„Viele glauben, dass wir die Unseriösen wären“

Deutschlands lustigstes Trio: Oliver Maria Schmitt, Martin Sonneborn und Thomas Gsella. Als TITANIC Boygroup kommen sie am 6. Mai ins Theater Trier. Foto: PromoSeit 15 Jahren touren die drei Ex-TITANIC-Chefredakteure Oliver Maria Schmitt, Thomas Gsella und Martin Sonneborn als „TITANIC Boygroup“ durch die Lande. Nun geht das lustigste Trio Deutschlands auf Abschiedstournee. Im Gespräch mit 16vor kündigt Sonneborn allerdings an, dass diese etwa 20 bis 30 Jahre dauern soll. Außerdem sprach er über seine Pläne für den Fall, dass er mit seiner PARTEI ins EU-Parlament einzieht, über das, was ihn als Satiriker motiviert, und darüber, warum die Boygroup am 6. Mai wieder nach Trier (Großes Haus, Theater) kommt, obwohl deren erster Auftritt hier vor einigen Jahren sie buchstäblich teuer zu stehen kam.

16vor: Können Sie verstehen, dass Menschen, die nicht direkt Ziel Ihrer Satire sind – wie beispielsweise die empörten BILD-Leser nach ihrer erfolgreichen Bestechung eines FIFA-Funktionärs – Sie verachten?

Martin Sonneborn: Na klar! Wenn die Bild-Zeitung auf der Titelseite dazu aufruft, mir mal die Meinung zu sagen, wäre ich enttäuscht, wenn das nicht ein paar Tausend Bild-Leser zumindest versuchen würden.

16vor: Wie gehen Sie mit Ablehnung Ihrer Arbeit um? Ist es nicht zermürbend, dass Ihre Aufklärungsabsichten häufig verurteilt werden?

Sonneborn: Nein, im Gegenteil, bei TITANIC freut man sich über negative Reaktionen naturgemäß mehr als über Beifall.

16vor: Wer oder was spendet Ihnen Trost oder macht Ihnen Hoffnung im Kampf gegen Ignoranz und Dummheit? Bücher, Musik, Freunde oder Ihre Familie?

Sonneborn: Ganz einfach: gute Witze, aggressive Satire, die berechtigte Hoffnung auf einen Platz im EU-Parlament.

16vor: Hatten Sie schon mal Angst um Ihr Leben aufgrund einer entlarvenden Aktion?

Sonneborn: Einen Moment großer Furcht hatte ich tatsächlich mal, kurz nachdem wegen einer TITANIC-Aktion ein DVU-Landtagskandidat zurückgetreten war. Samstagmorgen klingelte es, ich war allein in der Redaktion, und als ich öffnete, standen sechs furchtbar hässliche, untersetzte Männer in noch schlechteren Anzügen, als ich sie trage, vor der Tür. Ich dachte: Gute Güte, die Nazis sind da! Es stellte sich aber relativ schnell heraus, dass es sich um Redakteure der albanischen Satirezeitschrift „hosteni 2000“ handelte, denen auf einer Europareise das Geld ausgegangen war, und die auf kollegiale Hilfe hofften. Natürlich nicht vergeblich, nach dem Schreck.

16vor: Ist es für Ihre Arbeit von Vorteil, dass durch Ihre Fernsehpräsenz inzwischen mehr Leute Sie erkennen als noch zu TITANIC-Zeiten?

Sonneborn: Nein, nicht direkt.

16vor: Wie äußert sich das? Sind Interviewanfragen schwieriger geworden oder versuchen die Menschen, die Sie ansprechen wollen, noch früher zu entkommen?

Sonneborn: In Anfragen werben wir nicht gerade mit meinem Namen. Aber wenn ich erkannt werde, ist es zumindest schwieriger, ein satirisches Interview zu führen. Viele Politiker und Lobbyisten scheinen zu glauben, dass wir die Unseriösen wären…

16vor: Wie hat sich in den vergangenen 15 Jahren ihr Verhältnis zu Oliver Maria Schmitt und Thomas Gsella entwickelt? Haben Sie das Bedürfnis, Ihre Kollegen häufiger zu sehen oder zu sprechen als nur bei den Lesungen?

Sonneborn: Wie waren die Namen?

16vor: Nach dem ersten Auftritt der „Boygroup“ im Exhaus vor einigen Jahren sollen Sie gesagt haben, nie mehr in Trier lesen zu wollen. Lag das daran, dass Schmitt die ganze Gage in einer Table-Dance-Bar in der Karl-Marx-Straße durchgebracht hatte oder war bloß das Hotel lausig?

Sonneborn: Wenn ich mich recht erinnere, hat Schmitt uns in die Bar geschleppt und behauptet, das sei das Hotel. Alle waren überraschend nett zu uns, der Sekt war umsonst, aber die Übernachtung war auch ungewöhnlich teuer, zumal für eine Kleinstadt wie Trier.

16vor: Heino kam nach einer Abschiedstour nochmal zurück, Howard Carpendale auch, James Last gibt seit etwa zehn Jahren Abschiedstourneen – sind Sie sicher, dass dies auch wirklich das Ende der „Titanic Boygroup“ ist?

Sonneborn: Das ist sicherlich unsere letzte Abschiedstournee – aber auch die längste der Welt. Ich schätze mal, 20, 30 Jahre werden wir es noch machen.

16vor: Und wie geht es mit Ihrer politischen Karriere als Vorsitzender der PARTEI weiter?

Sonneborn: Wenn die PARTEI am 25. Mai bundesweit ein knappes Prozent holt, sitze ich ab dem 1.7. im EU-Parlament. Und dann werde ich mir unsinnige Verordnungen einfallen lassen. Für Europa. Und für die Table-Dance-Bars in Trier!

16vor: Mit „Sonneborn rettet die Welt“ haben Sie kürzlich den Grimme-Preis bekommen. Was bedeutet der Gewinn für Sie?

Sonneborn: Dass wir ab sofort einen 50-prozentigen „Grimmepreisaufschlag“ auf unsere Rechnungen schreiben…

Print Friendly, PDF & Email

von

Schreiben Sie einen Leserbrief

Angabe Ihres tatsächlichen Namens erforderlich, sonst wird der Beitrag nicht veröffentlicht!

Bitte beachten Sie unsere Kommentarrichtlinien!

Noch Zeichen.

Bitte erst die Rechenaufgabe lösen! * Time limit is exhausted. Please reload the CAPTCHA.