„Wir tun das, weil es uns Spaß macht“

Gut möglich, dass sich Axxion-Marketing-Frau Jennifer König und der Hochseilgarten-Pädagoge Volker Grünwald nie begegnet wären, doch nun werden sie im Rahmen von TAT ein Team bilden. Foto: Marcus StölbWenn Unternehmen sich gesellschaftlich engagieren, spekulieren sie hierbei meist auch auf einen Image-Gewinn. Das ist nicht weiter verwerflich, solange Engagement und Unternehmenspolitik zusammenpassen. Gutes tun und darauf hoffen, dass hierüber auch berichtet wird – auf diese Erwartungshaltung setzt auch das Angebot von „Trier:aktiv im Team“. Dessen Macher bringen in diesem Jahr bereits zum sechsten Mal Vereine und Verbände mit Betrieben aus der Stadt und der Region zusammen. Im Rahmen der im September anstehenden „Trierer Engagementwoche“ werden die Partner gemeinsam Projekte realisieren, mehr als 150 Vorhaben wurden seit dem Start von TAT schon in die Tat umgesetzt. Doch das Engagement der hiesigen Wirtschaft scheint nach wie vor ausbaufähig, wie ein Blick auf die Liste der beteiligten Unternehmen zeigt. 

TRIER. Jennifer König ist bei der Axxion S.A. die Frau fürs Marketing. Das im luxemburgischen Grevenmacher beheimatete Unternehmen wird unter den Lesern dieses Beitrags wohl keine neuen Kunden finden. Schließlich ist Axxion eine Fondsgesellschaft, die ausschließlich für Vermögensverwalter tätig ist. Das verwaltete Fondsvolumen liegt nach eigenen Angaben bei 3.000.000.000 Euro. Viel Geld, mit dem sich viel Gutes bewirken ließe; eine Summe, mit der man zudem den desolaten Haushalt der Stadt Trier gleich mehrfach sanieren könnte. Eine Frau wie Jennifer König hatte man nicht erwartet auf der Projektbörse von „Trier: aktiv im Team“, ein Unternehmen wie Axxion S.A. indes noch viel weniger. Die Firma fällt ein wenig aus dem Rahmen neben den kleinen und mittleren Trierer Agenturen und Handwerksbetrieben, die sich beteiligen und von denen einige TAT treu verbunden sind.

Keine halbe Stunde nach dem Start der Veranstaltung im Tagungszentrum der IHK steht König auf der Bühne und antwortet auf die Fragen von Moderator Dieter Lintz. Charmantes Lächeln, geschliffene Statements. „Jeder, der unser Unternehmen kennt, glaubt uns das“, sagt sie und fügt hinzu: „Das ist nicht gespielt“. Es klingt sehr defensiv, wie sie das sagt; ganz so, als wolle sich König dafür rechtfertigen, dass sich die Mitarbeiter der Axxion S.A. und der Unternehmenstochter Navaxx S.A. im eigentlichen Sinne des Wortes die Finger schmutzig machen, wenn sie sich im Spätsommer gemeinsam mit dem Palais e.V. auf den Weg in den Trierer Weißhauswald machen werden, um dort den Boden für eine“Bewegungsbaustelle“ zu bereiten. Die soll unweit des bestehenden Hochseilgartens entstehen. Zunächst müssen Brombeersträucher und anderes Gestrüpp entfernt werden, bis ausgiebig Holzschnitzel verteilt werden können. „Wir müssen es nicht machen“, sagt König jetzt, „wir machen das, weil es uns Spaß macht und für uns eine Herzensangelegenheit ist“. So oder so ähnlich würde es jeder Marketingprofi formulieren, schöner klingt da schon folgender Satz: „Unseren Kunden geht es finanziell ohnehin gut, sodass wir das Geld für Geschenke woanders besser investieren“.

Selbst kleinere oder mittlere Betriebe kommen nicht ohne das aus, was im Fachjargon bedeutungsschwanger „Corporate Social Responsibilty“ genannt wird. Wo früher ortsansässige Bäcker oder Metzger mit Brötchen und Würstchen beim Dorffest aushalfen oder die regionale Brauerei eine Zapfanlage samt Bierzelt-Garnitur auf den Platz stellt, bieten Angebote wie TAT heute ganz andere Möglichkeiten. Im Kern geht es darum, Vereine und Verbände mit regional verwurzelten Unternehmen und deren Mitarbeitern zusammenzubringen, um dann gemeinsam an einem Tag der „Engagementwoche“ ein überschaubares Projekt umzusetzen. Die Vereine profitieren von der tatkräftigen und mitunter auch finanziellen Unterstützung, häufig fließen auch Sachspenden mit ein; die Firmen profitieren im Gegenzug nicht nur vom potenziellen Image-Plus. Die im Rahmen von TAT vermittelten Projekte bieten den Unternehmen und deren Belegschaften auch die Möglichkeit, sich in anderem Rahmen und Auftrag zu betätigen und so den eigenen Teamgeist zu testen oder neu zu wecken.

Jennifer König, deren Unternehmen auch Patenschaften für zwei schwerstbehinderte Kinder der Trierer Treverer-Schule übernommen hat, bestätigt, dass ihr Unternehmen von derartigen Projekten einen großen Nutzen hat. Denn es geht auch durchaus darum, der eigenen Belegschaft etwas zu bieten – und im Falle von Axxion auch den Kunden, sprich institutionellen Anlegern ein ungewöhnliches Angebot zu machen. So war es auch im vergangenen Jahr, als man sich zum dreitägigen „Fonds-Forum“ in Dresden traf. Das Programm bot zunächst das erwartbare: ein „Come-Together“ am Anreisetag, prominente Gastredner sowie Fachvorträge über Squeeze-Outs und Substanzwerte oder technische Chartanalysen. Was am dritten Tag auf dem Programm stand, erfuhren die rund 100 Teilnehmer indes erst am Vorabend bei einer Gala: Mitarbeiter und Kunden sollten mithelfen, den Garten der Integrierten Kita „Tabaluga“ auf Vordermann zu bringen. Natürlich sei das Angebot nicht verpflichtend gewesen, betont König, doch hätte alle mitgemacht, kritische Rückmeldungen seien bei ihr nicht eingegangen, im Gegenteil: „Das kam richtig gut an“.

Volker Grünwald wird man auf einem „Fonds-Forum“ nicht antreffen. Der Pädagoge hat es mehr mit der Natur als mit dem Nasdaq. Im Trierer Kinder-, Jugend- und Familienhilfe Palais e.V. ist Grünwald für den Hochseilgarten im Weißhauswald zuständig. Gut möglich, dass er und Jennifer König sich ohne TAT nie begegnet wären, nun wird er mit der 33-Jährigen und Königs Kollegen ein Team bilden. Mit Teamgeist kennt sich Grünwald gut aus, nicht selten muss er ihn bei anderen erst wecken. Ob Schulklassen oder Belegschaften – wer das Angebot des Hochseilgartens bucht, möchte in einer Gemeinschaft und in natürlicher Umgebung eine nicht ganz alltägliche Situation erleben. Die Teilnehmer sichern sich gegenseitig, erklärt der Pädagoge, „man erfährt so auch, dass das eigene Handeln Konsequenzen hat“. Es ist dies ein Satz, der auch jenseits des Hochseilgartens seine Bedeutung hat. Nun sollen eine Bewegungsbaustelle geschaffen und auch Kita- und Grundschulkinder angesprochen werden. Denn für die sei der im eigentlichen Hochseilgarten im Vordergrund stehende Kooperationsgedanke noch „relativ sinnfrei“. Eine Fläche von etwa 1.000 Quadratmetern will man umgestalten, die Holzschnitzel sollen als Fallschutz dienen. Dass Axxion S.A. und Palais e.V. zwei gänzlich ungleiche Partner sind, stört Grünwald nicht – das ist ja auch im Konzept von „Trier: aktiv im Team“ so angelegt und macht einen Teil des Reizes aus.

Für TAT zeichnen federführend der Verein Lokale Agenda Trier e.V. sowie die Trierer Ehrenamtsagentur verantwortlich. Beteiligten sich im ersten Jahr noch 55 Unternehmen, die gemeinsam mit 31 Einrichtungen 35 Projekte realisierten, engagierten sich im vergangenen Jahr nur noch 38 Firmen, die allerdings mit Vereinen und Verbänden erneut 35 Vorhaben umsetzten. In diesem Jahr könnten es erneut weniger Betriebe sein, darauf deutete zumindest die verhaltene Resonanz von Unternehmerseite bei der TAT-Projektbörse  in der vergangenen Woche in der IHK hin. Eigentlich hätte man erwartet, dass die TAT-Idee Schule macht und die Zahl der beteiligten Unternehmen stetig steigt, doch dem ist nicht so.

Charlotte Kleinwächter vom Agenda-Verein zeigt sich dennoch sehr zufrieden mit dem bisherigen Verlauf. Obwohl zur Projektbörse weniger Firmenvertreter als sonst gekommen seien, habe man im Verlauf der gut eineinhalbstündigen Projektbörse bereits Partner für 15 Projekte zusammengebracht. Damit liege man über dem Ergebnis der vergangenen Jahre. Und Sabine Mach von der zum Organisationsteam zählenden Agentur Mach PR erklärt, dass sich erfahrungsgemäß auch für die meisten der noch offenen Projekte Partner fänden. Die Phase der Nachvermittlung ist nun angelaufen, die TAT-Macher hoffen, dass sich noch zahlreiche Firmen finden werden. An Möglichkeiten sich zu betätigen, mangelt es jedenfalls nicht.

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