Kandidat Ackermann?

TRIER. Kommende Woche treffen sich in Münster die katholischen deutschen Bischöfe zu ihrer Frühjahrs-Vollversammlung. Auf deren Tagesordnung steht auch die Wahl eines neuen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz. Als potenzieller Kandidat wird Stephan Ackermann gehandelt.

Wenn der Papst im Gästehaus wohne, könne er nicht in einem Palais residieren: Stephan Ackermann sieht sich unter Zugzwang. Archiv-Foto: Marcus StölbZwar gelten die Kardinäle von Köln, München und Berlin als natürliche Anwärter auf den Posten, doch während Joachim Meisner dieser Tage offiziell in den Ruhestand trat, gilt Reinhard Marx vielen innerhalb des Klerus schon jetzt als zu mächtig. Schließlich ist der vormalige Trierer Bischof einer von nur acht Kardinälen aus allen Erdteilen, die Papst Franziskus im vergangenen Jahr in seinen Beraterstab berief. Manche in der katholischen Kirche nehmen den sich zu seinen Trierer und frühen Münchner Zeiten eher als barocken Kirchenfürsten gerierenden Marx auch nicht die neue Bescheidenheit ab, die er seit der Wahl von Franziskus verbal demonstriert. Bliebe noch Rainer Maria Woelki aus Berlin, dem durchaus Chancen auf die Nachfolge des Freiburger Erzbischofs Robert Zollitsch als Chef der DBK nachgesagt werden.

Denkbar scheint aber auch, dass – wie im Fall des Mainzers Karl Lehmann, der erst spät zum Kardinal kreiert wurde, und Zollitsch erneut ein Bischof zum Zuge kommt, der noch kein Purpur trägt. Gehandelt werden hier vor allem der Osnabrücker Franz-Josef Bode, dessen Vornamensvetter Overbeck aus Essen und der Trierer Bischof Stephan Ackermann. Letzterer könnte für sich ins Feld führen, dass er vor allem aufgrund seiner Funktion als Missbrauchsbeauftragter der Bischofskonferenz inzwischen einen gewissen Bekanntheitsgrad über Kirchenkreise hinaus genießt. Zudem distanzierte sich Ackermann früh und vernehmbar vom umstrittenen Limburger Noch-Bischof Franz Tebartz-van Elst. Dass dessen größte Unterstützer innerhalb der DBK nicht mehr viel zu sagen haben, wie etwa Meisner, oder aber im fernen Rom schalten und walten, wie der frisch gebackene Kardinal Gerhard Ludwig Müller oder Erzbischof Georg Gänswein, könnte Ackermann zupass kommen. Allerdings hat der Trierer auch ein Problem: Würde er an die Spitze der DBK rücken, müsste ein neuer Mann für die undankbare Aufgabe des Missbrauchsbeauftragten gefunden werden, und das ist nun wahrlich keine Funktion, nach der sich innerhalb des Episkopats jemand reißen würde.

Nachfrage im Trierer Bischofshof, knappe Antwort von Sprecher Dr. André Uzulis: „Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass sich Bischof Ackermann im Vorfeld der DBK-Vollversammlung nicht zur anstehenden Wahl eines neuen Vorsitzenden äußern wird, auch nicht zu seiner Funktion als Missbrauchsbeauftragter“. Und damit auch nicht zu der Frage, ob er grundsätzlich als Zollitsch-Nachfolger zur Verfügung stünde und wie lange er seine Aufgabe als Missbrauchsbeauftragter noch auszuüben gedenkt. Allerdings ist der Vorsitz der DBK auch kein Amt, an dem man als Bischof allzu offenkundiges Interesse zeigen sollte, ansonsten man im Zweifel wohl den Kürzeren zieht. Diese Erfahrung musste schon Reinhard Marx machen, als er vor sechs Jahren gegen Zollitsch unterlag.

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