Trotz Überbuchung noch freie Studienplätze

UniAnsichtKleinAnnähernd zwei Wochen vor Beginn der Vorlesungen werden an diesem Dienstag und Mittwoch an der Universität Trier die neuen Erstsemester begrüßt. In Einführungsveranstaltungen erfahren die „Erstis“, von denen das Gros neu in der Stadt ist, manch Wissenswertes über die Hochschule und ihre Wahlheimat. Dass dem Tarforster Campus ein neuerlicher Ansturm ins Haus steht, scheint nicht zu erwarten. Im Gegenteil: Stand Freitag vergangener Woche gab es in manchen Fächern noch freie Plätze, sogar in der BWL und in der Psychologie. Das überrascht auch den Uni-Präsidenten, doch im Gespräch mit 16vor zeigt sich Professor Michael Jäckel entspannt: „Das Karussell dreht sich eben noch“, da komme noch einiges nach, ist er überzeugt. Abgesehen davon: Masse allein sei für ihn noch kein Qualitätsmerkmal, und was die Vorgaben des Hochschulpakts anbelangt, bringe man ein gutes Polster aus den Vorjahren mit.

TRIER. Michael Jäckel kann es sich noch nicht so recht erklären. Ausgerechnet die Psychologie, ein Fach, dessen Renommee weit über die Trierer Universität hinausstrahlt, hat noch freie Kapazitäten. Und das nicht zu knapp. 172 Studienplätze für den Bachelor in Psychologie als Kernfach hatte die Hochschule insgesamt zu vergeben, am vergangenen Freitag waren noch etliche von diesen zu haben. Dabei mangelte es nicht an Bewerbern. Im Gegenteil: 3320 Menschen aus allen Teilen der Republik interessierten sich für ein Studium des zulassungsbeschränkten Fachs an der Uni Trier. Mehr als 220 bekamen auch ein Schreiben, in dem stand, dass ihnen ein Studienplatz zusteht.

Dass die Zahl der Zulassungen deutlich höher liegt als die der tatsächlichen Kapazitäten, ist dem sogenannten Überbuchungsfaktor geschuldet. Weil nicht jeder, der eine Zulassung erhält, sein Studium auch antritt, werden mehr Zulassungen vergeben, als Plätze vorhanden sind. Das basiere auf Erfahrungswerten, denn aus den Vorjahren wisse man inzwischen recht gut, wie das Annahmeverhalten in den einzelnen Fächern ausfalle, erläutert Uni-Präsident Michael Jäckel im Gespräch mit 16vor. In der Trierer Psychologie ist der Überbuchungsfaktor mit 1,3 noch recht moderat. Es gibt Fächer, wie etwa die Medienkommunikation, da liegt der Faktor um einiges höher. Die Methode des Überbuchens kennt man aus dem Luftverkehr: Damit Airlines halbwegs sicher gehen können, dass ihre Maschinen beim Abheben auch dann optimal ausgelastet sind, wenn Passagiere kurzfristig ihren Flug absagen, überbuchen sie. Meist geht die Rechnung auf, gelegentlich aber auch nicht.

UniJäckelKleinIn der Trierer Psychologie ist sie noch nicht aufgegangen – weil bislang zu wenige Bewerber, die eine Zulassung erhielten, ihren Studienplatz auch angenommen haben. Woran das liegt? Jäckel und seine Mitarbeiter machen schon seit längerem eine generelle Tendenz aus: Viele Bewerber entscheiden sich immer später, wo sie studieren werden. Da sie oft von mehreren Universitäten Zulassungen erhalten, wägen sie länger ab, an welchen Ort es sie am Ende verschlägt. Der Uni-Präsident mutmaßt aber auch, dass es im konkreten Fall noch einen weiteren wesentlichen Grund geben könnte: das DOSV. Die Abkürzung steht für „Dialogorientiertes Serviceverfahren“, eigentlich soll dieses für ein Mehr an Transparenz sorgen. Die Uni Trier beteiligte sich in diesem Jahr erstmals am DOSV, das bei der Stiftung für Hochschulzulassung in Dortmund angesiedelt ist. Allerdings nahm man erst einmal nur mit dem Fach Psychologie teil, das damit quasi eine Pilotfunktion hatte. Jäckels Fazit: So richtig funktioniert hat es offenbar nicht. Ansonsten, glaubt der Präsident, wären längst alle Plätze in der Psychologie besetzt. Er könne sich jedenfalls nicht daran erinnern, dass es so kurz vor Beginn der Vorlesungen noch freie Kapazitäten in dem erfahrungsgemäß begehrten Fach gab.

Besser erinnern kann sich Jäckel da schon an Wintersemester, an denen die Uni aus allen Nähten platzte und manche Vorlesungen in einen zweiten Hörsaal übertragen werden mussten, weil das Audimax schlicht zu klein war. Auch gab es Jahre, in denen Prüfungen in der Europahalle abgehalten wurden – so groß war der Andrang. Momentan spreche jedoch wenig für einen vergleichbaren Ansturm, erklärte Jäckel am Freitagmittag. Kurz zuvor hatte er die neuesten Zahlen auf den Tisch bekommen: Demnach hatten sich zu diesem Zeitpunkt exakt 2112 Erstsemester angekündigt. Eine Zahl, mit der er gut leben könne, auch wenn es nicht nur in der Psychologie noch Kapazitäten gibt. Auch in Fächern wie der BWL oder der Germanistik seien noch einige Plätze unbesetzt. Jäckel rechnet aber fest damit, dass etliche Nachzügler kommen werden. Bis Anfang November werde sich das Karussell wohl noch drehen, erst dann habe man Gewissheit, wie viele Menschen in diesem Herbst ihr Studium in Trier aufnehmen werden.

Eine Zahl haben die Verantwortlichen der Hochschule hierbei immer im Hinterkopf: 1055 zusätzliche Studienplätze muss die Universität über einen Zeitraum von fünf Jahren bereitstellen, so sieht es der Hochschulpakt 2011 – 2015 vor. Im Jahresschnitt bedeutet dies 211 Plätze zusätzlich. Basis für die Berechnung bildete das Jahr 2005, als insgesamt 2506 Erstsemester an der Trierer Uni ihr Studium aufnahmen. Theoretisch müsste die Hochschule also auch im Sommer- und Wintersemester zusammengenommen auf 2717 „Erstis“ kommen. So gesehen gibt es noch ein wenig Luft nach oben, doch verweist Jäckel „auf ein relativ gutes Polster aus den vergangenen Jahren“. Soll heißen: Weil man im Wintersemester 2011/2012 „deutlich über dem Zielwert“ gelegen habe, den der Hochschulpakt setzt, müsse man nicht auf Gedeih und Verderb auch 2013 die 2717 Erstis vorweisen. Im Übrigen: „Die neuen Erstsemester müssen nicht das Gefühl haben, sie seien an einer Massenuniversität angekommen“, so der Präsident; und sollten noch in dem ein oder anderen Fach geringe Kapazitäten frei sein, dann wirke sich das positiv auf das Betreuungsverhältnis aus.

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