„Sie sind ein Vorbild für uns alle“

Seit zwölf Jahren engagieren sich Schüler der bistumseigenen Privatschule St. Maximin – vielen Trierer besser bekannt als frühere Konstantin-Hauptschule – für Familien und junge Menschen auf den Philippinen. Inzwischen sitzt auch die Bischöfliche Grundschule St. Paulin mit im Boot. Nun wurden beide Schulen für ihre Projekte „Angalan“ und „AngPau“ von der deutschen UNESCO-Kommission ausgezeichnet. Die Trierer Schüler zeigten eindrucksvoll, wie zukunftsfähige und nachhaltige Bildung aussehen könne, lobte die Jury. Zwar wurden im Rahmen der UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ schon mehr als 1.500 Projekte ausgezeichnet, doch bundesweit schaffte es bislang nur eine Schule, diese Anerkennung zum vierten Mal zu erhalten – die Privatschule St. Maximin.

TRIER. Laura Dockendorf und Michelle Mohren könnten es über Facebook versuchen, oder per Email. Auch Skype wäre eine Möglichkeit; sollte eigentlich alles kein Problem sein in Zeiten des World Wide Web – wenn denn die Adressatin über einen Computer samt Internetanschluss verfügen würde. Doch das ist nicht eben der Standard in Davao-City, der Stadt, aus deren Elendsviertel Viñalene Barrera stammt. Dort sind viele Familien schon froh, wenn sie ihre Kinder ernähren und ihnen eine halbwegs solide Schulbildung ermöglichen können – viele können es nicht.

Viñalene Barrera hat Glück: Inzwischen besucht die junge Philippinin eine katholische Privatschule, die „Our Lady of Fatima High School“. Möglich gemacht haben ihr dies die Unterstützer des Projekts „Angalan“ in Trier. Schüler wie Melissa Schütz und Felix Hoffmann, Mark Sankowsky und Melisa Athas. Am Freitag standen sie allesamt auf der Bühne und für einen Moment im Mittelpunkt, denn in der ehemaligen Reichsabtei St. Maximin überreichte der Bundestagsabgeordnete Manfred Nink (SPD) den Schülern eine Urkunde der UNESCO.

Regelmäßig halten die jungen Trierer Kontakt zu ihrem Schulpatenkind in dem westpazifischen Inselstaat, schreiben Viñalene Barrera in englischer Sprache und mit Hand Briefe. Die schickt im Gegenzug Fotos und Briefe von den Philippinen und hält so die deutschen Schüler auf dem Laufenden, was ihren Werdegang anbelangt. Im kommenden Jahr wird Viñalene Barrera an der Highschool ihren Abschluss machen können, eventuell werden sich dem noch zwei oder sogar vier Jahre auf einem College anschließen – so denn die Unterstützung weiterhin gesichert ist. Das Projekt „Angalan“ will dafür sorgen. Projektleiter Michael Wengenroth ist guten Mutes, und Laura Dockendorf und Michelle Mohren hoffen, dass sie irgendwann einmal auf die Philippinen fliegen können, um ihre Brieffreundin zu treffen. „Es ist einfach spannend zu sehen, wie sie dort lebt“, sagen die Neuntklässlerinnen. Sie imponiert, wie glücklich viele Menschen auf den Philippinen sind – trotz extrem schwieriger Lebensumstände: „Davon können wir auch lernen“, ist Michelle Mohren überzeugt.

Seit zwölf Jahren läuft das Projekt „Angalan“, die bisherige Bilanz ist beachtlich. Dank der Unterstützung aus Trier konnte im Jahr 2000 eine Urwaldschule samt Kindergarten auf- und ausgebaut werden, 360 Schüler werden dort heute unterrichtet. Die Schule steht im Urwald Angalan, daher der Name des Projekts. Die Bischöfliche Grundschule St. Paulin brachte unterdessen gemeinsam mit der Privatschule St. Maximin ein ebenfalls ambitioniertes Vorhaben auf den Weg – den Neubau eines Kindergartens in Panacan-Malagamot. Die Deutschen standen finanziell, beratend und organisatorisch zur Seite. Im vergangenen Februar wurde der Kindergarten fertig gestellt und eröffnet.

Doch sind es laut Wengenroth auch viele kleinere Maßnahmen, die Großes bewirken: So wurden mit Mitteln des Projekts sechs Wasserbüffel angeschafft, die seither als „Traktoren des Urwalds und der Reisfelder“ ihren Dienst tun, wie der Projektleiter und Konrektor der Maximin-Schule es ausdrückt. Man organisierte drei Boote inklusive Netze für besonders arme Fischerfamilien, für 16 Familien wurden Fahradtaxis angeschafft. Dank der Förderer von „Angalan“ konnte zudem ein Hektar Bananenplantage erworben werden. Hilfe zur Selbsthilfe ist das Ziel, weshalb Wengenroth und seine Unterstützer auch schon Mikrokredite gewährten. Etwa einer jungen Familie, die sich mit dem Geld ein Motorradtaxi anschaffte. Der Kredit sei mittlerweile wieder zurückgezahlt und könne nun für ein anderes Projekt eingesetzt werden.

An Ideen mangelt es den Schülern nicht, und auch Wengenroth wird noch einiges einfallen. Dabei ist das Erreichte schon jetzt einigermaßen einmalig: Als bundesweit erste Schule wurde St. Maximin von der Deutschen UNESCO gleich viermal als offizielles Projekt im Rahmen der Weltdekade der Vereinten Nationen 2005 – 2014 „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ auserkoren. Die Grundschule St. Paulin wurde derweil erstmals ausgezeichnet. Der Bundestagsabgeordnete Manfred Nink zitierte den Gründer der SOS-Kinderdörfer, Hermann Gmeiner: „Alles Große in unserer Welt geschieht nur, weil jemand mehr tut, als er muss“ – und das sei bei beiden Schulen klar der Fall und verdiene deshalb Anerkennung. Nink verwies auch darauf, dass viele Schüler über ihre Schulzeit hinaus dem Projekt verbunden blieben. „Sie sind ein Vorbild für uns alle“.

„Kindern Werte zu vermitteln bedeutet für uns, die Persönlichkeit des Einzelnen zu stärken“, erklärte der neue Rektor der Privatschule, Franz-Josef Becker. Die Schüler sollten lernen, Verantwortung zu übernehmen. Becker weiter: „Sie sollen bereit sein zu Empathie“. All diese Lerninhalte würden mit dem Projekt „Angalan“ vermittelt. Wengenroth dankte im Rahmen eines Festakts der Leiterin der Paulin-Grundschule für die „tolle Kooperation“. Gemeinsam wecke man nun bei jungen Menschen Hilfsbereitschaft und Mitgefühl. Der Projektleiter zitierte zum Abschluss Albert Schweitzer: „Wer die Ärmsten dieser Welt gesehen hat, fühlt sich reich genug zu helfen.“

Weitere Informationen über das Projekt „Angalan“ finden Sie auf folgender Webseite.

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