Rätselraten um CDU-Kandidatur für OB-Wahl

Auf CDU-Parteitagen ein gern gesehener und regelmäßiger Gast: Carl-Ludwig Wagner (hier mit Ex-OB Helmut Schröer). Archiv-Foto: Marcus StölbDie Nominierung des Kandidaten der CDU für die 2014 anstehende Wahl eines neuen Trierer Oberbürgermeisters scheint auf der Zielgeraden. Kurzfristig hat Parteichef Bernhard Kaster den erweiterten Kreisvorstand sowie die Stadtratsfraktion für kommenden Freitag zu einer außerordentlichen Sitzung eingeladen. Während Kaster sich auf Anfrage bedeckt hielt und Informationen von 16vor nicht kommentieren wollte, wonach er den Gremien der Union einen Vorschlag unterbreiten wird, bestätigte einer seiner Stellvertreter, dass am Freitag ein Name genannt werden soll. Wer die oder der Auserwählte ist, darüber herrscht in und außerhalb der Partei allerdings weiter Rätselraten. Klar ist lediglich: Weder ART-Chef Dr. Max Monzel noch EGP-Geschäftsführer Jan H. Eitel oder die Schweicher VG-Bürgermeisterin Christiane Horsch werden antreten. Und auch die langjährige Stadtchefin von Bingen am Rhein, Birgit Collin-Langen, wird nicht OB-Kandidatin werden.

TRIER. Es ist nicht so, dass es den wahlkämpfenden Politikern in diesen Tagen an Terminen mangeln würde, doch ein paar Dutzend Unionsleute dürfen jetzt schauen, wie sie am Freitagabend noch ein paar Stunden freigeschaufelt bekommen. Denn um 18 Uhr trifft man sich im Hotel „Nell’s Park“ zu einer „außerordentlichen erweiterten Sitzung des Kreisvorstands“, wie es in der von Bernhard Kaster unterschriebenen Einladung heißt, die gestern bei den Adressaten landete. „Die Kurzfristigkeit bitten wir sehr zu entschuldigen, aber sie ist teilweise Zeitabläufen geschuldet, die von uns nicht zu beeinflussen waren“, heißt es in dem Schreiben, das auch die Tagesordnungspunkte auflistet. Unter TOP 3 wird es um die „Oberbürgermeisterwahl 2014“ gehen.

Tatsächlich soll am Freitag entschieden werden, mit wem die CDU im kommenden Jahr ins Rennen gehen wird. Entsprechende Informationen von 16vor wollte Kaster am Dienstag nicht bestätigen, man werde über den „Sachstand“ in dieser Frage informieren und beraten, erklärte der Kreisparteichef lediglich, das habe man allerdings schon in den vergangenen Wochen des Öfteren getan. Sein Vize Udo Köhler wurde auf Nachfrage schon konkreter: Die Frage, ob die Parteispitze den Gremien am Freitag eine mögliche Kandidatin beziehungsweise einen Kandidaten präsentieren werde, beantwortete Köhler mit einem kurzen „Ja“. Es werde einen Vorschlag geben, mehr sei hierzu aber noch nicht zu sagen. Im engeren Führungszirkel der Union, dem neben Kaster und Köhler auch der Fraktionsvorsitzende Dr. Ulrich Dempfle und wohl auch Fraktionsvize Birgit Falk angehören, hat man absolutes Stillschweigen vereinbart. Selbst in den eigenen Reihen wissen deshalb nur sehr wenige Bescheid.

Die Personalie hat immense Bedeutung für die CDU, die bis zum April 2007 ununterbrochen den Trierer Oberbürgermeister stellte, darunter Männer wie Josef Harnisch, Dr. Carl-Ludwig Wagner, Felix Zimmermann und den langjährigen Stadtchef Helmut Schröer. Dem Debakel bei der letzten OB-Wahl waren auch parteiinterne Auseinandersetzungen vorausgegangen. Nicht wenige in der Union hielten Georg Bernarding für den aussichtsreicheren Kandidaten, doch allen voran Schröer hatte dem Vernehmen nach wenig Interesse an einem Aufstieg des seinerzeitigen Bürgermeisters; die beiden waren sich während der vielen gemeinsamen Jahre im Stadtvorstand in herzlicher Abneigung verbunden. So hoben die Christdemokraten denn statt Bernarding den menschlich über die eigenen Parteigrenzen hinweg geschätzten aber politisch eher glücklos agierenden Ulrich Holkenbrink auf den Schild, der schließlich gegen Klaus Jensen deutlich unterlag.

Kaster und die CDU-Spitze sind sich bewusst, dass bei der nächsten OB-Wahl einiges auf dem Spiel steht. Der Parteichef selbst sprach in den vergangenen Wochen wiederholt von der „wichtigsten Personalie“ der nächsten Jahre, entsprechend überzeugt müssen er und die wenigen Eingeweihten von dem Namen sein, den sie am Freitagabend den Gremien ihrer Partei vorschlagen werden. Einige der potenziellen Kandidaten, die in den vergangenen Monaten gehandelt wurden, haben schon abgewunken. Dr. Maximilian Monzel etwa, Geschäftsführer des Zweckverbands Abfallwirtschaft im Raum Trier (A.R.T.). Monzel gehört dem CDU-Kreisvorstand an, doch Ambitionen auf das OB-Amt hege er keine, stellte er am Dienstag klar. Auf Anfrage erklärte er gegenüber 16vor, dass er den Schwerpunkt seiner Aufgabe „in der Sanierung und Weiterentwicklung kommunaler Wirtschaftsbetriebe sieht und daran auch festhält“.

Ein weiterer potenzieller Anwärter, der wie nur wenige für die Entwicklung der Stadt im vergangenen Jahrzehnt steht, winkt ebenfalls ab: Jan H. Eitel. Der EGP-Geschäftsführer hat federführend die Umwandlung des Petrisbergs von einer Kasernenlandschaft in ein Wohn- und Gewerbequartier verantwortet, derzeit hat er alle Hände voll zu tun mit den Projekten „Castelnau“ und „Bobinet“. Ob die CDU den parteilosen und eloquenten Manager für eine OB-Kandidatur gewinnen wollte, lässt Eitel offen und spricht von „reinen Spekulationen“. Unmissverständlich ist hingegen das Dementi, dass er am Freitag nicht derjenige sein wird, der sich den CDU-Gremien als neuer Hoffnungsträger vorstellen wird: Er stehe für eine OB-Kandidatur nicht zur Verfügung. Auch die Schweicher Verbandsgemeinde-Bürgermeisterin und frühere Trierer Wirtschaftsdezernentin Christiane Horsch steigt für ihre Partei nicht in den Ring, wie sie auf Anfrage erklärte.

Ein Name, der schon vor Jahren gehandelt wurde, steht ebenfalls nicht mehr zur Debatte – der von Birgit Collin-Langen. Die Christdemokratin gehört seit 2012 dem Europaparlament an, viele Jahre stand sie an der Spitze der Stadt Bingen am Rhein. Am Montag gab die Staatsanwaltschaft Koblenz nun bekannt, dass die Ermittlungen gegen Collin-Langen wegen des Vorwurfs der Bestechlichkeit im Zusammenhang mit der Landesgartenschau 2008 eingestellt wurden; das hätte die Kurzfristigkeit der Einladung zur erweiterten Vorstandssitzung erklären können, denn vor der Einstellung der Ermittlungen wäre eine Präsentation Collin-Langens als OB-Kandidatin undenkbar gewesen. Doch die Unionsfrau ließ über einen Mitarbeiter mitteilen: „Frau Collin-Langen ist glücklich und zufrieden mit ihrer Aufgabe in Europa und will diese fortführen“. Mit einer Frau an der Spitze, noch dazu einem Kind der Moselstadt mit reichlich kommunalpolitischer Erfahrung, wäre Kaster ein Coup geglückt.

Dass die Personalie gerade mal zwei Wochen vor der Bundestagswahl bekannt gegeben werden soll, dürfte nicht ohne politisches Kalkül geschehen. Kaster erhofft sich Rückenwind für seine vierte Bewerbung um die Direktkandidatur im Wahlkreis Trier, und er muss auf Anhieb den erweiterten Vorstand überzeugen, der in die Kandidaten-Suche bislang noch überhaupt nicht eingebunden war. Umso gespannter darf man sein, welchen Namen er aus dem Hut zaubern wird.

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