„Ungeteilt gut geht es mir nicht!“

OB Klaus Jensen am Nachmittag vor dem Hauptbahnhof. Egal wohin die Reise ab dem April 2015 hingeht, für ihn wird sie nicht ins Rathaus führen. Foto: Marcus StölbEr habe mit sich „gerungen“, doch nun sei er in der Entscheidung klar: Oberbürgermeister Klaus Jensen (SPD) hat am Montag erklärt, im kommenden Jahr nicht für eine Wiederwahl zu kandidieren. Jensens Entschluss kommt einigermaßen überraschend, doch innerhalb seiner Partei war man nicht völlig unvorbereitet auf diesen Moment: Noch während sich der OB den Medienvertretern erklärte, lud die SPD für Dienstag zu einer Pressekonferenz ein. Offenbar wollen die Sozialdemokraten mit Wolfram Leibe, dem früheren Chef der Bundesagentur für Arbeit in Trier antreten. Jensen steht seit dem April 2007 an der Spitze der Stadt, seine reguläre Amtszeit endet am 31. März 2015. Bis dahin wolle er seine Aufgabe „weiterhin mit ganzer Kraft ausfüllen“.

TRIER. Am vergangenen Freitag veranstaltete der Trierer Agenda-Verein seine alljährliche „Zukunftskonferenz“. Klaus Jensen sprach ein Grußwort und eröffnete die Veranstaltung mit einem Referat zum Thema Wohnungspolitik. Der OB blickte nach vorne, skizzierte in größeren Zeithorizonten seine Vorhaben, sprach von Gesprächen mit Investoren, die Hunderte Wohnungen errichten wollten. Und schon stand sie wieder unausgesprochen im Raum – die Frage nach seiner eigenen, seiner politischen Zukunft. Exakt 71 Stunden später sollte er sie endlich beantworten.

Er werde für eine weitere Amtsperiode nicht zur Verfügung stehen, teilte Jensen den einigermaßen erstaunten Pressevertretern mit. Dass der OB sich mit seiner Erklärung in eigener Sache relativ lange Zeit ließ, hatte viele in der Annahme bestärkt, dass er noch einmal antreten würde. Zumal aus der SPD wiederholt zu hören war, dass es angeblich keinen „Plan B“ gab, etwa eine Kandidatur Dagmar Barzens, der aktuellen Präsidentin der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD). Dass sich die SPD erst jetzt auf die Suche nach einem Ersatz für Jensen machen würde, schien indes kaum vorstellbar, und so bestätigte SPD-Partei- und Fraktionschef Sven Teuber am Abend gegenüber 16vor, dass die Gremien seiner Partei noch heute über die Frage beraten werden; weshalb man gespannt sein darf, ob und wenn ja, welchen Namen die Sozialdemokraten am Dienstagnachmittag in der Steipe, dem alten Trierer Rathaus am Hauptmarkt, präsentieren werden.

Der OB erklärte, dass die Frage nach einem SPD-Kandidaten bei seiner Entscheidungsfindung „null“ Bedeutung gehabt habe. Er habe vor seiner Wahl im Jahr 2006 angekündigt, nur für eine Amtsperiode anzutreten, an dieser Ankündigung halte er nun fest. Jensen verwies hierbei auf sein Alter: Er sei im März 2015 immerhin 63 Jahre alt und könne sich nach wie vor nicht vorstellen, „mit 68,69 oder sogar 71 Jahren Oberbürgermeister zu sein“. Die Idee, für eine Wiederwahl zu kandidieren und dann nach drei oder fünf Jahren zurückzutreten, habe er schnell verworfen: „Das ist nicht mein Ding“.

Dass er sich überhaupt noch einmal mit der Möglichkeit einer erneuten Kandidatur befasste, lag laut Jensen vor allem darin begründet, dass der Gesetzgeber zwischenzeitlich „eine Tür öffnete“, die es ihm grundsätzlich ermöglicht hätte, erneut zu kandidieren. Der wesentlichere Grund sei aber gewesen, dass ihm die Arbeit als Oberbürgermeister trotz schwieriger Rahmenbedingungen noch immer „sehr großen Spaß“ macht. „Ungeteilt gut“ gehe es ihm deshalb nicht, räumte Jensen ein. Er habe lange mit sich gerungen und sei in der Entscheidung „ganz klar“, doch überkomme ihn auch Wehmut bei der Aussicht, in eineinhalb Jahren sein Amt aufzugeben.

Bis dahin wolle er seine Funktion aber „mit voller Kraft“ ausüben. Bilanz werde erst am Ende der Amtszeit gezogen, kündigte er an, und auch die Möglichkeit, dass sein Nachfolger die „Lorbeeren“ ernten könnte für Projekte, die er angestoßen hat, schrecke ihn nicht. Umgekehrt habe ja auch er von Erfolgen profitiert, an deren Zustandekommen er keinen Anteil gehabt habe, so Jensen, der unter anderem auf die Konstantin-Ausstellung im Jahr 2007 verwies.

Kaster dankt Jensen

Da war Jensen erst wenige Monate im Amt und regierte noch mit drei CDU-Dezernenten und gegen eine ihm nicht übermäßig wohlgesonnene Mehrheit des Stadtrats. Das Zusammenspiel im Stadtvorstand war alles andere als optimal, doch das ist es auch heute nicht. Insider berichten, es sei sogar eher schlimmer geworden, insbesondere Bürgermeisterin Angelika Birk (B90/Die Grünen) und Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani (CDU) gerieten häufig lautstark aneinander. Ob denn auch diese Umstände dazu beigetragen hätten, nicht wieder anzutreten, wurde Jensen am Montag gefragt. Nein, betonte der OB. Es sei zwar bekannt, dass es „die ein oder andere Spannung gegeben hat“, aber unterm Strich hätten Stadtvorstand und Stadtrat doch viel auf den Weg gebracht. Und überhaupt: „Ich laufe nicht weg!“

Während der OB im „Trier-Zimmer“ des Rathauses die Presse informierte, liefen im Nebenraum Vorstellungsgespräche. Ein Kandidat für die Nachfolge Jensens war nicht darunter. Am Freitag wird die CDU die parteilose Unternehmerin Hiltrud Zock auf den Schild heben. Ob die Union dann die einzige Trierer Partei sein wird, die mit einer Bewerberin für das wichtigste Amt in der Stadt aufwarten kann, auf diese Frage wird die SPD am Dienstag eine Antwort geben. Aus Parteikreisen wurde unterdessen ein TV-Bericht bestätigt, wonach die Sozialdemokraten den früheren Chef der Bundesagentur für Arbeit Trier, Wolfram Leibe, als Kandidaten aufstellen werden.

In einer ersten Reaktion erklärte CDU-Kreischef Bernhard Kaster:“Wir respektieren die Entscheidung von Oberbürgermeister Klaus Jensen und danken ihm auch für sein persönliches Engagement in Triers schönstem politischen Amt“. Bei aller Unterschiedlichkeit in Sachfragen oder Themenschwerpunkten danke man Jensen „auch für die sympathische Repräsentation der Stadt und den menschlichen Umgang miteinander. Wir haben keinen Zweifel, dass er das Amt mit voller Kraft bis 2015 zu Ende führt.“

Print Friendly, PDF & Email

von

Schreiben Sie einen Leserbrief

Angabe Ihres tatsächlichen Namens erforderlich, sonst wird der Beitrag nicht veröffentlicht!

Bitte beachten Sie unsere Kommentarrichtlinien!

Noch Zeichen.

Bitte erst die Rechenaufgabe lösen! * Time limit is exhausted. Please reload the CAPTCHA.