Trierer Studenten sollen auf Carsharing abfahren

Für viele Menschen führt an einem eigenen Auto kein Weg vorbei, nicht wenige betrachten es als Statussymbol, auf das sie nicht verzichten möchten. Doch die Zahl derjenigen wächst, die sich kein Fahrzeug leisten können oder wollen. Gerade in Großstädten ändert sich das Mobilitätsverhalten rasant. Davon profitiert auch die Carsharing-Branche, „nutzen statt besitzen“ lautet hier die Devise. In Trier haben nun die Bahn-Tochter DB Rent GmbH und der Autohersteller Opel ein bundesweites Pilotprojekt gestartet: „Flinkster Campus“. Profitieren sollen die mehr als 6000 Studierenden an den Standorten der Fachhochschule Trier. Das Angebot ist denn auch das Ergebnis einer Untersuchung und der Geschäftsidee zweier FH-Studenten.

TRIER. Sie heißen „car2go“ oder „DriveNow“ – die Angebote, mit denen Daimler und BMW auf den Carsharing-Zug aufsprangen. Während die Stuttgarter in Ulm und Neu-Ulm 300 Smart auf die Straßen stellten, sind die Münchner in der bayerischen Landeshauptstadt sowie in Berlin und Düsseldorf mit mehreren BMW-Modellen und dem Mini unterwegs. Auch wenn die einzelnen Konzepte variieren, verfolgen sie doch beide dasselbe Ziel: Menschen, die über kein eigenes Fahrzeug verfügen, sollen die Vorzüge des Autofahrens zu schätzen wissen; allen voran die Flexibilität, ohne Rücksicht auf Fahrpläne und Witterung von einem Ort zum nächsten zu gelangen.

Die Autohersteller reagierten damit auf einen Trend, den Verkehrsforscher schon seit längerem beobachten: Immer mehr Menschen verzichten auf ein eigenes Auto. Gerade in Großstädten und vor allem unter jungen Leuten wächst die Zahl derjenigen, die bereit sind zum Verzicht und sich stattdessen in einer Art konzertiertem Mobilitätsmix fortbewegen. Zu Fuß oder mit dem Fahrrad zur nächsten Bahnstation, im Bus oder – wo vorhanden – mit dem Leihrad ans Ziel. Wer etwa morgens den Regionalexpress von Trier nach Luxemburg nimmt, trifft schon mal auf Anzug tragende Pendler mit Faltrad neben dem Sitz. Andere fahren mit dem Fahrrad zum Trierer Bahnhof, springen in den Zug und steigen im Nachbarland aufs „vel’oh“, wie das Luxemburgs Leihradsystem heißt, um. Hunderte Zweiräder können dort an mehr als 70 Stationen ausgeliehen und wieder abgestellt werden.

Wer allein mit dem Umweltverbund nicht zum Ziel kommt und gelegentlich auf ein Auto angewiesen ist, der greift auf Carsharing zurück. Das Problem in Trier: Bislang ist das Angebot sehr überschaubar. Vereinzelt sieht man auf den Straßen der Moselstadt „Flinkster“-Wagen, Fahrzeuge der Bahntochter DB Rent GmbH. Doch künftig könnten mehr dieser Leihautos in der Stadt und in der Region unterwegs sein, denn am Mittwoch startete in Trier das bundesweit neue Angebot „Flinkster Campus“.

Am Anfang stand die Geschäftsidee der beiden Trierer Studenten David Lauer (27) und Frederic Kokott (28). In einem Kurs waren sie der Frage nachgegangen, wie junge Menschen sich in Zukunft fortbewegen wollen. Das Ergebnis ihrer Untersuchungen bestätigte den Trend: Nicht das eigene Auto stehe im Vordergrund, sondern das Prinzip des Autoteilens, resümieren Lauer und Kokott. Die meisten Studenten benötigten lediglich zeitweise ein Auto, beispielweise um für die WG einzukaufen, Möbel zu transportieren oder für kleinere Ausflugfahrten. Daraus entstand die Idee „Flinkster Campus“. Pate stand die Bahntochter DB Rent, mit der Lauer und Kokott die komplette Entwicklung des Projektes als Startup umsetzten. Seit gestern können nun rund 6.100 Studenten der Fachhochschule den neuen Carsharing-Service nutzen.

„Das eigene Projekt in Zusammenarbeit mit einem marktführenden Unternehmen wie der Deutschen Bahn umsetzen zu dürfen, ist einmalig und war eine große Herausforderung für mich“, berichtet Lauer. Kommilitone Kokott ergänzt: „Es war eine tolle Erfahrung, mit einem sympathischen Team eines etablierten Unternehmens zusammen an einem innovativen und nachhaltigen Projekt arbeiten zu dürfen. Ich habe Einblick in die praktischen Arbeitsabläufe bekommen und konnte das im Studium erworbene Wissen anwenden.“ Wesentliche Schwerpunkte des Projektes seien die Entwicklung des Logo, des Branding und des Internetauftritts gewesen. Eine Herausforderung war außerdem die Erstellung der Campus App. DB Rent stellt als Basis die Plattform und führt die Abrechnungsmodalitäten durch. Bei dem Projekt fungieren die beiden Studenten für ein Jahr als „Campuscapitäne“: Lauer und Kokott helfen bei der Anmeldung, geben nach der Legitimation den Führerscheinsiegel aus und stehen für Fragen zur Verfügung.

„Mit diesem Projekt betreten wir Neuland und sind auf das Ergebnis sehr gespannt. Nach einer Testphase prüfen wir, ob wir das Produkt ‚Flinkster Campus‘ auf andere Universitäten ausweiten können“, kündigte Rolf Lübke, Geschäftsführer der DB Rent an. Im Gespräch sind unter anderem Lüneburg und Köln. Professor Tom Hirt vom Fachbereich Gestaltung, Studiengang Intermedia Design der FH erklärte: „Die Kooperation mit der DB Rent ist ein Glücksfall. Wird ein studentischer Entwurf auch noch umgesetzt, ist dies die beste Bestätigung für die Studierenden, dass sie richtig ausgebildet und gut auf den Arbeitsmarkt vorbereitet werden.“ Professor Axel Kihm, Vizepräsident für Forschung und Technologietransfer der Fachhochschule, ergänzte: „Dieses Projekt zeigt einmal mehr, dass anwendungsorientierte studentische Forschung mit angesehenen Kooperationspartnern aus der Wirtschaft ein wichtiger Baustein für eine erfolgreiche Hochschulausbildung ist.“

Mit im Boot sitzt auch die Adam Opel AG.  „Die Initiative ‚Flinkster Campus‘ ist für uns eine interessante Plattform, den Kontakt zwischen jungen Menschen und der Marke Opel herzustellen. Die Zielgruppe Studenten sind zudem meinungsbildend für das Carsharing selbst, aber auch die Kooperationspartner“, so Imelda Labbé, Exekutiv Direktorin Sales, Marketing und Aftersales bei Opel.

Weitere Informationen sind unter www.flinkster-campus.de abrufbar.

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