Kunstgeschichtler fürchten um ihr Fach

Droht der Kunstgeschichte an der Universität Trier über kurz oder lang das Ende? Soweit wird es wohl nicht kommen, doch offenbar stehen dem Fach drastische Kürzungen ins Haus. Laut der Mitteilung eines eigens gegründeten „Arbeitskreises zur Rettung der Kunstgeschichte“ könnten bis 2019 bis zu einem Drittel der aktuellen Lehrkapazitäten wegfallen. Dann, so die Kritiker, wäre das Betreuungsverhältnis in diesem Fach vergleichbar bescheiden wie das der Politikwissenschaft. An diesem Donnerstag soll der Senat der Universität über die geplanten Struktur- und Sparmaßnahmen abstimmen.

TRIER. Dem Fachbereich III gehören neben der Geschichte und der Politikwissenschaft mehrere kleine Fächer wie die Ägyptologie und Papyrologie an – und die Kunstgeschichte, die seit 1979 an der Hochschule gelehrt wird. „Die Trierer Kunstgeschichte wartet (…) mit großer methodischer und inhaltlicher Breite in den Lehrveranstaltungen sowie überdurchschnittlich guten Betreuungsrelationen auf“, heißt es in der Selbstdarstellung des Fachs auf der Universitätshomepage.

„Das Betreuungsverhältnis würde sich dem der Politikwissenschaft anpassen, die im Fachbereich am Schlechtesten dasteht“, heißt es in einer mehrseitigen Pressemitteilung, mit der ein Arbeitskreis nun Mobil macht gegen einen Beschluss, der Ende Januar im Fachbereichsrat getroffen wurde. Laut Darstellung der Kritiker wurde seinerzeit entschieden, dass die Geschichte, die Politikwissenschaften und die Kunstgeschichte als die drei größten Fächer des Fachbereiches bis 2014 jeweils eine halbe Stelle aufgeben müssen. In der Kunstgeschichte steht demnach eine EDV-Stelle mit Lehrauftrag auf der Kippe. Die Stelle ist derzeit durch das von der Universitätsleitung verhängte Moratorium gesperrt und wird aus anderen Mitteln des Faches durch Lehraufträge vertreten.  Zudem soll 2016 eine dann auslaufende Planstelle der Kunstgeschichte an die Politikwissenschaft fallen. 2019, wenn Professor Andreas Tacke regulär in den Ruhestand treten soll, würde diese Professur an den Fachbereich fallen.

„Unterm Strich werden der Kunstgeschichte zwei Drittel der Sparmaßnahmen aufgebürdet und außerdem noch zusätzliche Stellen gestrichen“, warnt der Arbeitskreis. Im Fachbereichsrat hätten lediglich die beiden Vertreter der Kunstgeschichte gegen die geplanten Maßnahmen gestimmt. Dabei wären die Folgen für das Fach nach Lage der Dinge weitreichend: „Mit den Beschlüssen könnten dem Fach Kunstgeschichte bis 2019 mehr als 30 Prozent seiner Lehrkapazitäten gestrichen werden. Bis zum Wintersemester 2018/2019 bleibe die Kunstgeschichte aber wahrscheinlich noch „studierbar“. Allerdings seien spürbare Verschlechterungen bei den Rahmenbedingungen programmiert. Sollte 2019 auch die Professur von Tacke dauerhaft wegfallen, sähe es dann zappenduster aus: Die Kunstgeschichte würde „wiederum einen großen Teil seiner Lehre einbüßen. Ein Epochenschwerpunkt könnte nicht mehr mit der nötigen Expertise gelehrt werden, am Fach gäbe es dann nur noch zwei Professuren und zwei Assistenzstellen. Das Betreuungsverhältnis würde sich dem der Politikwissenschaft anpassen, die im Fachbereich am Schlechtesten dasteht“, so das Szenario. Nun fürchte man, dem Trierer Fach könne es ergehen wie den Kollegen in Saarbrücken: Denn dort könne man Kunstgeschichte nur noch bei einer einzigen Professur und lediglich im Nebenfach studieren, so die Protest-Koordinatoren. Auf der Webseite der Universität des Saarlandes heißt es hingegen, der Master-Studiengang lasse sich sowohl im Neben- als auch im Hauptfach studieren.

„Da wir nicht erwarten, dass es der Uni bis 2018 finanziell viel besser gehen wird und da Herr Professor Dr. Kerscher beinahe zeitgleich mit Herrn Professor Dr. Dr. Tacke pensioniert wird, steht sogar in der langfristigen Zukunft zu befürchten, dass in Trier Ähnliches passieren wird“, warnen die Initiatoren des Protestes, die mit Blick auf das Angebot der umliegenden Universitäten verlangen, die geplanten Beschlüsse zu überdenken: „Im gesamten Einzugsgebiet der Quattropole ist Trier der einzige verbliebene Standort für Kunstgeschichte und muss somit erhalten bleiben“, verlangt der AK. In Saarbrücken habe der Studiengang „seine ursprüngliche Gestalt verloren und ist als solcher kaum mehr studierbar“.

Hintergrund der geplanten Sparmaßnahmen ist die von der Universitätsleitung angestoßene Strukturdebatte. Nachdem aufgrund von Entscheidungen des Landes die Hochschule im siebenstelligen Bereich Einsparungen vornehmen muss, wurden von der Uni-Spitze alle Fachbereiche angehalten, eine bestimmte Zahl an Stellen zu streichen.

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