelegenen Biergarten findet man auf dem „Mohrenkopf“. Rund 365 Meter über dem Meeresspiegel gelegen, wurde das Anwesen 1907 errichtet; seit 1933 ist der Betrieb in Familienhand. In dritter Generation führt Uta Leuk die Geschäfte des Cafés, das vor allem an den Wochenenden vor allem mit seinem selbst gebackenen Kuchen lockt. Das Café „Mohrenkopf“ ist eine Institution in Trier, auch wenn inzwischen vor allem Touristen kämen, wie Leuk berichtet. Hartnäckig hält sich seit Wochen das Gerücht, die 77-Jährige werde das Café bald schließen. „Das habe ich jetzt auch schon häufiger gehört und bin auch mehrmals darauf angesprochen worden“, erklärt sie im Gespräch mit 16vor, um gleich darauf klar zu stellen, dass es keine Schließungspläne gebe. Angesichts ihres Alters sei sie sich vollkommen darüber im Klaren, „dass von heute auf morgen Schluss sein kann“, sagt Uta Leuk, „aber dann macht es einer aus der Familie weiter“. Wer, das sei noch unklar, aber an Nachkommen mangele es nicht. Vor wenigen Tagen erst habe man gefeiert, dass der Betrieb seit 80 Jahren im Familienbesitz ist, diese Tradition müsse bewahrt werden, betont sie. In den Abendstunden hat das Café nicht mehr geöffnet, dann ruht auch der Biergarten.

Gerade ist Leuk dabei, den aufgrund der schlechten Witterung in Frühjahr und Frühsommer verhagelten Start der Saison wieder wett zu machen. Bis zu 30 Kuchen backe sie mit tatkräftiger Unterstützung jedes Wochenende, der Sonntag ist der beste Tag der Woche. Dass sie von der Schließung des Restaurants „Schöne Aussicht“ auf dem nahe gelegenen Markusberg profitiert haben könnte, kann Uta Leuk nicht bestätigen. Im Gegenteil: „Früher haben die Leute dort zu Mittag gegessen und sind dann zu uns zum Kuchen gekommen, oder sie waren erst bei uns haben dann in der ‚Schönen Aussicht‘ gegessen“. Diese Gäste fehlten ihr, berichtet die Café-Besitzerin, und dass „die Trierer mich etwas im Stich lassen“. Die Trierer und auch die Touristen, die den Weg auf den Mohrenkopf fänden, brauchten aber nicht zu befürchten, bald vor verschlossenen Türen zu stehen. „Solange ich noch kann, mache ich weiter. Und wenn es nicht mehr geht, dann findet sich bestimmt jemand“, sagt Uta Leuk frohgemut.

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