TAT-Idee produziert Wiederholungstäter
Mit einer After-Work-Party in den Viehmarktthermen ist am Freitagabend die sechste Trierer „Engagementwoche“ zu Ende gegangen. Im Rahmen der Initiative „Trier: Aktiv im Team“ (TAT) realisierten Vereine und Verbände sowie Unternehmen und städtische Ämter gemeinschaftlich nahezu 30 Einzelprojekte. Mehrere Hundert Helfer waren im Einsatz. „Sie verleihen der Stadt eine besondere Note“, erklärte Schirmherr Klaus Jensen an die Adresse der TAT-Partner. Unter denen waren Neulinge wie der selbstständige Informatiker Yaseen Taha, der für die Grundschule Pallien ein neues Logo entwarf, oder „Wiederholungstäter“ wie der Automobilzulieferer GKN Driveline. Das Unternehmen war mit einem Dutzend seiner Auszubildenden in gleich drei Projekten aktiv.
TRIER. Für Yaseen Taha war es ein Debüt, und das in mehrfacher Hinsicht. Erstmals in seinem Leben gab der Eigentümer der Firma L-Dien vergangene Woche Unterricht. In der Grundschule Pallien erklärte er 17 Kindern der dritten und vierten Klasse, wie man mit Hilfe eines digitalen Programms am Computer ein Logo entwirft. „Das war eine sehr schöne Erfahrung. Man kann sich ja gar nicht vorstellen, wie Kinder arbeiten, bis zu dem Moment, wo man bei ihnen ist“, berichtet er. Tahas Schulstunde kam offenbar an, wie Schulleiterin Carola Siemon berichtet. Auch Tage später hätten die Kinder von dem Unterricht geschwärmt. Siemons Schule hat nun ein eigenes Logo, das ziert künftig Briefpapier, Webseite und Flyer. Und Taha sagt auf die Frage, ob er nach seiner erstmaligen Teilnahme in diesem auch im kommenden Jahr wieder bei „Trier: Aktiv im Team“ dabei sein wird: „Hundertpro!“
Er wäre nicht der erste. „Wiederholungstäter“ sind bei TAT quasi programmiert. Das bestätigt auch Rainer Wagner, Ausbildungsleiter bei GKN Driveline. Der Automobilzulieferer ist im Trierer Hafen ansässig, beschäftigt rund 500 Mitarbeiter. 55 junge Menschen werden in dem Betrieb ausgebildet, ein Dutzend von ihnen waren in diesem Jahr bei TAT mit dabei. Vollkommen freiwillig, wie Wagner betont. Wobei sich die Teilnehmer keinen Urlaubstag nehmen mussten – GKN stellte sie für ihren Einsatz frei. „Ich wollte einfach zeigen, was ich handwerklich drauf habe“, berichtet Daniel Kraft gegenüber 16vor. Der 19-Jährige half mit, die Hinterwand des Naturfreunde-Hauses in Quint aufzuhübschen. Kraft ist im zweiten Lehrjahr und will Industriemechaniker werden – und er will im nächsten Jahr wieder mitmachen.
Das will auch sein Arbeitgeber. Allerdings hänge das auch davon ab, welche Möglichkeiten die TAT-Projektbörse, die traditionell einige Monate vor der „Engagementwoche“ stattfindet, 2014 biete. Da müsse dann auf jeden Fall etwas für seine Azubis darunter sein, beim Anstreichen könne sein Unternehmen beispielsweise nicht dienen. Das aber im kommenden Jahr unter den Projekten nichts für GKN dabei sein wird, scheint einigermaßen unwahrscheinlich. Denn vom Werkzeugmechaniker über den Technischen Produktdesigner bis hin zum Werkstoffprüfer reicht die Palette der Ausbildungsberufe, die in Wagners Betrieb angeboten werden. Und allein in diesem Jahr war man ja gleich bei drei TAT-Projekten beteiligt. „Wir empfinden das als eine gute Sache und es stärkt auch die Sozialkompetenz unserer Auszubildenden“, erklärt Wagner die Beweggründe für sein Unternehmen, das sich nach 2012 nun zum zweiten Mal beteiligte.
„Das hat denen richtig Spaß gemacht, das hat man auch gemerkt“, berichtete Marlies Wirtz, zweite Vorsitzende des Naturfreunde Quint e. V. Ohne die Unterstützung der vier GKN-Azubis, die gleich an zwei Tagen anrückten, hätte ihr Verein das Projekt nicht umsetzen können. „Das hätten wir uns gar nicht leisten können“, so Wirtz. Im Ausbildungsladen der „Caritas Learn Factory“ erneuerte ein Team von Wagner die Deckenkonstruktion, für den Fliegerclub Region Trier e.V. brachten GKN-Azubis die Außenfassade des Clubhauses auf Vordermann. Bei einer Fassadenverschönerung half auch ein Team der Bitburger Braugruppe mit. Hand in Hand mit 20 Eltern erneuerten 14 Mitarbeiter des Unternehmens die Außenfassade der Martin-Grundschule in Trier-Nord.
TAT-Koordinatorin Charlotte Kleinwächter vom Verein Lokale Agenda 21 e.V. zog am Freitagabend denn auch eine positive Bilanz der Engagementwoche. Die Stimmung sei bei allen Beteiligten gut gewesen, hierbei habe sicherlich auch das gute Wetter seinen Anteil gehabt. Dass Unternehmen wie GKN oder auch das Forstamt TAT möglicherweise fest in ihr Konzept integrieren werden, wertete Kleinwächter als Beleg, dass das Konzept von „Trier: Aktiv im Team“ aufgegangen ist. Etabliert hat sich TAT in jedem Fall. Denn Kleinwächter wie auch die weiteren maßgeblichen Projektbeteiligten – Sabine Mach von der gleichnamigen PR-Agentur, Katharina Dehnke (Bitburger Braugruppe) und Carsten Müller-Meine von der Ehrenamtsagentur – beim Start vor sechs Jahren das Ziel ausgegeben, dass TAT „keine Eintagsfliege“ werden dürfe.
von Marcus Stölb