Niederlage trotz Kampf und Comeback

30 Punkte von Trevon Hughes reichten nicht für einen Sieg gegen den Favoriten Oldenburg. Foto: Lisa LöweWas für eine Show zum Ende des Spiels: Die EWE Baskets Oldenburg führen souverän bis kurz vor Schluss. Dass das nichts für Henrik Rödls Truppe bedeutet, hat sie schon oft in der noch jungen Saison gezeigt. Die TBB kommt nach einem 19-Punkte-Rückstand im letzen Viertel zurück und macht es noch einmal richtig spannend – und das ohne Nationalspieler Andreas Seiferth. Ein Happy End für die Trierer Bundesligabasketballer gibt es leider nicht: Die TBB unterliegt gestern Abend in der EWE Arena mit 75:81.

OLDENBURG. Die Rollen sind vor dem Sprungball klar verteilt: Auf der einen Seite ein Titelfavorit, Vorjahresfinalist, der seinen Kader mit außergewöhnlicher und beeindruckender Konstanz gehalten und seine bisherigen zwei Spiele souverän gewonnen hat. Auf der anderen Seite ein Team, das man zumindest aktuell eher in der zweiten Tabellenhälfte erwartet, das erst durch einen Kraftakt im letzten Viertel des vergangenen Heimspiels einen Fehlstart vermeiden konnte. Dazu in einer neuen 6000-Zuschauer-Halle, die zwar noch nicht zu einer Festung geworden ist, da dort einfach noch zu wenige Spiele zu besuchen waren, die sich aber zu dieser entwickeln soll. Schwer wird es werden für die TBB in Oldenburg, so viel stand fest.

Eine Veränderung wurde ein Tag vor dem Spiel offiziell bekannt gegeben: Der Deutsch-Kroate Marin Petric soll die Guard-Rotation nach der längerfristigen Verletzung von Anthony Canty erweitern. Mit seinen 33 Jahren soll er vorerst eine Woche, so lange geht sein Try-Out-Vertrag, dem Kader Ruhe und Erfahrung geben. Heute wird er allerdings nicht auf das Parkett geschickt. Auch Andreas Seiferth fällt schon wieder wegen seiner Verletzung aus, sein Knie braucht doch noch eine etwas längere Ruhepause, um vollständig wieder funktionsfähig zu sein.

Los geht’s in der großen EWE Arena – die schon früh vom Fanblock in der Stehplatztribüne optisch und akustisch in Szene gesetzt wird – mit Jermaine Anderson, Trevon Hughes, Mathis Mönninghoff, Vitalis Chikoko und Stefan Schmidt. Die EWE Baskets Oldenburg beginnen wie die Feuerwehr: Nach nur wenigen Sekunden kann Chris Kramer mit einem Korbleger Punkte auf die Anzeige bringen, die ersten von sieben in den ersten Minuten für ihn persönlich. Kramer und Dru Joyce sind die Garanten für die frühe Führung der Baskets – der Ex-Trierer Joyce sammelt im ersten Viertel schon vier Assists und dirigiert die starke Offensive. Die Spielzüge, das Passspiel und die die Fastbreaks können von den Trierern nicht eingedämmt werden. Hier macht sich die angesprochene Konstanz bemerkbar.

Die Großen der Trierer können sich zwar auch mehrmals in Szene setzen: Chikoko, Andreas Wenzl und Schmidt können punkten, vor allem Letzterer beeindruckt durch hart gestellte Blocks und einem „And-One“. Doch reicht das noch lange nicht für die starken Oldenburger. Nach zehn Minuten steht es 27:18, wobei Joyce mit der Sirene noch einen vermeintlich leichten Korbleger vergibt.

Hinten fünf Blocks von Crosariols, vorne neun Assists von Joyce

Im nächsten Viertel können die Zuschauer das wunderschöne Zusammenspiel von Joyce und dem wohl besten sechsten Mann der Liga, Julius Jenkins, bewundern. Zudem packen die Huntestädter hinten richtig zu: Nachverpflichtung Andrea Crosariols Hände schlagen fast jeden Ball weg, der sich auf dem Weg durch die Zone zum Korb befindet. Fünf Blocks sammelt er in der ersten Halbzeit insgesamt. Auch Joyce kann seine Statistiken beeindruckend ausbauen: Neun Assists spielt er bis zur Hälfte.

Oldenburg startet einen 7:0-Lauf, die Halle steht. Henrik Rödls Mimik verfinstert sich immer mehr, da die TBB seine Spielzüge nicht ausspielen kann. Doch die harte Defense der Donnervögel hat ihren Preis: Schon nach sechs Minuten werden die fünf Teamfouls erreicht. Das hilft der TBB, sich zu fangen und selber einen 7:0-Lauf zu starten – Hoffnung auf der Trierer Bank macht sich breit. Ein sehenswerter Angriff der Oldenburger rückt die Verhältnisse aber erneut zurecht: Ein Alley-Oop-Pass von der Mittellinie samt Korbleger führt zum 43:32, zur Pause steht es schließlich 47:36.

Im dritten Viertel ändert sich nicht viel, die Unistädter aus dem Norden verwalten ihr Punktepolster über den Spielabschnitt hinaus. Die letzten drei Minuten verschenken die Moselaner dreimal fahrlässig den Ball, sogar ein Einwurf ohne gegnerischen Druck wirft Chikoko ins Feld, der abgewandte Samenas hat seine Augen allerdings woanders. Diese Missverständnisse verhindern ein Herankommen der Gästemannschaft.

19 Punkte Rückstand – dann übernimmt Hughes

Auch im letzten Abschnitt deutet nichts auf ein Einreißen der Oldenburger Führung hin. Ein erneuter Alley Oop, diesmal noch schöner durch einen Dunk von Crosariol nach Vorlage Jenkins verwandelt, lässt die neue Arena zu einem Festhaus werden. 19 Punkte sind die Baskets davongezogen. Auch die Defensive ist immer noch da, ständig sind Oldenburger Hände in den Passwegen der TBB.

Nun übernimmt Trevon Hughes. Schon Ende des dritten Viertels mit 17 Punkten kann er durch Drives viele Fouls ziehen und immer wieder für leichte Punkte von der Freiwurflinie sorgen. Ein Fastbreak-Dunk von Jenkins nach einem Block gegen Hughes bei noch 1 Minute und 18 Sekunden lässt eine Entscheidung vermuten.

Doch zwei Freiwürfe von Vitalis Chikoko, einem Dreier von Hughes und einem weiteren vom ansonsten blassen Mönninghoff bringen Hoffnung: Im Seitwärtsfallen lässt der A2-Nationalspieler ein Gebet fliegen – nichts als Netz, es steht plötzlich nur noch 77:75. Doch Dru Joyce zeigt nach dem Stop-the-clock-Foul keine Nerven und netzt zwei Mal ein. Ein Pass vom Topscorer (30 sind es zum Ende für Hughes) findet nicht den Mit-, sondern den Gegenspieler. Nemanja Aleksandrov kann durch zwei weitere Freiwürfe die endgültige Entscheidung herstellen.

Die TBB zeigt einen großen Kampf bei der 75:81-Niederlage beim Duell David gegen Goliath. Dass sie ihre kleine Chance nicht nutzen konnten, ist zwar schade, doch dass sie immer noch in der Lage sind, auch die Großen in der Liga zu schlagen, haben sie wie schon in den vergangen Saisons andeuten können. Gut verkauft haben sie sich in jedem Fall.

Manuel Maus

TBB Trier: Petric n. e., Ward (0), Hughes (30), Schmidt (11), Mönninghoff (3), Wenzl (4), Samenas (7), Chikoko (12), Bucknor (2), Anderson (6).

Viertelstände: 27:18; 20:18; 16:14; 18:25.

Zuschauer: 4652

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