Bitterer Start ins Wochenende
Das sieht man auch nicht alle Tage: Beim dominanten Start-Ziel-Sieg von ALBA Berlin am Freitagabend stand die ganze Halle und feierte trotz 20-Punkte-Rückstand (61:81) ihr Team noch nach Spielende. Jermaine Andersons 16 Punkte konnten die Verletzungsprobleme nicht kaschieren, die TBB fand keine Mittel gegen den übermächtigen Gegner von der Spree. Trotzdem attestiert Coach Henrik Rödl seinem Team „sehr viel Herz“.
TRIER. Sie sind weiterhin ein Publikumsmagnet: Auch wenn mittlerweile die Basketballabteilung vom FC Bayern München die größte Zuschauerresonanz in Trier erfährt, bleibt ALBA Berlin, das noch vor drei Jahren diese Stellung alleine inne hatte, die klare Nummer zwei. Insgesamt 4.852 Besucher haben sich in der Arena eingefunden, um dem Aufeinandertreffen mit der besonderen Historie beizuwohnen.
Da spielt es auch keine Rolle, dass die TBB klarer Außenseiter ist. ALBA wurde kürzlich zum zweiten Mal hintereinander Pokalsieger und steht stabil auf Platz drei der Tabelle. Auch international spielten die Hauptstädter eine gute Rolle im zweiten Jahr unter Trainer Sasa Obradovic, der Mitte der Woche Rang zwei bei der Wahl zum Trainer des Jahres belegte. Ebenfalls Zweiter wurde Reggie Redding bei der Wahl zum wertvollsten Spieler.
In der Arena treffen zwei Trainer aufeinander, die selber Seite an Seite spielten und für die die Defensive der Schlüssel für eine erfolgreiche Mannschaft ist. So verwundert es nicht, dass mit Clifford Hammonds ein Albatros zum Defensivspieler des Jahres auserkoren wurde, denn Berlin lässt die wenigsten Gegenpunkte aller Bundesligisten zu. Dass es auf der Gegenseite aber auch keine Geschenke zu verteilen gibt, musste beim letzten Heimspiel an der Mosel Meister Bamberg erfahren, der für seinen Sieg schwer ackern mussten. So hoffen die zahlreichen Basketballfans wieder auf ein intensives und enges Spiel.
Eine offene Partie wäre bei der derzeitigen personellen Lage schon ein Erfolg, denn Trevon Hughes fällt wegen einer Knieverletzung aus. Er folgt damit Laurynas Samenas und Tony Canty auf die Verletztenliste.
Die TBB läuft mit Jermaine Anderson, Mathis Mönninghoff, Warren Ward, Vitalis Chikoko und Andi Seiferth auf. Dass die Firepower durch die Ausfälle leiden wird, war durchaus erwartbar. Dass es in dieser Form passieren sollte, allerdings nicht. Im ersten Viertel gelingt den Großen von der Mosel exakt ein Korb aus dem Spiel heraus. Mönninghoff vollbringt das Kunststück nach schöner Vorarbeit von Seiferth nach dreieinhalb Minuten. Sonst gibt es nur Treffer von der Freiwurflinie. ALBA Berlin scort ausgeglichen und konstant, ernüchternd endet der Spielabschnitt 7:21.
Nach einem gelungenen Mitteldistanzwurf von Stefan Schmidt versucht Chikoko, offensiv das Spiel in die Hand zu nehmen. Zunächst zwei Mal erfolglos, doch mit einem Treffer samt Foul gelingt ein kleines Aufbäumen der TBB. Er kann durch fünf Punkte in Folge den Rückstand einstellig verkürzen (14:23). Mönninghoff kann noch ein weiteres Mal gegen den hart verteidigenden Hammonds einnetzen, sechs Minuten vor der Halbzeit soll es jedoch wieder der letzte Feldkorb der Trierer bis zur Pause sein. Berlin hat mit dem Punkten weniger Probleme, so geht es mit 19:35 in die Kabinen.
Auch die zweite Hälfte dominieren die Spieler von der Spree. Mit einem 10:0-Lauf entgleitet der Heimmannschaft endgültig das Spiel. Es gibt noch kurze defensive Glanzpunkte, als Trier zwei Turnover erarbeiten kann. Dadurch zeigt man den fast 5.000 Zuschauern, dass es nicht an Charakter fehlt. Als der Rückstand auf 20 Punkte verkürzt wird, ist die Arena so laut, als wäre die TBB kurz vorm Sieg. Doch personell gehen die Grün-Weißen auf dem Zahnfleisch – ganze 29 Punkte lassen sie zu, was gegen Rödls Team nur äußerst selten vorkommt. Die letzten zehn Minuten werden mit 38:64 begangen.
Die Endphase steht ganz im Zeichen des Wundenleckens: Das Ergebnis gerät zur Nebensache, jede gute Aktion der Trierer wird beklatscht, ganz ohne Sarkasmus. Die TBB Trier gibt sich nicht auf, geht defensiv weiter auf Ballgewinne. In der letzten Minute wird noch „Steht auf, wenn ihr Trierer seid!“ angestimmt. Ausgerechnet heute hält sich das komplette Publikum an die Aufforderung, was sonst nicht immer passiert. Letztlich gewinnt ALBA Berlin souverän 81:61 und zeigt ausgeglichen ihr Können.
Bleibt zu hoffen, dass der letzte Heimauftritt am 1. Mai gegen Ulm wieder spannender gestaltet wird.
Dahlem 0; Petric 3; Ward 1; Seiferth 3; Schmidt 5; Mönninghoff 6; Wenzl 0; Chikoko 13; Bucknor 14; Anderson 16
Logan 11; Schultze 0; King 4; Fülle 0; Vargas 7; Kendall 4; Redding 12; Wohlfarth-Bottermann 13; Stojanovski 10; Jagla 6; Hammonds 2; Radosevic 12
Viertelstände: 7:21; 19:35; 38:64; 61:81
von Manuel Maus