Manfred Nink verzichtet

Die Sozialdemokraten in Stadt und Landkreis werden sich einen neuen Kandidaten für die Bundestagswahl im Herbst kommenen Jahres suchen müssen: Manfred Nink verzichtet auf erneute Bewerbung für das Berliner Parlament. Das gab der Kenner am Samstag gegenüber dem geschäftsführenden Vorstand des SPD-Kreisverbandes Trier-Saarburg bekannt. Nink war bei der für die Sozialdemokraten bundesweit desaströs ausgegangenen Wahl von 2009 lediglich auf knapp 26 Prozent der Zweitstimmen gekommen. Wer statt ihm nun für die SPD antritt, ist noch offen. Gut möglich, dass dieses Mal die Genossen in der Stadt Trier Ansprüche anmelden werden. Denn mit Nink und zuvor Karl Diller ist das Mandat seit mittlerweile einem Vierteljahrhundert von einem Vertreter der Kreis-SPD besetzt.

TRIER. Der Wahlkreis 204 war einmal das, was man bei den US-Präsidentschaftswahlen einen „Swing State“ nennen würde: Die Kandidaten der beiden großen Parteien lagen am Wahlabend meist Kopf an Kopf, mitunter ging das Rennen denkbar knapp aus. Während 2002 noch Karl Diller (SPD) das Direktmandat holte, setzte sich 2005 erstmals Bernhard Kaster (CDU) durch – beide Male trennten die beiden nur wenige Prozentpunkte. Nicht so bei der letzten Bundestagswahl: Da deklassierte der Unionsmann den SPD-Kandidaten, am Ende des Wahltags lag Nink rund 20 Prozentpunkte hinter Kaster. Dass der 1969 in die SPD eingetretene Kenner damit bei den Erststimmen besser abschnitt als seine Partei auf Bundesebene bei den Zweitstimmen, war da nur ein schwacher Trost für den 62-Jährigen. Zumal Nink sogar noch zittern musste, bevor feststand, dass er über die Liste seiner Partei den Sprung in den Bundestag geschafft hatte.

Nun kündigte Nink an, dass es bei vier Jahren Berlin bleiben soll. Dass er im nächsten Jahr nicht wieder antreten würde, damit hatten parteiintern allerdings bereits viele gerechnet und einige hatte auf Ninks Verzicht auch gehofft. Denn die Kandidatur des gebürtigen Kürenzers war innerhalb der SPD schon 2009 nicht unumstritten. Andere hegten auch Ambitionen, beispielsweise der heutige Trierer DGB-Chef Christian Z. Schmitz. Auch Katarina Barley, die im Januar 2010 von Nink den Vorsitz der SPD Trier-Saarburg übernahm, galt als heiße Anwärterin auf die Kandidatur. Die Juristin war 2005 bei der Landratswahl angetreten und hatte gegen den heutigen Amtsinhaber Günther Schartz mit fast 45 Prozent ein beachtliches Ergebnis eingefahren.

„Persönliche Gründe ausschlaggebend“

Doch für die Bundestagswahl 2009 schickten die Sozialdemokraten in Stadt und Kreis dann den Landtagsabgeordneten und langjährigen Kenner Ortsbürgermeister ins Rennen. In Mainz hatte Nink immerhin die nicht unbedeutende Funktion des verkehrspolitischen Sprechers seiner Fraktion inne, doch dass er gegen Bernhard Kaster eine Chance haben würde, bezweifelten damals auch in der SPD nicht wenige – nicht nur wegen der für die Sozialdemokraten wenig ermutigenden politischen Großwetterlage. Nink hatte zudem schon gleich durchblicken lassen, dass er eventuell nur für eine Wahlperiode zur Verfügung stehen würde und seine Ambitionen eher begrenzt waren. Eine längerfristige personelle Perspektive, wie sie Karl Diller und zuvor Karl Haehser boten, war für die regionale SPD deshalb nicht zu erwarten. Diller und Haehser stiegen in Bonn und später Berlin sogar zu Parlamentarischen Staatssekretären auf – ein Amt, dass die Wochenzeitung Die Zeit zwar kürzlich als „Arschkarte mit Goldrand“ bezeichnete, das aber dennoch einen gewissen Einfluss auf Bundesebene verspricht. Eine solche Karriere strebte Nink erst gar nicht an.

Für seinen Verzicht auf eine erneute Kandidatur seien aber keine politischen, sondern persönliche Gründe ausschlaggebend gewesen, ließ der Bundestagsabgeordnete am Samstagabend in einer Pressemitteilung wissen. Nachdem er sich von einem gesundheitlichen Rückschlag im vergangenen Jahr glücklicherweise wieder vollständig erholt habe, wolle er nach der Wahl 2013 seine Schwerpunkte im privaten Bereich setzen und politisch kürzer treten, so Nink. „Bis zum Ende der Legislaturperiode aber ist noch viel zu tun – nicht nur für die Bewältigung der Krise in Europa, sondern auch für unsere Region. So verlangen zum Beispiel die Reform der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung und die Forderung nach Abschaltung des Atomkraftwerks in Cattenom selbstverständlich weiterhin meinen vollen Einsatz“.

Die SPD wird sich nun nach einem neuen Bewerber umschauen müssen, und mit einiger Wahrscheinlichkeit wird die Trierer SPD dieses Mal Ansprüche anmelden. Denn seit Karl Haehser 1987  aus dem Bonner Bundestag ausschied, kamen die Sozialdemokrate der größten Stadt in der Region bei der Direktkandidatur nicht mehr zum Zuge. Anders stellt sich die Situation bei der CDU dar: Deren Trierer Kreischef Bernhard Kaster gehört bereits seit 2002 dem Bundestag an und zählt dort als Parlamentarischer Geschäftsführer zum engeren Führungszirkel der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Der 54-Jährige hat von den Parteiführungen seiner Partei in Stadt und Kreis bereits Rückendeckung für eine abermalige Kandidatur für das Direktmandat erhalten. Damit nahm sich Kaster indes faktisch auch aus dem Rennen um eine weitere wichtige Personalie – die des künftigen Trierer Oberbürgermeisters. Der wird voraussichtlich im Herbst 2014 gewählt und es scheint kaum vorstellbar, dass der Unionsmann kurz nach einer möglichen Bestätigung als Bundestagsabgeordneter seine Kandidatur für die OB-Wahl erklären könnte.

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