Studierende erleichtert, Hochschule blamiert

Rasanter Rückzieher: Fast auf die Minute 24 Stunden, nachdem der Universitätspräsident die Erhebung von Studiengebühren für Zusatzzertifikate bekräftigte, kündigte Professor Michael Jäckel am Dienstagabend völlig überraschend an, auf das Geld zu verzichten. Sämtliche Bescheide werden aufgehoben, teilte die Pressestelle der Universität mit. Mehr als 1.000 Trierer Studierende dürften ob der Nachricht erleichtert aufatmen. Blamiert ist derweil die Spitze der Universität, und dass sich Jäckel gegenüber dem Trierischen Volksfreund dahingehend geäußert haben soll, dass er vom Inhalt des Gebührenbescheids nichts wusste, dürfte innerhalb der Hochschule noch für einigen Gesprächsstoff sorgen.

TRIER. Am Montagabend um 17.42 Uhr verschickte die Pressestelle der Universität eine Erklärung, in der die Universitätsleitung ihre – gestrige – Sicht der Dinge erläuterte. Wer von den betroffenen Studierenden zuvor gehofft hatte, der Präsident werde das Aus für die soeben angekündigte Erhebung von Studiengebühren für Zusatzzertifikate mitteilen, der wurde enttäuscht. Die Gesetzeslage lasse der Hochschule keine andere Wahl, künftig würden 650 Euro pro Semester fällig. Daraufhin verschärfte sich am Dienstag der Protest. Der AStA startete eine Online-Petition, die liberale Hochschulgruppe attackierte die Unispitze, Kritik kam auch von Parteien.

Tatsächlich war die Lage einigermaßen verworren, und auch im rheinland-pfälzischen Bildungs- und Wissenschaftsministerium fragte man sich, was denn die Trierer dazu veranlasst haben könnte, mehr als 1.000 Gebührenbescheide rauszuschicken und eine Novelle des rheinland-pfälzischen Hochschulgesetzes als Begründung anzuführen. Die Darstellung der Uni sei schlicht falsch, hieß es auf Anfrage unmissverständlich aus Mainz.

Dienstagabend, 17.56 Uhr, die zweite Pressemitteilung der Universität in besagter Angelegenheit: „In Absprache mit dem Ministerium werden die Gebührenbescheide für alle Studierenden in Zusatz-, Ergänzungs- und Aufbaustudiengängen, die in der vergangenen Woche seitens der Universität Trier verschickt wurden, aufgehoben“. Damit trage man dem „Vertrauensschutz der in diesen Studiengängen jetzt eingeschriebenen Studierenden Rechnung“ und gewährleiste, dass die bereits eingeschriebenen Studierenden den Abschluss gebührenfrei erwerben können. Sodann folgt eine Richtigstellung: „In der gestrigen Presseerklärung hat die Universität Trier erklärt, dass diese Gebührenbescheide auf die kürzlich verabschiedete Hochschulgesetznovelle zurückzuführen seien. Dies war ein Missverständnis der Hochschule“.

Gemeinsam mit dem Ministerium werde man nun prüfen, wie in Zukunft die Gebührenpflicht für die spezifischen Angebote an der Universität Trier geregelt werde. Also doch noch Gebühren? „Die Universität ist bemüht, eine Lösung zu finden, die auch für zukünftige Studierende weiterhin gebührenfreie Zusatzangebote ermöglicht“, betont die Hochschule.

Die betroffenen Studenten werden erleichtert sein, doch innerhalb der Universität dürfte die Diskussion noch etwas andauern. Dass Präsident Jäckel nun gegenüber dem Trierischen Volksfreund erklärt haben soll, dass er vom Inhalt der Gebührenbescheide nichts gewusst habe, wirft neue Fragen auf. Schließlich stand ein nicht eben geringer Betrag im Raum, der auf diesem Wege eingetrieben werden sollte. Selbst wenn sich viele Studierende aus den Zusatzstudiengängen verabschiedet hätten – es hätte sich wohl immer noch um einen höheren sechsstelligen Betrag gehandelt.

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