Trierer Unisport bittet zur Kasse

Das soeben gestartete Wintersemester bringt für zahlreiche Trierer Studenten spürbare Mehrkosten mit sich. Während das Studierendenwerk zur Finanzierung geplanter Baumaßnahmen die Mieten in seinen Wohnheimen um 20 Euro monatlich erhöht, bittet der Hochschulsport Nutzer seines Angebots mit einem neuen Tarifsystem nun erstmals zur Kasse. Seit Oktober kann ein „Sport-Semester-Ticket“ erworben werden. Schon kursieren Ideen für eine alternative Finanzierung des Sportangebots – bis hin zu einem „Sport-Euro“ für alle Studenten. Zudem hängt weiterhin das Moratorium des Universitätssenats wie ein Damoklesschwert über der weiteren Haushaltsplanung der Hochschule. In wenigen Wochen sollen auf einer Klausurtagung erste konkrete Umstrukturierungen beschlossen werden.

TRIER. Wenn Ende Oktober eine Gruppe von etwa 20 Universitätsbeschäftigen und Studierenden im saarländischen Otzenhausen zusammentrifft, um über das Konsolidierungsprogramm des Universitätshaushalts weiter zu verhandeln, ist jedem der Beteiligten die Aufgabenstellung bewusst: Rund 7,5 Millionen Euro jährlich muss die Alma Mater in Trier aufgrund von Mittelkürzungen und verringerten Einnahmen in allen Bereichen während der nächsten Jahre einsparen – und das geht nur mit Personalstreichungen und Zusammenlegungen einzelner Einrichtungen. Deshalb arbeiteten während der vorlesungsfreien Zeit in jedem Fachbereich die dafür vorgesehenen Strukturkommissionen an Vorschlägen, die erst bei der Klausurtagung und anschließend in der Sondersitzung des Senats am 5. November vorgebracht werden können. Die angestrebten Umwälzungen sollen Ende 2013 umgesetzt sein. Die bisher geführte Debatte, die im Juli von Protestaktionen der Studierenden begleitet war, hat laut Universitätspräsident Michael Jäckel zu einem „entspannteren Klima“ mit dem Ministerium geführt.

In bestimmten Abteilungen sorgt die neue Sparpolitik indes bereits jetzt für grundsätzliche Veränderungen. Mit Beginn des Wintersemesters Anfang Oktober setzte der Hochschulsport ein neues Tarifsystem in Kraft, das nun bis auf wenige Ausnahmen eine Kostenpflicht für das Angebot vorsieht. Ein so genannter Basistarif von zehn Euro pro Semester fällt als Paketpreis für solche Sportarten an, die explizit gesundheitsorientiert sind wie Rückengymnastik oder einer Fortführung der bekannten Schulsportarten wie beispielsweiswe Basketball oder Geräteturnen entsprechen. Für weitere 15 Euro bietet der Hochschulsport auch alle anderen Leibesübungen an, ausgenommen Spezialkurse wie Rudern oder Reiten, die bei den jeweiligen Vereinen beziehungsweise ohne Tarif zu bezahlen sind. Bedienstete und Gäste des Hochschulsports kommt das „Sport-Semester-Ticket“ deutlich teurer, hier bewegen sich die Tarife zwischen 17,50 und 61,50 Euro.

Die Einführung eines Bezahlmodells geht auf länger zurückreichende Planungen zurück, die die Verantwortlichen des Hochschulsports in Zusammenarbeit mit dem Sportbeirat des Universitätssenats seit November des letzten Jahres konkretisierten. Nach mehreren Jahren mit Fehlbeträgen im Jahresabschluss sowie einer neuen Einspardevise von 22.000 Euro seitens der Budgetierungskommission für das laufende akademische Jahr, war den Beteiligten klar, dass die Sportabteilung ein umfassendes Kursprogramm nicht mehr aus Eigenmitteln würde refinanzieren können. „Wir haben es vorgezogen, einen Festpreis für die Sportveranstaltungen zu verlangen, statt das Kursangebot um die Hälfte verringern zu müssen“, erläutert Dr. Elisabeth Reis, Leiterin des Hochschulsports, die Notwendigkeit eines Bezahlsystems. Trotz der bekannten Sachzwänge erntet Reis für ihr Vorgehen vom Koordinierenden Mitglied des Studierendenausschusses, Kilian Krumm, Kritik: „Bei solch einer fundamentalen Veränderung hätte der gesamte Senat der Universität entscheiden müssen, statt nur den Sportbeirat über die Optionen abstimmen zu lassen.“

Nach Bekanntgabe des Tarifmodells Anfang Oktober sorgte dies bereits für Spekulationen unter einigen Studierenden. Denn der Hochschulsport hatte mit Beteiligungen und Mieten für den neuen Sporthallen-Anbau, den der Landesbetrieb für Liegenschafts- und Baubetreuung verantwortet, selbst neue Zahlungsposten geschaffen. Diese würden allerdings durch Ratenzahlungen im niedrigen vierstelligen Bereich beglichen, heißt es. Die neuen Tarife treffen derweil nicht nur Hochschüler, sondern sorgen auch für Preissteigerungen bei Gästen der Universität, die nun aufgrund von Wettbewerbsrichtlinien der Europäischen Union tiefer in die Tasche werden greifen müssen, wollen sie weiterhin das Angebot mitnutzen. Ein weiterer pikanter Effekt ist die Situation der Studierenden, die von der Fachhochschule Trier kommen – auch sie müssen aufgrund einer fehlenden Kooperation mit der Universität im Sportbereich deutlich höhere Beträge zahlen, ohne ein eigenes kostengünstiges Programm an der FH nutzen zu können.

Nicht nur aufgrund dieser Problematik handelt es sich beim jetzigen Konstrukt wohl um ein provisorisches Modell. Ähnliche Bezahlsysteme in Deutschland arbeiten schon seit Jahren mit dem so genannten Schrader-Modell, das direkte Einzelbuchungen vom häuslichen PC ermöglicht und, im Gegensatz zum Paketpreis in Trier, dadurch eine Leistungsgarantie für bezahlte Kurse enthält. „Für die Organisation und Verwaltung von Sportkursen an Unis gibt es nichts Besseres als Schrader“, berichtet Jörg Verhoeven von der Universität Münster auf Nachfrage von 16vor von seinen Erfahrungen mit dem Buchungssystem. In den studentischen Gremien der Uni Trier kursiert derweil die Idee, durch einen Sport-Euro im Semesterbeitrag, der dann verpflichtend für alle Studierenden unabhängig von der Nutzung der Sporteinrichtungen wäre, die Individualbezahlung wieder rückgängig zu machen. Diese und andere Vorstöße werden ab November weiter erörtert, sobald die Ergebnisse einer umfassenden Studierendenbefragung vorliegen, die derzeit ein Promovierender des Fachbereichs IV entwirft.

Auch das Studierendenwerk hatte für einige höhere Semester in diesem Jahr gleich mehrere schlechte Nachrichten in Form von Mieterhöhungen parat. War die erste Anhebung im Januar noch einer turnusmäßigen Anpassung der Betriebskosten geschuldet, kommt mit dem Beginn des Wintersemesters eine außerordentliche Mietsteigerung von 20 Euro auf die Studiosusi zu. Grund dafür sind zwei Architektengutachten, die eine Erneuerung der Bausubstanz für verschiedene Wohnheimskomplexe in einigen Jahren voraussehen. Geschäftsführer Andreas Wagner, der die Kalkulation für die vorgesehenen Investitionen mit dem Verwaltungsrat abstimmte, verspricht jedoch, dass es sich hierbei um eine einmalige Maßnahme handele. Die Studierendenumfrage hat er dabei allerdings dem Hochschulsport bereits voraus, und deren Ergebnis kann den Kollegen Mut machen: Trotz kontinuierlicher Anhebung des Semesterticket-Preises in den letzten Jahren beurteilen rund zwei Drittel der Studierenden die damit verbundenen Angebote als zufriedenstellend.

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