Die Drachenhöhle bleibt gefährlich

Die Artland Dragons wurden ihrer Favoritenrolle zu Hause gerecht und ließen der TBB Trier kaum eine Chance auf einen Auswärtssieg. Zu flüssig lief der Angriff und zu aggressiv verteidigte die Mannschaft aus dem Norden. Mit 67:76 unterlag Trier gestern Abend in der ausverkauften Artland-Arena. Bester Werfer war Vitalis Chikoko mit 15 Punkten. „Es war kein Spiel auf hohem Niveau, jedenfalls nicht von uns“, sagte TBB-Coach Henrik Rödl nach der Partie.

QUAKENBRÜCK. Es ist nicht Understatement, wenn Henrik Rödl von einem der schwersten Auswärtsspiele der Saison spricht. Man muss lange zurückschauen, um die letzte Heimniederlage der Artland Dragons während der regulären Saison zu finden. Sie war am 12. Januar dieses Jahres. Seitdem wurden schon einige namhafte Vereine punktlos nach Hause geschickt, erst vor kurzem unter anderem ALBA Berlin und Meister Brose Baskets Bamberg. Dazu fällt auf, dass die Gastgeber vor allem in engen Spielen die Oberhand behalten. Das Sieger-Gen scheint nach einer durchwachsenen vergangenen Saison zurückgekehrt, man steht zurzeit auf Platz drei der Tabelle.

Dennoch kann in der Basketball-Bundesliga jeder jeden schlagen. Die TBB Trier hat dies in ihrem letzten Auswärtsspiel in Ulm beweisen können. Der dortige Sieg war eine der Überraschungen des vorletzten Spieltages. Ernüchterung folgte jedoch schon beim darauffolgenden Heimspiel gegen Frankfurt. Es wird spannend zu beobachten sein, mit welchem Gesicht sich die Mannschaft von Rödl dieses Mal präsentieren wird.

Zumal das Spiel nicht nur unter den Augen von 3.000 Zuschauern stattfindet. Es ist die Premiere des Video-Livestreams des Teams um Chris Schmidt, die es auch den zu Hause gebliebenen Anhängern möglich macht, vor den Bildschirmen mitzufiebern.

Beide Mannschaften haben zwei Ausfälle zu verzeichnen: Die Drachen vermissen ihren Topscorer Brandon Thomas und Center-Kante Kenneth Frease. Die Römer müssen neben dem schon länger verletzten Mathis Mönninghoff auch auf Jermaine Bucknor verzichten, der kurzfristig wegen Rückenproblemen nicht mitwirken kann.

Starten wird überraschend Guard Marin Petric. Ihm folgen Jermaine Anderson, Laurynas Samenas, Vitalis Chikoko und Andreas Seiferth auf das Parkett. Dabei erwischen die Gäste den besseren Beginn. Nach schnellen Punkten von Chikoko und Anderson steht es 0:4. Doch dies bleibt nicht unbeantwortet. Der ebenso überraschend startende Acha Njei bringt sein Team mit zwei Dreiern in Front (8:6). Die Quakenbrücker fallen durch aggressive Verteidigung auf, können immer wieder Pässe der Trierer abfangen, mehrere Ballverluste sind die Folge.

Die Tradition, dass Ex-Trierer gerne gegen ihren ehemaligen Club auflaufen, hält auch Basti Doreth aufrecht. Letztes Jahr vom FC Bayern München an die Mosel ausgeliehen, läuft er diese Spielzeit an der Hase auf. Auch ihm gelingen zwei Treffer von hinter der Drei-Punkte-Linie im Laufe des Spiels. Durch Trevon Hughes steht es nach dem ersten Viertel 18:14.

Nachdem sich Warren Ward noch einen erfolgreichen Distanzwurf in die Statistik schreiben kann, beginnt ein munteres Ballwegwerfen auf beiden Seiten, dass die TBB aber für sich entscheidet. So können die Spieler von Trainer Tyron McCoy einen 10:0-Lauf hinlegen, dem erst Samenas ein Ende setzen kann. Trier hat nach etwa 12 Minuten statistisch jede Minute einen Turnover fabriziert, was Coach Henrik Rödl zu seiner dritten Auszeit veranlasst.

Ab sofort geht die Defensive der Grünen härter zu Werke, unter anderem können die Hausherren keinen Wurf innerhalb der 24 Sekunden loswerden. So können sich die Trierer Riesen auf sechs Punkte heranschleichen. Erst ein Foul hat die TBB bis jetzt zu verantworten, im Gegensatz zum Gegner, der vergleichsweise früh seine Teamfoulgrenze überschritten hat. Das wird jedoch nicht genutzt. Bis zur Halbzeit bekommt die Mannschaft nur drei Freiwürfe zugesprochen und verwertet nur einen von diesen. So gehen beide Mannschaften mit dem Ergebnis von 37:26 in die Pause.

In die zweite Hälfte kommen die „Entenhausener“ besser, können fünf Punkte in Folge erzielen. Samenas muss zum zweiten Mal zusehen, wie sich ein Dreierversuch aus dem Ring dreht. Nach dem 41:26 kann Trier noch mal aufschließen, die Distanz bleibt aber recht konstant um die zehn Punkte, da die Drachen auch auf die Ganzfeldverteidigung immer Lösungen finden. Stefan Schmidt stellt das 57:47 vor dem letzten Abschnitt her.

Nach einem erfolgreichen Wurf von Chikoko muss dieser verletzt raus, hält sich den Oberschenkel und wird sofort von Physiotherapeut Jinan Al-Shok behandelt. Damit folgt der Mann aus Simbabwe Andreas Wenzl, der nach seiner Einwechslung in der ersten Halbzeit in seiner ersten Aktion mit einem Gegenspieler zusammenstößt und daher auch direkt wieder ausgewechselt wird, da er sich am Mund verletzt hat.

Auf dem Parkett ändert sich indes wenig. Trier versucht es zur Mitte des Spielabschnitts immer wieder von Downtown, was nicht von Erfolg gekrönt ist. Dabei ist die Wurfauswahl nicht immer die beste. Währenddessen punkten die Gastgeber konstant am Brett und nach Fastbreaks. Wieder entsteht eine 15-Punkte-Führung, was wiederum durch Dreier von Petric und And One von Andreas Seiferth beantwortet wird.

Nun versucht Rödls Mannschaft alles in der Defensive, doch wie schon zuvor können die Tabellendritten durch intelligentes Passspiel die Defense entzaubern. Anderson kann noch acht Punkte in der Schlussphase erzielen, doch von der Freiwurflinie lässt sich McCoys Team den Sieg nicht mehr nehmen. 76:67 steht es nach 40 Minuten.

Konstantere Offense und aggressive Defense stellten die TBB Trier hier vor erwartbare Probleme, dieses Mal war ein Favoritensturz leider nicht möglich. Bei der Anzahl von 40 Ballverlusten auf beiden Seiten blieb ein attraktives Spiel so manches Mal auf der Strecke.

„Es war ein verdienter Sieg der Dragons“, sagt Henrik Rödl. „Wir hatten viel zu viele Ballverluste und sind mit der Pressverteidigung nicht so gut zurecht gekommen, wie wir uns das vorgestellt hatten. Gegen Hagen müssen wir besser vorbereitet sein.“

Eine positive Nachricht bleibt: Vitalis Chikokos Verletzung war nur ein Krampf. Nachdem Anthony Canty seine ersten Minuten im Trierer Dress spielen konnte und Seiferth wieder auf nennenswerte Einsätze kam, ist Licht am Ende des Verletzungstunnels zu sehen.

TBB: Anthony Canty 0; Marin Petric 3; Warren Ward 8; Trevon Hughes 13; Andreas Seiferth 9; Stefan Schmidt 2; Luca Buntic 0; Andreas Wenzl 0 (1 Sekunde gespielt); Laurynas Samenas 5; Vitalis Chikoko 15; Jermaine Anderson 12

Artland Dragons: King 10; Hoffmann 0; Njei 9; Doreth 9; Holston 11; Grünheid 6; Graves 6; Hill 4; Topper 15; Wenzl 6

Viertelstände: 18:14; 37:26; 57:47; 76:67

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