„Die Porta Nigra wird nicht verschwinden“

Sie ist in die Jahre gekommen, und nun kommt sie auch auf den Prüfstand: An der Porta Nigra haben die Arbeiten für eine umfassende Bestandsaufnahme des monumentalen Bauwerks begonnen. Neben dem elenden Wetter verhagelt nun auch ein Gerüst die Postkartenansicht auf Triers weltbekanntes Wahrzeichen – ein zweites Gerüst wird bald folgen. Aber die Porta Nigra werde „nicht verschwinden“, versprach eine Abteilungsleiterin des Finanzministeriums am Donnerstag vor Ort. Wann die eigentliche Sanierung beginnen wird, ist noch unklar. Wie auch noch niemand beziffern kann, was die Sanierung am Ende kosten wird. Und dann ist da noch die Sache mit der Umgestaltung des Porta-Nigra-Umfelds.

TRIER. Sollte man nun eher Poppo danken? Oder doch zuvorderst Kaiser Napoleon I. ? Der erste Dank geht natürlich an die Römer, die das Stadttor im Norden Triers im zweiten Jahrhundert errichteten. Seinen Namen erhielt das „Schwarze Tor“ erst im Mittelalter, und hier gilt nun der Dank den Kleinorganismen, die den aus der Umgebung von Kordel stammenden Sandstein mit der Zeit dunkel verfärbten. Das nächste Dankeschön gebührt endlich besagtem Bischof Poppo, der das antike Monument im 11. Jahrhundert zum Gedenken an den Eremiten Simeon zu einer doppelgeschossigen Kirche umbauen ließ. Hätte es diese eher ungewöhnliche Umnutzung nicht gegeben, die Porta Nigra wäre mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit komplett abgerissen worden. So blieb sie stehen, bis ein gewisser Napoleon I. in Trier vorbeischaute. Das war 1804, die Moselstadt befand sich unter französischer Herrschaft und Napoleon veranlasste die Freilegung des antiken Teils der Porta. Wegen Geldmangels gingen allerdings noch einige Jahre ins Land, bis 1815 – nun unter preußischer Herrschaft – die Arbeiten abgeschlossen waren.

Geldmangel ist Renate Kreckel nicht unbekannt. Die Leiterin der Bauabteilung im Mainzer Finanzministerium vertrat am Donnerstag ihren Chef Carsten Kühl (SPD). Eigentlich hatte der Minister selbst zur Pressekonferenz anreisen wollen, um so die Bedeutung der Maßnahme zu unterstreichen, die der Porta Nigra nun ins Haus steht. 1,2 Millionen Euro stellt das Land als Eigentümerin des Welterbes für die vorbereitenden Arbeiten sowie die Planung der Sanierung bereit. Die geodätische Bestandserfassung läuft bereits seit Mai, an Bord einer Hebebühne hat Chefrestaurator Walter Hartleitner schon Teile der Oberfläche in Augenschein genommen. Der aus Hofheim in Oberfranken stammende Experte bezeichnet seinen Job in Trier zwar als „sehr spannende und interessante Aufgabe“, doch dass ihm die Porta Nigra besonderen Respekt einflößen würde, lässt sich nicht behaupten. „Die Schadensformen sind eigentlich bekannt“, so Hartleitner, und dass die Steine verwittern, sei auch keine wirkliche Überraschung. Der 48-Jährige war schon am Bamberger Dom zugange und hat die Steinerne Brücke in Regensburg restauriert. Zudem  kam er auf Schloss Stolzenfels zum Einsatz. Nun also Trier, wo er unter anderem eng mit Marion Basten vom Landesbetrieb Liegenschafts- und Baubetreuung (LBB) zusammenarbeiten wird. Basten vermied es am Donnerstag, einen konkreten Zeitplan für die Realisierung der Gesamtmaßnahme zu nennen. Nur so viel: Die beiden Gerüste im westlichen Torhaus sowie ab August an der Apsis sollen bis Juli 2013 stehen. Der Beginn der Sanierung sei 2015 „denkbar“.

Ob er dann auch finanzierbar ist, scheint noch ungewiss. Kreckel ließ auf Nachfrage zumindest durchblicken, dass erste Mittel für die eigentliche Sanierung wohl frühestens im Haushalt 2016 bereitgestellt werden. Dass sich die Maßnahme aufgrund des bekannten Geldmangels und der Schuldenbremse eventuell noch um Jahre verzögern könnte, erwartet der Sprecher des Finanzministeriums, Horst Wenner, nicht: In Mainz sei man sich der Bedeutung der Porta Nigra sehr wohl bewusst. In Koblenz, wo die Generaldirektion Kulturelles Erbe ihren Sitz hat, offenbar auch. GDKE-Chef Thomas Metz unterstrich am Donnerstag jedenfalls die Stellung des Weltkulturerbes: Trier sei für das Land „das Zentrum der Antike“ und die Porta Nigra „ihr Aushängeschild“.

Apropos: Die Stadt will dieses Aushängeschild bekanntlich ansprechender als bisher ins Szene setzen, beispielsweise in einer Art Schale. So sieht es der Entwurf für die Umgestaltung des Porta-Nigra-Umfelds vor, mit dem Leonard Grosch und das Berliner Planungsbüro Loidl im Dezember 2010 siegreich aus einem städtebaulichen Wettbewerb hervorgingen. Ob denn die Stadt sich nun darum bemühe, die Realisierung des Entwurfs voranzutreiben, auf dass Sanierung und Umfeldgestaltung quasi in einem Aufwasch umgesetzt werden könnten, wurde der anwesende Wirtschafts- und Kulturdezernent gefragt. Er gehe davon aus, dass die Kollegin Baudezernentin entsprechende Gespräche mit dem Land führe, und natürlich sei es „sinnvoll, ein Gesamtkonzept zu diskutieren“, erklärte Thomas Egger (FDP). Metz ergänzte: „Sie haben einen guten Oberbürgermeister“, Klaus Jensen frage bei jeder sich bietenden Gelegenheit in Mainz nach zusätzlichen Mitteln. Konkreter wurde Metz nicht, betonte aber, dass es gut sei, nun einen fertigen Plan zu haben. Wenn sich denn eine Möglichkeit wie das Sonderprogramm des Bundes für die Unesco-Welterbestätten, aus dem der Wettbewerb für die Porta-Umfeld-Umgestaltung seinerzeit weitgehend finanziert wurde, ergebe, sei die Stadt nun bestens vorbereitet.

Egger, der auch Tourismusdezernent ist, ist derweil froh, dass das Wahrzeichen auch während der Arbeiten besichtigt werden kann. Und Renate Kreckel versicherte: „Die Porta Nigra wird nicht verschwinden, zwei Drittel bleiben frei“.

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