Ein starkes Viertel reicht nicht

Trevon Hughes erzielte allein in den ersten drei Vierteln 23 Punkte. Foto: ThewaltNach einer schwachen ersten Hälfte, einem starken dritten Viertel und einer enttäuschenden Endphase der Gastgeber, können die Fraport Skyliners zwei wichtige Punkte aus Trier entführen – 75:85 stand es am Ende aus Sicht der TBB. Die beachtlichen 29 Punkte von Trevon Hughes konnte der Frankfurter Andrew Rautins noch um einen toppen. Erneut stimmte der Einsatz, spielerisch und in der taktischen Umsetzung der Systeme von Trainer Henrik Rödl ist aber noch Luft nach oben. 

TRIER. Es lassen sich einige Parallelen zwischen der TBB Trier und den Fraport Skyliners aus Frankfurt ziehen. Beide Teams haben eine junge Mannschaft mit jungen Deutschen im Kader, die das Vertrauen der Trainer genießen und signifikante Spielanteile bekommen. Zudem sind die Spieler flexibel einsetzbar, je nach taktischer Ausrichtung können sie in den Positionen gewechselt werden. Und auf beiden Seiten wurden die Kader nach Saisonbeginn verändert, da beide Mannschaften mit Verletzungssorgen zu kämpfen haben. Deswegen spielen beide Teams in kleiner Rotation.

Dennoch könnten die Grundstimmungen kaum unterschiedlicher sein. Die Gastgeber freuen sich nach einem euphorisierenden Überraschungscoup in Ulm auf das Spiel vor den eigenen Fans. Der Gegner wird nach der Heimniederlage nach Verlängerung gegen Ludwigsburg, nachdem man einen recht stabilen Vorsprung von 14 Punkten im letzten Viertel verspielt hat, und dem Abgang von Point Guard Dawan Robinson nach Differenzen mit Coach Gordon Herbert, hoffen, die Krisenstimmung erst einmal aufhalten zu können. Als wäre das nicht schon genug des Guten, fiel auch ein Neuzugang am Mittwoch durch den Medizincheck, sodass die Rotation an diesem Spieltag recht kurz ist. Somit wartet in Trier eine Charakterprobe auf den Frankfurter Kader.

Ins Spiel geht es für die Hausherren mit Trevon Hughes, Laurynas Samenas, Warren Ward, Vitalis Chikoko und Stefan Schmidt. Es läuft defensiv zunächst nicht rund bei der TBB, die Männer vom Main kommen immer wieder leicht zum Abschluss, zunächst am Korb, später auch von außen. Nach fünf Minuten und einem „And One“ von Danilo Barthel steht es 8:18. Anlass für Rödl, zur Auszeit zu rufen.

Nach einer kurzen Stärkephase mit Steal, Zwei- und Dreipunktewürfen von Hughes kann die TBB etwas aufschließen. Allerdings lässt sie Punkte an der Freiwurflinie liegen. Der Frankfurter Topscorer Andrew Rautins zeigt im ersten Viertel, was seine Wurfhand kann – 13 Punkte erzielt er, neun davon aus der Distanz. Vor allem er und Jacob Burtschi, der mit einem Buzzer-Beater-Dreier die Arena ins Staunen versetzt, stellen den Viertelstand von 20:29 her. Am defensiven Brett werden zu viele zweite Chancen zugelassen, fünf Offensivrebounds sammeln die Skyliners ein.

Um im nächsten Viertel Rautins aus dem Spiel zu nehmen, wird Trevon Hughes auf ihn angesetzt. Seine Sonderaufgabe erfüllt er sehr gut, nur noch zwei Punkte gelingen dem Kanadier im blauen Trikot in den nächsten zehn Minuten. Trotzdem können die Moselaner ihren Gegner nicht stoppen, Burtschi, Barthel und Kevin Bright punkten immer wieder, finden Lücken in der löchrigen Defense. Somit gehen die Gäste zur Halbzeit mit einer soliden 36:49-Führung in die Kabinen.

Als die Trierer aus der Pause kommen, zeigen sie ein anderes Bild: Die Verteidigung wird angezogen, die Würfe fallen. Nach etwa drei Minuten lautet der Spielstand 46:52, nachdem Vitalis Chikoko nach schöner Passstafette mit Hughes und Jermaine Bucknor am Korb abschließen kann. Nach der Auszeit und vier Punkten in Folge von Frankfurt übernimmt erneut Hughes. Dreier ins Gesicht vom Gegenspieler, harte Drives Richtung Ring – der Trierer Topscorer zeigt sein ganzes Arsenal. Er führt sein Team mit 23 Punkten in den ersten drei Vierteln zu ersten Führung seit Spielbeginn. Die 4.582 Zuschauer peitschen ihre Mannschaft nach vorne.

Mit 64:63 geht es in den letzten Spielabschnitt. Dieser startet mit einigen erfolgreichen Distanzwürfen auf beiden Seiten. Ein unsportliches Foul gegen Hughes sechs Minuten vor Schluss scheint ihm Richtung Ende des Spiels sein Wurfglück zu rauben, bei dem engen und umkämpften Spiel versucht er es wie im Viertel davor, alleine die Entscheidung aus der Distanz herbeizuführen. Dieses Mal gelingt es nicht. Zudem gesellen sich mehr Turnover seiner Mannschaftskollegen hinzu, die Gäste können im Gegenzug konstant Punkte einfahren. Die kurze 7-Mann-Rotation (Andreas Seiferth und Marin Petric können nur wenige Minuten Entlastung bringen) lassen die Kräfte schwinden. Zum Ende wird das Ergebnis deutlich, nach vielen Freiwürfen für die Gäste endet das Spiel 75:85.

Vor den Skyliners kann man den Hut ziehen, die trotz ihrer personellen Situation eine sehr gute Punkteausbeute erzielen konnten. Eine große Erleichterung für Trainer Gordon Herbert. Auch der erfolgreiche dritte Abschnitt kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die TBB ihre offensiven Systeme noch nicht komplett verinnerlicht hat. Viele Punkte fielen durch das individuelle Aufblitzen der Spieler, als es darauf ankam, konnte nicht konstant gepunktet werden. Wenn diese Balance in Zukunft hergestellt wird, wird es auch wieder Siege in der Arena zu feiern geben. Wichtig dafür wird aber auch sein, dass der Trierer Kader endlich seine Verletzungsmisere hinter sich bringen kann.

TBB: Petric 0; Ward 11; Hughes 29; Seiferth 0; Schmidt 3; Buntic nicht eingesezt; Wenzl nicht eingesetzt; Samenas 6; Chikoko 14; Bucknor 10; Anderson 2

Viertelstände: 20:29; 36:49; 64:63; 75:85

Zuschauer: 4582

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