Triers Grund und Boden immer teurer

EGPLuftbild Castelnau August 2013_2Laut Schätzungen der Stadt müssten in Trier jedes Jahr rund 600 neue Wohnungen gebaut werden, um die vorhandene Nachfrage decken zu können. Die anhaltend angespannte Lage auf dem lokalen Wohnungsmarkt macht bekanntlich vor allem Familien und Menschen mit niedrigen und mittleren Einkommen zu schaffen. Unter Federführung von OB Klaus Jensen (SPD) brachte der Stadtrat kürzlich ein Konzept auf den Weg, das den seit Jahren faktisch zum Erliegen gekommenen sozialen Wohnungsbau wieder ankurbeln soll. Wie gefragt Triers Grund und Boden nach wie vor ist, belegen einmal mehr die jüngsten Bodenrichtwerte des Gutachterausschusses: Demnach zogen binnen zwei Jahren die Grundstückspreise in Heiligkreuz und auf der Weismark um bis 35 Prozent an. Gefragte Viertel sind weiter begehrt, derweil die Preissteigerungen in den meisten Stadtteilzentren deutlich schwächer ausfielen.

TRIER. Es gibt viele gute Gründe, in Heiligkreuz zu wohnen: ein gewachsener Stadtteil in gerade noch fußläufiger Entfernung zur Innenstadt. Mit dem Fahrrad ist man in wenigen Minuten sicher und relativ komfortabel im Zentrum und packt auch untrainiert die Bergetappe auf dem Nachhauseweg. Die Nahversorgung ist optimal, Allgemeinmediziner und Zahndoktoren findet man in Heiligkreuz ebenso wie Apotheker oder Sparkasse. Und wem es in dem in weiten Teilen verkehrsberuhigten Quartier dennoch zu laut und zu stressig ist, findet Ausgleich in angrenzenden Naherholungsgebieten wie dem Mattheiser Weiher oder dem Thiergarten, der mindestens so sehr zu Heiligkreuz gehört wie er formal zu Olewig zählt. Es fehlt den Menschen auf dem Heiligkreuzer Plateau also so ziemlich an nichts, und weil dem so ist, sind Wohnungen und Häuser hier besonders begehrt und Bauland knapp. Stößt eine hohe Nachfrage auf ein niedriges Angebot, hat dies in aller Regel Preissteigerungen zur Folge.

Die gab es bei den Grundstückspreisen in den vergangenen beiden Jahren zwar in nahezu allen Teilen der Stadt, doch in Neu-Heiligkreuz und der Weismark fielen sie mit einem durchschnittlichen Plus von 25 Prozent am stärksten aus. Das geht aus den vom Trierer Gutachterausschuss festgestellten Bodenrichtwerten hervor. Bei Grundstücken, die sich für Eigentumswohnungen eignen, habe es sogar eine Steigerung um durchschnittlich 35 Prozent gegeben, heißt es in einer Mitteilung des Rathauses. Insgesamt seien die Zuwächse in „ohnehin schon bevorzugten Lagen am höchsten, während in den nordwestlichen Gebieten der Stadt keine Steigerungen festgestellt wurden“. Aber auch in den meisten Stadtteilkernen seien die Zuwächse „deutlich schwächer“ ausgefallen.

Pfalzel am unteren Ende der Preisskala

In Castelnau, der künftigen Mitte des Stadtteils Feyen-Weismark, kostete ein Quadratmeter im Durchschnitt 300 Euro, auf dem Petrisberg, in Tarforst und Euren 260 sowie in Irsch 210 Euro. Am unteren Ende der Preisskala beispielhaft ausgewählter Neubaugebiete steht Pfalzel mit 170 Euro. Für Wohn- und Mischgebiete im Zentrum und in angrenzenden Vierteln im Norden, Süden und Osten der Stadt gab es laut Stadt 2012 und 2013 mit 20 Prozent ebenfalls erhebliche Steigerungen der Bodenpreise. Bei einer Nutzung für Eigentumswohnungen habe der Zuwachs jedoch sogar 50 Prozent betragen. Die Wertsteigerungen bei Grundstücken für Eigentumswohnungen seien nicht in den Bodenrichtwerten enthalten, sondern wurden vom Gutachterausschuss separat ermittelt, erläutert man im Rathaus. Auf der Grundlage der vorliegenden Kaufverträge für Wohnbauflächen registrierten die Experten für Ehrang, Pfalzel und Biewer im Durchschnitt keinen Zuwachs, während die übrigen Randlagen im Stadtgebiet eine Wertsteigerung der Bodenpreise von durchschnittlich 13 Prozent erfuhren. In einigen Fällen hätten Käufer in älteren Baugebieten der 50er und 60er Jahre Einfamilienhäuser abreißen lassen, um dort anschließend ein neues Gebäude zu errichten.

Bodenrichtwerte sind durchschnittliche Lagewerte für Grundstücke mit gleichen Nutzungs- und Wertverhältnissen innerhalb bestimmter Zonen. Der unabhängige Gutachterausschuss, dem  Architekten, Vermessungsingenieure, Immobilienbetriebswirte, Sachverständige der Finanzverwaltung, landwirtschaftliche Gutachter, ein Bauingenieur und ein Steuerberater angehören, beschließt diese Werte alle zwei Jahre. Die höchsten Trierer Bodenrichtwerte gelten für innerstädtische Geschäftslagen der Fußgängerzone. Sie hängen in erster Linie von den erzielbaren Mieten in Erdgeschossläden ab. Da in diesem Marktsegment in den vergangenen beiden Jahren aber keine unbebauten Grundstücke veräußert worden seien, habe man die Auswertung auf der Grundlage der Verkaufspreise bebauter Parzellen vorgenommen. Daraus ergab sich dann ein Anstieg von zehn Prozent.

Unterdessen hat die Stadt weitere Weichen gestellt, um den in den vergangenen Jahren faktisch zum Erliegen gekommenen sozialen Wohnungsbau anzukurbeln. Im vergangenen Jahr initiierte OB Klaus Jensen (SPD) mit dem Land sowie lokalen Akteuren der Wohnungswirtschaft das „Bündnis für bezahlbares Wohnen in Trier“. Die Landesregierung verpflichtete sich darin, im Rahmen des neuen Wohnraumförderungsgesetzes Neubauten mit Belegungs- und Mietpreisbindung wieder stärker zu fördern. Zum Förderungskatalog gehören unter anderem verbilligte Darlehen auf Nullzinsniveau für die nächsten zehn Jahre, verbesserte Grunddarlehen, Fördergelder für Modernisierungen, Barrierefreiheit oder gemeinschaftliche Wohnprojekte sowie beim Abriss für Neubauten. In seiner Februar-Sitzung beschloss nun der Stadtrat mit großer Mehrheit eine feste Quote zur Förderung des sozialen Wohnungsbaus. Demnach muss bei Bebauungsplänen mit Geschosswohnungsbau künftig mindestens ein Viertel als sozial geförderte und barrierefreie Mieteinheiten realisiert werden. Betroffen von dieser Quotenregelung sind Plangebiete im Eigentum der Stadt, aber auch Flächen, die von Gesellschaften mit städtischer Beteiligung realisiert werden sowie Grundstücke Dritter, für die Planungsrecht erforderlich ist. (red/mst)

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