Trier – deine Künstler: Andrea van der Straeten

Zurück in der Heimat. Naja, zumindest nah dran. Andrea van der Straeten, die in Trier geboren wurde und seit 25 Jahren in Wien lebt, zeigt noch bis zum 28. April im Casino Luxembourg die Ausstellung „[as if]“, die neben älteren Werken auch neue Arbeiten vereint. Es ist die bislang umfangreichste Schau ihres künstlerischen Schaffens, das seit den 80er Jahren an verschiedenen medialen Schnittstellen angesiedelt ist. „How to do things with words“ – immer noch ein Standardwerk in der Sprachwissenschaft von John L. Austin – könnte als Motto für die künstlerische Praxis von Andrea van der Straeten stehen, die darauf fokussiert, wie wir miteinander kommunizieren und welcher Werkzeuge wir uns dabei bedienen. Neben „Information“ lautet ein zweiter Schlüsselbegriff für viele ihrer Projekte „Referenz“. Wiederholt bezieht sie sich bei der Konzeption ihrer Arbeiten auf eine Geschichte, die von Gender-Themen über biografische Momente bis zu politischen Ereignissen reichen kann.

Wie kamen Sie zur Kunst?

Über Umwege; Fotografie hat mich immer interessiert, dann kamen Video und Film hinzu. Diese Medien galten aber lange Zeit nicht als wirkliche Kunst. Es hat lange gedauert, bis sich das geändert hat.

Ich habe zuerst Literatur studiert, Film-und Theaterwissenschaften, Kunstgeschichte und Politikwissenschaften, das Studium abgeschlossen und dann erst an einer Kunsthochschule begonnen. Leider war in meiner Schulzeit die Vermittlung von zeitgenössischer Kunst und damit die mögliche Vielfalt der Kunst jenseits von Malerei oder Zeichnung nicht vorgesehen.

Als Malerin habe ich mich nicht gesehen. Hätte ich schon in der Schule erfahren können, was zum Beispiel Joseph Beuys zur gleichen Zeit im nahen Düsseldorf gelehrt hat oder andere konzeptuelle Künstler gearbeitet haben, wären vielleicht weniger verschlungene Umwege notwendig gewesen. Auch heute in meiner Arbeit an der Uni sehe ich, wie wichtig ein aktueller Kunstunterricht in Schulen ist.

Gibt es Künstler, die Sie inspirieren/inspiriert haben?

Jede Auseinandersetzung mit Kunst und Beschäftigung mit künstlerischen Arbeiten kann inspirierend sein – für jeden. Ich denke, es ist weniger die jeweilige konkrete Kunst als vielmehr die Offenheit, mit der man sich ihr nähert, die zu Neuem führt.

Autodidakt oder Ausbildung/Studium?

In gewisser Weise beides. Ich habe in Hamburg an der Kunsthochschule Visuelle Kommunikation, d.h. vor allem Fotografie, Film, Video etc. studiert und abgeschlossen; gleichzeitig habe ich mit anderen Frauen ein Zentrum gegründet, das für uns selbst Produktionsort war – zum Arbeiten mit Medien braucht man ja Technik -, und das gleichzeitig Frauen den Umgang damit zugänglicher machen sollte. Und dort haben wir uns gegenseitig sehr viel beigebracht.

Gibt es ein Kunstwerk, das Sie bewundern?

Viel mehr als hier beschrieben werden könnten.

Mit welcher/n Technik/en arbeiten Sie?

Mit der, die mir gerade die passendste für den jeweiligen Inhalt erscheint. Das kann Fotografie, Zeichnung, Video, Film, Ton, Performance oder etwas sein, das mir gerade noch gar nicht einfällt.

Was gibt Ihnen Kunst? Was ist ihr künstlerischer Antrieb?

Sich mit etwas zu beschäftigen, das keinem direkten Ziel oder Zweck zugeordnet ist – vor allem über längere Zeit, intensiv, mit vielen Fragen, Unsicherheiten, Höhen und Tiefs -, ist wie ein Erforschen der Welt, eine Aneignung von Welt. Mit dem, was man daraus macht, entsteht eine individuelle Interpretation, die andere annehmen können oder auch nicht. Ich denke, Kunstschaffende formulieren eher Fragen, als dass sie Antworten geben. Das ist das Gute und das Produktive. Es verbindet sie nicht zuletzt mit den Fragen der Philosophie.

Können Sie von Ihrer Kunst leben?

Ja.

Wie beurteilen Sie die Künstlerszene in Trier? Wie lässt es sich in Trier als Künstler arbeiten?

Ich kenne einige sehr gute Künstler in Trier, wie zum Beispiel Bodo Korsig und andere. Also kann man in Trier als Künstler gut und produktiv leben; aber egal wo man ist, man muss immer einen Blick „hinaus“ tun, sich vielfältig vernetzen. Das ist heute viel leichter geworden, zum Glück.

Wo kann man Ihre Werke sehen?

Gerade aktuell im Casino Luxembourg, noch bis Ende April. Es gibt Arbeiten in verschiedenen Sammlungen und immer wieder in unterschiedlichen internationalen Ausstellungen. Und es gibt einige Bücher und Informationen im Netz.

Andrea van der Straeten ist in Trier aufgewachsen, um die Ecke vom Karl-Marx-Haus. Da es damals keine Möglichkeit zum Studium in Trier gab, ist sie nach dem Abitur weggegangen und „ein bisschen durch die Welt gezogen“. Seit 25 Jahren lebt van der Straeten als Künstlerin in Wien, wohin sie ein Stipendium des DAAD brachte, und leitet seit elf Jahren als Professorin den Studienbereich für Experimentelle Kunst an der Kunstuniversität in Linz.

Print Friendly, PDF & Email

von

Schreiben Sie einen Leserbrief

Angabe Ihres tatsächlichen Namens erforderlich, sonst wird der Beitrag nicht veröffentlicht!

Bitte beachten Sie unsere Kommentarrichtlinien!

Noch Zeichen.

Bitte erst die Rechenaufgabe lösen! * Time limit is exhausted. Please reload the CAPTCHA.