Im Osten was Neues
GARTENFELD. Das Geschäft heißt „Gusto Antico“, was so viel heißt wie „ursprünglicher Geschmack“. Nach dem Geschmack von Freunden naturbelassener und organischer Produkte dürfte das Konzept sein, das dahinter steckt.
Denn in dem neuen Geschäft im Gartenfeld gibt es ausschließlich Produkte, die direkt von den Erzeugern vor Ort bezogen werden und deren Verpackungen fast allesamt komplett biologisch abbaubar oder recyclebar sind. Ausgewählte Spezialitäten von fast 30 kleineren und mittleren Produzenten aus Italien und dem Iran finden sich im Sortiment, vom Balsamico-Ketchup aus Modena über sizilianische Pistazien-Creme bis zu Panettone aus Terracina, einer Hafenstadt 100 Kilometer südöstlich von Rom. Trüffel-Risotto gibt es ebenso zu kaufen wie Prosecco der Marke „La Farra“ oder Ales von San Biago.
Zwei Tage vor der Eröffnung seines Ladenlokals hat Heidar Razavinia, genannt „Vali“, nicht nur alle Hände voll zu tun, er muss auch weiter zittern. Denn ein Teil der Ware, die er ab diesem Samstag im Gartenfeld anbieten möchte, stecke aufgrund eines Streiks im italienischen Straßentransport fest, berichtet der gebürtige Iraner, der seit fast einem Vierteljahrhundert in Trier lebt und in „seinem“ Viertel nun unternehmerisch tätig wird. Gemeinsam mit seiner Frau Annalisa Fusco, die aus Terracina stammt.
Doch hinter „Gusto Antico“ steckt auch eine Idee: „Uns geht es darum, dass biologische und organische Produkte, die ihren ursprünglichen Geschmack behalten, weil sie ohne Geschmacksverstärker, Konservierungsstoffe oder durch den Zusatz von Farben auskommen, in Trier zu haben sind“, erklärt Heidar Razavinia. Doch mehr noch gehe es ihm und seiner Frau darum, kleinen Produzenten eine Möglichkeit zu bieten, ihre Waren zu exportieren und so einen größeren Absatz zu erzielen. Denn bei den regelmäßigen Reisen nach Italien habe er erlebt, wie ein kleiner Produzent nach dem anderen aufgeben musste. Viele bäuerliche Betriebe hätten geschlossen, andere seien von Großunternehmen oder gar Konzernen aufgekauft worden und hätten so nicht nur ihre Tradition, sondern meist auch ihren Namen verloren. „Bei uns behält jedes einzelne Produkt seinen Namen“, betont Razavinia und versichert, dass er und seine Frau den direkten Draht zu den Erzeugern pflegen. „Wir haben alle Produzenten besucht und uns vor Ort erst von der Qualität der jeweiligen Produkte überzeugt“, berichtet der 53-Jährige, der erst vor wenigen Tagen aus Italien zurückkehrte. So gibt es nun bei ihm Oliven-Seife zu kaufen und Öl mit eingelegten weißen Trüffeln findet sich ebenfalls im Angebot. Auf Bestellung besorgt er auch persischen Kaviar oder Pistazien aus dem Iran.
Dass Razavinia sich für ein Ladenlokal in der Gartenfeldstraße entschied, hatte verschiedene Gründe. Zum einen seien vergleichbare Flächen in der Innenstadt bekanntlich kaum erschwinglich, zum anderen hätten er und seine Frau sich ganz bewusst für Trier-Ost entschieden. „Wir gehören zu diesem Viertel und es muss sich ja auch nicht alles auf die Fußgängerzone konzentrieren“. An diesem Samstag wird Ortsvorsteher Dominik Heinrich das Geschäft offiziell eröffnen, ab 11 Uhr wird die Ladentür offen stehen. Nicht ausgeschlossen, dass dann in einigen Regalen noch Lücken klaffen werden. Denn ob es die noch ausstehende Ware pünktlich aus Italien ins „Rom des Nordens“ schafft, war am Donnerstagnachmittag nicht absehbar.
von Marcus Stölb