TBB kann Bamberg nicht stoppen

Die TBB hatte vor der Partie die drittbeste Defensive der Basketballbundesliga, wenn Gegentreffer der Maßstab sind. Doch am Sonntagabend war die Trierer Verteidigung zu löchrig, um den Deutschen Meister und Pokalsieger Brose Baskets Bamberg zu bezwingen. Vor 4574 Zuschauern musste sich die Mannschaft von Henrik Rödl mit 84:96 geschlagen geben. Für Trier bedeutet dies die vierte Niederlage in Folge und ein Abrutschen auf den elften Platz. Ein Wiedersehen gab es am Sonntag mit Maik Zirbes, der vor der Saison von Trier zu Bamberg wechselte.

TRIER. Auf trierisch müsste „Mission Impossible“ eigentlich „Mission Bamberg“ heißen. Seit 1998 gab es insgesamt 31 Partien zwischen Trier und den Oberfranken. Die TBB ging aus diesen Kräftemessen erst sechs Mal als Sieger hervor. Das letzte Erfolgserlebens resultierte aus der Saison 2003/2004, also vor fast zehn Jahren. Am 28. Dezember 2003 gewannen die Moselstädter am neunten Spieltag mit 100:87. Immerhin einen Lichtblick für das sonntägliche Aufeinandertreffen gab es dann doch noch: Fünf der sechs Siege konnte die TBB zuhause einheimsen. Doch die Ergebnisse der vergangenen Wochen machten wenig Hoffnung. Drei Mal in Folge hatte Trier vor dem Aufeinandertreffen gegen den Deutschen Meister und Pokalsieger nicht mehr gewinnen können. Zuletzt setzte es eine unnötige Niederlage gegen die Phantoms. „Das war eine sehr bittere Pille, gerade weil wir bis zu dem Zeitpunkt eines unserer besseren Auswärtsspiele abgeliefert haben“, sagte TBB-Coach Henrik Rödl und stellte vor dem Spiel gegen Bamberg klar: „Wir arbeiten mit aller Kraft daran, uns diesen verschenkten Sieg zurückzuholen.“

Etwas dagegen hatte Rückkehrer Maik Zirbes. Der Traben-Trabacher war vor der Saison nach Bamberg gewechselt, um den abgewanderten Center Tibor Pleiß zu ersetzten. Zirbes ist ein richtiges Trierer Eigengewächs, spielte seit 2006 für die TBB und war in der vergangene Saison Starting Center. „Es war ein komisches Gefühl, nach Trier zurückzukehren“, sagte der 22-Jährige nach der Partie. Vor allem die forsche Herangehensweise seiner ehemaligen Kollegen hatte ihn beeindruckt. „Ich hatte nicht erwartet, dass Trier so schnell spielt“, so Zirbes, der seinen Wechsel nach Bamberg bisher nicht bereut hat. „Es war einfach an der Zeit.“

Zirbes absolvierte eine anständige Partie, sammelte zehn Punkte und vier Rebounds. Zum Matchwinner avancierte ein Teamkollege: Casey Jacobsen gab den „Darth Vader“ und kam auf 23 Punkte. Die meisten davon von jenseits der Dreipunktelinie und vor allem gerne dann, wenn Trier so etwas wie Aufwind bekam und sich zurück in der Partie wähnte. „Wir haben uns viel vorgenommen, viel investiert, mit viel Energie gespielt“, sagte Rödl in seiner Spielanalyse und bemängelte, dass sein Team in den entscheidenden Situationen nicht präsent genug war.

Trier leistete sich zu Beginn einige unnötige Ballverluste, teils wegen schlechter Ballbehandlung wie Barry Stewart, der sich den Ball auf den Fuß dribbelte, teils wegen fragwürdigen Passentscheidungen. Bamberg indes nutzte die Unkonzentriertheiten im Trierer Spiel, um sich ein kleines Polster zu verschaffen, das zeitweise auf zehn Punkte anschwoll. „Wir haben in der ersten Halbzeit 61 Punkte zugelassen. Das ist zu viel gegen ein Team wie Bamberg“, sagte Rödl über die sonst so starke Defensive seiner Mannschaft.

Gegen Ende des ersten Viertels machte sich dann höhnischer Applaus bei den 4574 Zuschauern breit, als gegen Bamberg auf Foul entschieden wurde. Auf der Tribüne hatte sich der Eindruck verfestigt, dass der Meister und Pokalsieger einen kleinen Bonus genoss, der immer größer wurde. Während Trier im ersten Viertel acht Fouls gegen sich gepfiffen bekam, waren es für die Gäste nur drei und darunter waren einige fragwürdige Entscheidungen. Hinzu kam der mangelnde Zugriff der Gastgeber auf Zirbes und Co. Der souveräne Tabellenführer konnte oftmals zu einfach punkten und beendete die ersten zehn Minuten mit 31 Punkten, die TBB sammelte 23.

Auch im zweiten Viertel wollten viele Zuschauer das Gefühl der Zwei-Klassen-Gesellschaft in der Arena nicht loswerden. Oftmals ertönte der erwartete Pfiff nicht oder das Rödl-Team war im Nachteil. Mit in die Halbzeit begleiteten das Schiedsrichtergespann „Schieber, Schieber“-Rufe und ein gellendes Pfeifkonzert.

Aber auch die Soundkulisse konnte nicht über die Effektivität der Bamberger hinwegtäuschen. Die Jungs von Coach Chris Fleming trafen bis zur Halbzeit starke 57 Prozent ihrer Versuche aus dem Feld. Bei den Rebounds waren beide Teams zur Pause beinahe gleich auf, Trier kam auf 14, Bamberg sammelte 15 Fehlversuche ein. Jedoch kamen die Gäste in den ersten 20 Minuten auf die bereits erwähnten 61 Punkte. In der Defensive zu nachlässig und in der Offensive meist mit falschen Entscheidungen gegen dieses Spitzenteam – so sammelte Trier immer noch 47 Punkte, liefen aber einem Rückstand von 14 Punkten hinterher. Vor allem Anton Gavel und Jacobson bekamen Rödls Jungs nicht in den Griff.

Nach der Halbzeitansprache war Nate Linhart der Erste, der aus der Kabine kam, um sich für die zweite Hälfte einzuwerfen. Es schien zu helfen, allerdings mit Verzögerung. Ein kleiner Zwischenspurt zu Beginn des dritten Viertels – und der Vorsprung der Bamberger betrug plötzlich 17 Punkte. Spätestens jetzt wünschten sich viele einen zur Zeitmaschine umgebauten DeLorean, um wie einst Marty McFly zurück in die Zeit zum Anfang zu reisen. Vielleicht wäre ja im zweiten Anlauf den Dominatoren besser beizukommen.

Doch Zeitmaschinen gibt es nur im Film. Die TBB fand andere Wege. Linhart zum Beispiel nahm es mit der halben Bamberger Mannschaft auf dem Weg zum Korb auf und verwandelte zum zwischenzeitlichen 58:68. Aber immer, wenn das Rödl-Team sich anschickte, in diese Partie zurückzukehren, schlugen Jacobsen und seine Kollegen zurück. Sie ließen den Rückstand nie kleiner als zehn Punkte werden. Bis Bucknor sich kurz vor der Sirene ein Herz faste und einen Dreier trotz höchstem Druck versenkte und somit den Zwischenstand von 65:72 vor dem Schlussviertel herstellte. Es keimte noch einmal Hoffnung auf.

Doch zu leichtsinnig, wie Bucknor plötzlich den Ball vertändelte. Im Gegenzug gab es ein Foulspiel und nach den Freiwürfen von Sharrod Ford lag die TBB wieder mit zwölf Punkten im Hintertreffen. Vor allem Jacobsen war es in weiten Teilen des letzten Viertels zu verdanken, dass die erfolgsverwöhnten Bamberger weiter jubeln konnten. Seine Dreier konnten die TBB-Spieler nicht verteidigen. Am Ende stand es 84:96 auf der Anzeigentafel. „Wir haben mit sehr viel Leidenschaft gespielt. Da tut die Niederlage umso mehr weh“, sagte Rödl. Sein Team ist nach der vierten Niederlage in Folge auf den elften Tabellenrang abgerutscht. Die TBB ist allerdings weiter auf Tuchfühlung zu den begehrten Playoff-Plätzen, die für die Verantwortlichen allerdings nur ein sekundäres Ziel darstellen. Noch ist also Zeit zum Träumen.

TBB: Linhart (11), Howell (2), Seiferth (11), Harper (11), Stewart (14), Doreth (6), Mönninghoff (1), Chikoko (8), Bucknor (15), Saibou (5),

Brose Bamberg: Goldsberry (0), Jacobsen (23), Massey (13), Gavel (18), Zirbes (10), Nachbar (14), Tadda (4), Ford (12), Schmidt (2), Neumann (0),

Viertelstände: 23:31; 24:30; 18:11; 19:24

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