Trier – deine Künstler: Markus Zender

Markus Zender bezeichnet sich selbst als „Cross-Media-Künstler“. Sein Fundus bildet häufig die von vornherein kalkulierte Überproduktion an Gebrauchsgütern, die hohe Qualität von Weggeworfenem und damit der übermäßige Konsum und die Kurzlebigkeit (geplante Obsoleszenz) von Massenwaren. Er verwendet primär im Produktionsprozess, am Straßenrand und in der Natur weggeworfene, nicht mehr gebrauchte Gegenstände aus Kunststoff, Holz, Metall und Papier. Zender wurde 2011 von der Stadt Trier für den Robert-Schuman Kunstpreis in Luxemburg nominiert.

Wie kamen Sie zur Kunst?

Als ich zwölf Jahre alt war, starb mein Onkel und ich erbte seine Kellerwerkstatt. Dort gab es viele Materialien und alles, was ich mir an Werkzeug vorstellen konnte. Ich konnte dort tun und lassen, was ich wollte. Arbeitend finden und spielen. Mein Interesse galt ebenso der Zeichnung bzw. der Illustration, und Ende der Achtziger hatte ich das Vergnügen, mit Klaus Maßem an einigen Aktzeichen-Veranstaltungen in Trier teilnehmen zu dürfen. Der Kontakt zu Schülern an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe zeigte mir in den 90ern, wie visuelle Kommunikation funktionieren kann. Erst nach meiner Zeit in einer Multimedia-Agentur in Köln, war mir klar, dass es die Freiheit, die ich brauche, um mich beim Arbeiten wohl zu fühlen und in meiner Sprache auszudrücken, nur in der Kunst gibt.

Gibt es Künstler, die Sie inspirieren/inspiriert haben?

Ja, mein damaliger Professor Hans Borkam verstand es sehr gut, im Rahmen seiner Korrekturen die passenden Anregungen zu geben. Darunter waren wunderbare Arbeiten von Egon Schiele und Horst Janssen. Diese hatten mich seinerzeit sehr inspiriert.

Heute lasse ich mich eher von Weggeworfenem am Straßenrand oder in der Natur inspirieren.

Autodidakt oder Ausbildung/Studium?

Ich habe bis 1998 Grafikdesign an der FH Trier studiert und dort im Buchdesign das Handwerkszeug für meine künstlerischen Arbeiten gelernt. Angewandte Zeichnung, Radierung, Siebdruck, Collage und eine ganze Reihe Mischtechniken sowie Video und Multimedia zählen seither zu meinem Repertoire.

Gibt es ein Kunstwerk, das Sie bewundern?

Kunstwerke, die ich bewundere, gibt es nicht. Ich bewundere eher die Kollegen/innen denen es gelingt, auch unter widrigen Umständen ihr Werk weiter zu führen.

Mit welcher/n Technik/en arbeiten Sie?

Meine Arbeiten leben immer von dem, was ich in meiner Lebensumgebung finde. Ich bediene mich dann den Techniken, die das Material und die Idee erfordert. Dabei vordergründig ist das Spiel mit dem ersten Moment der Wahrnehmung, die visuelle Kommunikation; das was geschieht, bevor sich rationale Aspekte des Betrachters einschalten.

Was gibt Ihnen Kunst?

Kunst muss nicht schön sein, kann aber schön sein. Die Kunst bietet mir Möglichkeiten, das Gegenwärtige auf eigene Art zu verarbeiten und zu transformieren. Eigene Fragen aufzuwerfen und Antworten dafür zu finden. Sie macht mir Spaß und gibt mir das wunderbare Gefühl, meine Lebenzeit nicht zu vergeuden.

Was ist ihr künstlerischer Antrieb?

Es sind die Anregungen des Lebensalltags. Ein in mir verankertes Bedürfnis, ständig zu hinterfragen, zu verwerfen und zu finden. Meine Vorliebe zu Kontrasten inhaltlicher, materieller und visueller Art spielt dabei eine ebenso große Rolle wie das Spiel mit dem Experiment.

Können Sie von Ihrer Kunst leben?

Im Moment kann ich nicht klagen. In Zeiten unstabiler Währungen scheint Kunst eine gute Investition zu sein.

Wie beurteilen Sie die Künstlerszene in Trier?

Es gibt viele gute Kollegen/innen in Trier mit sehr facettenreichen, wunderbaren Arbeiten. Leider haben die meisten damit zu kämpfen, dass die hohe Qualität ihrer Arbeiten selten angemessen honoriert oder gefragt wird.

Wie lässt es sich in Trier als Künstler arbeiten?

Im Internetzeitalter ist es nicht mehr nötig, in den Metropolen zu leben, um an Informationen zum Mainstream oder eigenen Themen zu gelangen. In Trier fühle ich mich zuhause und finde genügend Anregung, Ruhe, Raum und Austausch mit Kollegen, um den eigenen Erwartungen an meine Arbeit gerecht zu werden. Der Kontrast zwischen Natur und Fortschritt inspiriert mich immer wieder. In Trier gibt es beides in ausgeglichenem Maß.

Wo kann man Ihre Werke sehen?

Der inzwischen schon etwas in die Jahre gekommene Nobudget-Kurzfilm „Maria Himmelfahrt“, der in Zusammenarbeit mit Roland Waimer entstanden ist, läuft seit 2003 im Trier Kino des Stadtmuseums Simeonstift. Einige Collagen aus dem Werkzyklus „Dynamics“ sind im Coworkingspace „hongandfriends“ zu sehen. Das Objekt „Cocoon“ hat inzwischen seinen Platz in der Natur gefunden. Es befindet sich im Wald des Stadtteils Euren und ist für jede/n frei zugänglich (Geodaten: B 49°44’44.21N, L 6°35’29.18E).

Wo würden Sie gerne mal ausstellen?

Prinzipiell ist jeder Ort für Kunst geeignet. Es geht mir dabei nicht darum, wo genau das ist, sondern ob der Ort zu meiner Arbeit bzw. meine Arbeit zu dem Ort passt.

Markus Zender wurde 1969 in Hermeskeil geboren. Nach seiner Ausbildung zum Industriemechaniker absolvierte er die Fachoberschule in Saarburg. 1998 beendete er sein Studium an der FH Trier als Diplomgrafiker. Anschießend war er Art Direktor einer renomierten Multimedia-Agentur in Köln. Seit 2003 ist er als freischaffender Künstler aktiv in der Trierer Kunstszene. Seit 2012 Mitglied der GB Kunst und im Kunstgremium der Tufa aktiv.

Weitere Infos finden Sie unter www.markuszender.de.

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