Starke Trierer verlieren in Berlin

Mit zwölf Punkten Differenz (61:73) verliert die TBB Trier bei ALBA Berlin und rutscht damit auf einen Abstiegsrang. Jedoch spielten die Schützlinge von Henrik Rödl am Sonntag nicht wie potenzielle Absteiger. Im Gegenteil: Über weite Strecken des Spiels diktierten sie sogar das Tempo gegen die hoch favorisierten Albatrosse und waren bis in die Schlussminuten ein ebenbürtiger Gegner. Insgesamt 15 Mal wechselte die Führung im Spiel, welches erst knapp zwei Minuten vor Ende entschieden war.

BERLIN. Die Atmosphäre vor dem Gastspiel in der Berliner „o2 World“ war entspannt. Zahlreiche Nettigkeiten wurden zwischen den Akteuren der TBB Trier und ALBA Berlin ausgetauscht. Schultze begrüßte Fassler und strich ihm liebevoll über seine modische Fönfrisur. Saibou winkte Youngster Ney zu, der mit ihm in der ALBA-Jugend gemeinsam auf Korbjagd ging. Zwiener schäkerte mit dem früheren ALBA-Assistenztrainer Lwowsky. Ein Berliner Fan im goldenen Dojcin-Trikot scherzte mit Dragan, dem ehemaligen Berliner „Dreiergott“, der an der Mosel längst ein Publikumsliebling ist. Neben Bällen wurden auch einige Fotos geschossen.

In keiner fremden Halle werden die Akteure der TBB Trier so freundlich empfangen wie in Berlin. Schließlich wimmelt es im Trierer Kader geradezu von früheren ALBA-Spielern. Zwiener, Dojcin, Fassler, Seiferth und Saibou gehören ebenso dazu wie Assistenztrainer Päch. Doch für keinen Ex-Albatros ist das Wiedersehen mit seinen ehemaligen Weggefährten von größeren Emotionen geprägt, wie für Henrik Rödl, der seine komplette Karriere als Basketballprofi bei ALBA Berlin verbrachte und in dieser Zeit sieben Mal Deutscher Meister wurde sowie den Korac Cup holte. Rödl ist in Berlin eine Legende. Sein Trikot mit der Nummer vier prangt in Übergröße unter der Hallendecke der o2 World. „Es ist immer etwas ganz Besonderes für mich, hier zu sein“, sagte der TBB-Coach, der für ALBA 512 Spiele bestritt, nach dem Spiel. „Berlin ist nach wie vor Teil meiner Heimat. Ich kenne hier sehr viele Leute. Vor dem Spiel musste ich schon viele bekannte Gesichter auf später vertrösten, weil ich mich auf das Spiel konzentrieren wollte.“

Das Spiel wurde durch vier Zähler eines starken Philip Zwiener (insgesamt 19 Punkte) eröffnet, der seine fünf Jahre bei ALBA die meiste Zeit auf der Ersatzbank verbrachte und es den Berlinern so richtig zeigen wollte. Nachdem Maik Zirbes vier weitere Punkte nachlegte und Nate Linhart (insgesamt 17 Punkte) mit einem freien Korbleger die Trierer Führung zum 12:7 ausbaute, hatte ALBA-Coach Gordon Herbert nach sechs Minuten genug gesehen und nahm seine erste Auszeit. Doch Zwiener war auch danach nicht zu stoppen. Neun Punkte konnte der Ex-Albatros bereits nach dem ersten Spielviertel verbuchen. Triers US-Import Linhart startete mit sechs Punkten und sechs Rebounds im ersten Viertel ebenfalls stark und sicherte durch seinen erfolgreichen Wurf mit der Schlusssirene die 19:16-Führung.

Linhart machte im zweiten Viertel da weiter, wo er im ersten aufgehört hatte, und baute die kleine Führung weiter aus. Jedoch hielten ALBAs Nationalspieler Sven Schultze und Lucca Staiger mit erfolgreichen Würfen dagegen, sodass das Spiel ausgeglichen blieb. In der 18. Minute ließ Zirbes mit drei spektakulären Aktionen in Folge sein großes Talent aufblitzen. Nach einem Block von Derrick Allens Wurf, angelte sich der 2,07-Meter-Mann den Offensivrebound am anderen Ende des Feldes und konnte anschließend nur von Kyle Weaver an seinem Dunking-Versuch mit Foul gestoppt werden. Die Führung wechselte in dieser Spielphase im Sekundentakt. Mit einem Punkt Rückstand (32:33) beendete die TBB die erste Halbzeit.

Das dritte Viertel gestaltete sich ähnlich ausgeglichen wie der vorherige Spielverlauf. Zwiener drehte mit sechs Punkten erneut auf. Jedoch war es Linhart, der für die spektakulärste Szene des gesamten Spiels sorgte: Dem Amerikaner gelang ein geblockter Dreierversuch von Landsmann Weaver. Im Gegenzug hämmerte der Trierer Flügelspieler den Ball dermaßen durch die Korbanlage, dass anschließend ein Raunen durch die Zuschauerränge ging. Für einen weiteren Aufsehen erregenden Moment sorgte Triers Routinier John Bynum, der mit der Schlusssirene von der Mittellinie in den Korb zum 48:48-Ausgleich traf.

Bis zur 35. Spielminute stand das Spiel auf Messers Schneide. Kein Team konnte sich bis zu diesem Zeitpunkt absetzen. Erst als ALBA-Guard Bryce Taylor mit Foul traf und den anschließenden Bonusfreiwurf versenkte, kippte das Spiel zu Ungunsten der Moselstädter. Schaffartzik und Wood erhöhten die Führung (56:62/37. Minute) und Taylor sorgte knapp zwei Minuten vor Ende des Spiels mit einem erfolgreichen Dreipunktewurf für die Vorentscheidung. Mit neun Punkten (58:67) lag die TBB mit einem Mal zurück. Der höchste Rückstand des Spiels kam aus Trierer Sicht zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt, hielten die Moselstädter doch bravourös dagegen. ALBA spielte anschließend clever die Uhr herunter, sodass die Rödl-Truppe foulen musste, um die Uhr anzuhalten und den Gegner an die Freiwurflinie zu schicken. Doch Wood und Taylor zeigten an der Linie keine Nerven und verwandelten sicher.

Der 61:73-Endstand fiel wesentlich deutlicher aus als der eigentliche Spielverlauf widerspiegelte. „Wir haben hier heute sehr lange mitgehalten, aber am Ende hat ALBA doch verdient gewonnen“, äußert sich Henrik Rödl nach der Begegnung. „35 Minuten lang ist es uns gelungen, das, was wir uns vorgenommen hatten, gut durchzusetzen. In den letzten fünf Minuten haben wir uns aber von einigen Fehlern zu sehr frustrieren lassen, und man muss die Qualität der Berliner anerkennen, die das konsequent ausgenutzt haben. Sie haben dann die Big Points gemacht.“

Die besten Akteure auf Trierer Seite waren Philip Zwiener mit 19 Punkten und fünf Rebounds sowie Nate Linhart (17 Punkte/12 Rebounds). Hauptverantwortlich für den Erfolg ALBA Berlins waren Kapitän DaShaun Wood (19 Punkte/5 Rebounds/4 Assists), Bryce Taylor (18 Punkte/6 Rebounds) sowie Heiko Schaffartzik (14 Punkte).

Sebastian Finis

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