Kassel siegt in der Hitzeschlacht

Das gibt es nur ganz selten im Trierer Moselstadion: Trotz der 2:3-Niederlage am Samstag gegen den KSV Hessen Kassel verabschiedete das Publikum die Eintracht-Kicker mit Applaus in die Kabinen. Das Team von Cheftrainer Roland Seitz hatte den amtierenden Meister am Rande einer Niederlage, führte zwei Mal und agierte über weite Strecken entschlossen.„Ich kann es immer noch nicht fassen, dass wir verloren haben. Kassel schießt insgesamt vier Mal aufs Tor und trifft drei Mal. Das darf einfach nicht sein“, schüttelte Matthias Cuntz kurz nach dem Abpfiff enttäuscht den Kopf.

TRIER. Der vom österreichischen Zweitligisten SCR Altach gewechselte Ex-Karlsruher war einer von vier Neuzugängen in der Startformation und hinterließ dank seiner kompromisslosen Zweikampfführung und klugen Spieleröffnung im defensiven Mittelfeld an der Seite des ebenfalls guten Steven Kröner (musste in der 65. Minute mit Oberschenkelproblemen raus) einen viel versprechenden Eindruck. „Noch bin ich nicht bei 100 Prozent. Es wird aber von Spiel zu Spiel besser. Drei, vier Partien brauche ich noch“, meint Cuntz.

Bei seinen ebenfalls neu zum SVE gewechselten Teamkollegen Sylvano Comvalius im Angriff und Lars Bender auf der rechten Seite war das Bemühen deutlich zu erkennen – genauso wie beim sachlich und meist konzentriert agierenden Christoph Buchner. „Wir haben wieder Leute verpflichtet, die zuletzt nicht regelmäßig gespielt haben und erst Mitte oder gegen Ende der Vorbereitung zu uns gekommen sind. Es ist vollkommen klar, dass da nicht gleich alles klappen kann“, sagte Coach Seitz in seiner Analyse. Insgesamt befand der Trierer Übungsleiter nach der Hitzeschlacht vor 2047 Zuschauern im „Glutofen Moselstadion“: „Eigentlich hatte hier kein Team verdient gehabt, zu verlieren. Wir waren sogar näher am Sieg dran. Mein Team hat einen guten Job gemacht. Jetzt gilt es, aus den Fehlern zu lernen, lernen und nochmals zu lernen.“

Mit Alon Abelski als zweiter Spitze neben Comvalius startete die Eintracht äußerst druckvoll und hatte fast bis zur Mitte der ersten Hälfte das Geschehen fest im Griff. Nach einer Abelski-Ecke zielte Kröner knapp drüber (10.), eine Minute später scheiterte Abelski selbst aus der zweiten Reihe, in der 13. Minute wurde ein Schuss von Marco Quotschalla aus halblinker Position gerade noch von einem Kasseler Abwehrbein abgeblockt.

Der KSV Hessen deutete spielerische Stärke in der 20. Minute an. Auf Flanke von Tobias Becker köpfte Marcel Andrijanic knapp vorbei. Dem genauso wie Coach Jörg Großkopf und Teamkollege William Wachowski vom FC St. Pauli gewechselten Andrijanic unterlief in der 38. Minute nach Steilpass von SVE-Kapitän Fouad Brighache ein folgenschwerer Fehler, als er den Ball passieren ließ. Abelski steuerte alleine aufs Gehäuse der Nordhessen und machte das 1:0.

Die Trierer Führung hielt nicht lange. Fast mit dem Halbzeitpfiff von Schiedsrichter Thorsten Braun aus Saarbrücken überraschte Christian Henel Eintracht-Keeper Andy Lengsfeld mit einem platzierten 25-Meter-Schuss ins rechte untere Eck. Und noch ein Treffer in der ersten Hälfte. Nach einem lang gezogenen Freistoß von Cuntz pennte die Hintermannschaft des KSV und Comvalius lupfte zum 2:1 ein (45.+1).

Nach der Pause gelang es den Gästen, dank der Einwechslung des offensiver ausgerichteten Sechsers Gabriel Gallus mehr Druck aus dem Mittelfeld heraus zu entfachen. Der Ausgleich entsprang indes einem Handelfmeter. Bei einem Freistoß aus 18 Metern war die Hand von „Mauer-Mann“ Comvalius im Spiel – Andreas Mayer verwandelte sicher (56.) und benahm sich danach gründlich daneben. Mit provokanten Gesten lief er an die Eintracht-Fans auf der Gegengeraden vorbei und brachte die blau-schwarz-weißen Anhänger so auf die Palme.

Verbale Provokationen gab es indes aus beiden Fanblocks. Ansonsten blieb es aber knapp vier Monate nach dem Platzsturm einiger Kasseler Rowdies auf den Rängen ruhig. Im Vorfeld war das Match als Hochsicherheitsspiel eingestuft worden. Entsprechend groß war das Aufgebot an Sicherheitskräften.

Zurück zum Sportlichen: Das Geschehen flachte gegen Ende ab, beide Teams schienen dem insgesamt hohen Tempo Tribut zollen zu müssen. Umso überraschender das 2:3 in der 85. Minute. Nach Flanke von Florian Nagel kam der Ball zum eingewechselten Gallus, der drauf hielt aus 15 Metern drauf und traf. „Der Junge war sauer, nicht von Anfang an gespielt zu haben. Dann hat er aus lauter Wut den Ball ins Netz geschleudert. Solche Reaktionen wünsche ich mir als Trainer“, sagte KSV-Coach Großkopf in der Pressekonferenz. Sein Gegenüber Seitz sah trotz der Niederlage viel Positives: „Es hat schon einiges gepasst. Wir arbeiten jetzt in Ruhe weiter und werden dafür sicher in Kürze belohnt.“

Kommenden Samstag, ab 20.30 Uhr, müsste schon alles passen, um als Sieger den Platz zu verlassen. Dann ist Zweitligist 1. FC Köln im DFB-Pokal zu Gast im Moselstadion.

Christopher Felgen

Eintracht Trier: Lengsfeld – Brighache, Dingels, Buchner, Zittlau – Cuntz, Kröner (65. Kuduzovic) – Bender (61. Anton), Quotschalla – Abelski, Comvalius

Hessen Kassel: Nulle – Sauer, Wachowski, Müller, Becker – Marz (46. Gallus) – Schmeer, Nagel (90. Dawid), Andrijanic, Mayer (83. Dieck) – Henel

Tore: 1:0 Abelski (38.), 1:1 Henel (44.), 2:1 Comvalius (45.), 2:2 Mayer (56. Handelfmeter), 2:3 Gallus (85.)

Schiedsrichter: Thorsten Braun (Saarbrücken-Güdingen)

Zuschauer: 2047

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