„Ich erwarte, dass etwas Neues entsteht“

Im November sind mehr als 6.000 Trierer Jugendliche dazu aufgerufen, erstmals eine eigene Vertretung zu wählen. Noch ist unklar, wer zur Wahl stehen wird, doch mit dem heutigen Start der Bewerbungsphase tritt das Projekt Jugendvertretung in eine vorentscheidende Phase. Bis zum 19. Oktober können Trierer im Alter zwischen 10 und 17 Jahren ihre Kandidatur anmelden. Mindestens 22 Kandidaten sollten es schon sein, denn so viele Sitze soll das neue Gremium haben. Die Verantwortlichen sind optimistisch, dass sich genügend Interessenten melden werden, und Bürgermeisterin und Wahlleiterin Angelika Birk gibt schon mal ein sehr ambitioniertes Ziel aus.

TRIER. Deutschlands Jugend ist tendenziell apolitisch. Zu diesem Fazit kam die „Shell Jugendstudie 2010“. Doch die Untersuchung lieferte auch so etwas wie Anzeichen für eine moderate Trendwende: Auch wenn das politische Interesse bei Jugendlichen weiterhin deutlich unter dem Niveau der 1970er und 1980er Jahre liege, sei doch der Anteil der politisch Interessierten im Vergleich zu 2002 und 2006 wieder leicht angestiegen. Demnach interessiert sich inzwischen immerhin rund jeder fünfte der 12- bis 14-Jährigen für Politik, und bei den 15- bis 17- Jährigen sollen es mittlerweile wieder mehr als 33 Prozent sein.

Wie hoch das politische Interesse der Trierer Jugend ist, lässt sich bislang nicht beziffern. Einen wichtigen Anhaltspunkt könnte jedoch die Beteiligung an der ersten Wahl der neuen Jugendvertretung liefern. An vier Tagen im November sind insgesamt 6.560 Jungen und Mädchen dazu aufgerufen, über die Zusammensetzung des Gremiums zu entscheiden, und Bürgermeisterin Angelika Birk (Bündnis 90/Die Grünen) wagte am Montag schon mal eine Prognose: 30 Prozent der Wahlberechtigten sollten schon zu den Urnen schreiten, die in allen weiterführenden Schulen der Stadt aufgestellt sein werden erklärte sie im Rahmen einer Pressekonferenz. Dann sei sie zwar noch nicht zufrieden, doch für den Einstieg halte sie eine solche Beteiligung für realistisch, so Birk.

Über die Beteiligung dürften nicht zuletzt Bekanntheitsgrad, Vernetzung und Zugkraft der Kandidaten entscheiden, doch die müssen erst einmal gefunden werden. Mit dem heutigen Tag startet die Bewerbungsphase. Kinder und Jugendliche, die am 11. Oktober schon 10 aber noch nicht 18 Jahre alt sein werden und mit ihrem Wohnsitz in Trier gemeldet sind, dürfen ihren Hut in den Ring werfen. Wer im Alter von 17 Jahren gewählt wird, darf bis zum Ende der zweijährigen Wahlperiode der Jugendvertretung angehören.

Bürgermeisterin will „keinen Abklatsch“

Für die beiden Altersgruppen  (10 bis 13 und 14 bis 17 Jahre) sollten sich jeweils mindestens elf Kandidaten melden, denn 22 Mitglieder wird die Jugendvertretung zählen. Sie sei optimistisch, dass sich ausreichend Bewerber fänden, erklärte Stadtjugendpflegerin Susanne Schmitz am Montag. Zwar wolle sie nicht verhehlen, dass bei Informationsveranstaltungen an Schulen zunächst oft etwas Skepsis zu spüren sei, doch mit der Information steige auch das Interesse. So will man denn in den kommenden Wochen und Monaten umfassend über das anstehende Wahldebüt informieren, vor allem über die neuen Beteiligungsmöglichkeiten, welche die Vertretung den Kindern und Jugendlichen bringen soll.

Die sollen künftig eigene Anträge in den Stadtrat einbringen und diese auch erläutern können, erläuterte Mascha Gorges von der Geschäftsstelle der Jugendvertretung, die beim Verein „Mobile Spielaktion e.V.“ angesiedelt ist. Bis zu fünf Mal im Jahr werden sich die 22 Vertreter zu öffentlichen Sitzungen treffen und sich mit eigenen Ideen in die Stadtpolitik einbringen können. „Viele Kinder und Jugendliche möchten sich politisch engagieren“, ist Birk überzeugt, doch stünden sie den bestehenden Strukturen eher skeptisch gegenüber. In der neuen Vertretung sollten sie als „Experten in eigener Sache“ (O-Ton Birk) agieren und werden auch über ein Projektbudget von 5.000 Euro verfügen. Grundsätzlich sei die Meinung der Kinder und Jugendlichen zu allen Themen der Kommunalpolitik gefragt. Birk will „keinen Abklatsch“ der bestehenden Strukturen, etwa einen Junior-Stadtrat. „Ich wünsche, dass etwas Neues entsteht“.

Umfassende Informationen zur neuen Jugendvertretung und den anstehenden Wahlen gibt es auf folgender Homepage.

Weiterer Beitrag zum Thema: Triers Jugend soll sich Gehör verschaffen

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