Übers Elfmeterschießen in Richtung Pokalsieg

Ein Saisonziel ist für Eintracht Trier weiterhin erreichbar: In einem nicht immer schönen, aber bis zum Ende umkämpften Spiel hat der SVE am Mittwochabend in Koblenz mit 6:4 nach Elfmeterschießen gewonnen. Dabei wurde Andreas Lengsfeld zum Matchwinner, die Spieler von Trainer Jens Kiefer blieben vom Punkt perfekt.

KOBLENZ. Es ist wohl, zumindest vorerst, das wichtigste Spiel der bisherigen Saison für beide Kontrahenten. Für die Eintracht sind die Züge für die Relegationsphase abgefahren und die TuS muss sich keine Gedanken mehr um den Abstieg machen. Für die kommende Saison ist der Status des Pokalwettbewerbs damit höher als ohnehin schon.

Es geht um wichtige Einnahmen und bundesweite Präsenz in Fußball-Deutschland. Dabei gilt das Viertelfinalspiel als vorweggenommenes Endspiel. Auch wenn die Trainer betonten, dass ein Sieg noch lange keinen sicheren Pokalerfolg bedeutet. Der dickste Brocken wäre aber auf beiden Seiten jeweils aus dem Weg geräumt.

Die Kurve der Heimfans zündet kurz von dem Anpfiff ein Feuerwerk. Unter angenehmen Frühlingshimmel pfeift Schiedsrichter Fochs die Partie ein wenig verspätet an. Der Gästeblock ist noch nicht voll, erst nach etwa 25 Minuten soll der lautstärkste Teil der Trierer Fans eintreffen.

Überraschungen finden sich keine in der Anfangsformation. Andreas Lengsfeld steht zu Beginn im Tor, was sich in letzter Zeit schon abzeichnete. Auch die taktische Formation mit Sylvano Comvalius und Alon Abelski im Sturm ist die gleiche.

Die erste Aktion gebührt den Gastgebern: Ein sehr langer Einwurf in den Fünfer sorgt für Gefahr, doch der Schiedsrichter pfeift wegen Handspiels ab. Kurz darauf noch ein zaghafter Versuch per Kopfball von Softic, der für Lengsfeld aber problemlos ist.

Innenverteidiger Torge Hollmann verletzt sich nach etwa 15 Minuten bei einem Zweikampf, muss länger behandelt werden. Er beißt sich durch, bleibt aber schließlich zur Halbzeit draußen und wird von Thomas Konrad ersetzt. Zu sehen ist von der Eintracht nicht viel. Egal ob mit langen Bällen oder mit unpräzisem Kurzpassspiel, TuS Torwart Fabrice Vollborn verlebt eine ruhige erste Hälfte.

Die Koblenzer hingegen verlassen sich, wie von Jens Kiefer erwartet, auf lange Bälle – und Konter: Kevin Lahn dribbelt, nachdem der Pass von Steven Kröner auf Marco Quotschalla abgefangen wird, durch die Trierer Hälfte, schlägt Haken und düpiert damit die SVE-Defensive. Mit einem flachen Schuss überwindet er schließlich den Eintracht-Schlussmann – 1:0 in der 21. Minute.

Die einzige wirklich gefährliche Situation der Moselstädter folgt in der 35. Minute. Nach einem Foul an Quotschalla schießt Alon Abelski den Freistoß aus 17 Metern knapp über die Latte. Ansonsten bleibt der Kreativspieler allerdings blass. Somit gehen die Spieler vom Deutschen Eck verdient mit einer Führung in die Kabinen.

Die zweiten 45 Minuten werden intensiver. Es gibt deutlich mehr Torchancen für beide Teams, es werden einige Gelbe Karten gezückt, nachdem der Schiedsrichter zu Beginn sehr großzügig gewähren ließ.

Ab jetzt finden die Römer öfter den Abschluss, doch immer wieder werfen sich Gegenspieler in den Weg. Der Koblenzer Keeper wird schließlich in der 58. Minute erstmals durch einen Kopfball von Comvalius geprüft. So richtig Zwingendes gelingt nicht.

Nun wird das Spiel hektischer. Viele Fouls sind zu verzeichnen, selbst auf den Trainerbänken werden sich einige Wortgefechte geliefert. Kapitän Fouad Brighache muss nach etwa 65 Minuten all seine Zweikampferfahrung einsetzen, damit Julius Duchscherer nicht alleine vor Lengsfeld auftaucht.

Nur zwei Minuten später passiert genau das: Nach einem Fehler von Konrad läuft Patrick Stumpf Richtung Tor, schießt aber knapp neben den Pfosten. Kurz darauf geht ein Jubelschrei durch das Stadion, doch ein Tor wird wegen Abseitsstellung abgepfiffen.

In der 71. Minute ist es dann soweit: Kröner kann nach Vorarbeit von Abelski mit einem saftigen Flachschuss ins linke Eck den Ausgleich erzielen, was den Eintracht-Fanblock in Ekstase versetzt. Das Spiel geht nun hin und her, technisch nicht sehr hochwertig, aber intensiv.

Torschütze Lahn und Eldin Hadzic wirbeln dabei auf der linken Koblenzer Seite, sorgen immer wieder für Unruhe. Durch beide resultieren in der 82. Minute noch zwei gute Chancen, die entweder vom Torwart abgewehrt werden oder knapp am Gehäuse der Trierer vorbeigehen. Doch bis zum Ende der regulären Spielzeit wollen keine Tore mehr fallen – Verlängerung. Aus dem Spiel in angenehmer Atmosphäre wird ein echtes Flutlicht-Spiel.

In der 95. Minute dann die Moselaner mit der Riesenchance: Nach einer Ecke rollt Konrad der Ball durch die Beine, und das direkt im gegnerischen Torwartraum. Der One-Touch-Fußball wird auch wieder angedeutet, was aber nicht in direkten Abschlüssen endet. Wieder ist es dann Kröner nach 100 Minuten, dessen Schuss nach einer Ecke kurz vor der Torlinie geklärt wird. Der eingewechselte Kushtrim Lushtaku vertändelt zudem leichtfertig den Ball, als er fast allein auf das Tor läuft. Eine Antwort folgt gleich: Stumpf knallt das Leder aus 30 Metern an die Latte. An Möglichkeiten mangelt es bis dahin nicht.

Die letzte Viertelstunde wird indes ruhiger, was aber drei riesige Möglichkeiten nicht verhindert: Lushtaku erkämpft gut den Ball, leitet weiter auf Abelski. Anstatt es selber zu machen, legt er auf Comvalius ab, der es ähnlich schwach wie sein litauerischer Teamkollege zuvor nutzt. Auf der Gegenseite muss sich Lengsfeld zu einer Glanzparade mühen, um den Schuss von Kerim Arslan über das Gebälk zu lenken. Und zuletzt verfehlt erneut Lushtaku sowohl den langen Pfosten als auch den immer fleißigen Christoph Anton – für beides fehlten nur Zentimeter.

So muss es das Elfmeterschießen richten. Die Trierer Zuschauer machen mit „Andreas Lengsfeld“-Sprechchören dem Goalie Mut, der Koblenzer Coach versucht samt seinen Spielern die restlichen der 1.978 Zuschauer von den Sitzen zu reißen.

Comvalius Elfer wird fast noch gehalten, danach folgen sicher Verwandelte. Dann muss Andre Marx zum dritten Strafstoß antreten. Der eigentlich gut flach links geschossene Elfmeter wird jedoch bravourös gehalten. Lushtaku, Brighache und Abelski setzen schlussendlich den Deckel drauf. Das Halbfinale ist erreicht.

Diesen Krimi hätte sich Trainer Jens Kiefer wohl lieber gespart, doch nur das Ergebnis zählt. Nun ist der Weg frei, um diese Saison doch noch zu einer erfolgreichen zu machen. Rheinlandligist Mülheim-Kärlich ist im Halbfinale der nächste Stolperstein.

Trier: Lengsfeld – Bender, Hollmann (46. Konrad), Buchner, Brighache – Kröner – Quotschalla (67. Lushtaku), Abelski, Cuntz (119. Kuduzovic), Anton – Comvalius.

Koblenz: Vollborn – Bartsch, Softic, Marx, Gentner – Stahl – Duchscherer (69. Arslan), Saito, Hadzic (96. Ferfelis), Lahn (90. Sözen)– Stumpf.

1:0 Lahn, 1:1 Kröner, 1:2 Comvalius, 2:2 Ferfelis, 2:3 Kuduzovic,  2:4 Lushtaku, 3:4 Saito, 3:5 Brighache, 4:5 Sözen, 4:6 Abelski

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